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Vom Film zum Buch

Umgestaltung einer Buchhandlung in Bonn
Vom Film zum Buch

Das frühere Metropol-Kino in Bonn wird nun als Buchhandlung genutzt. Geblieben ist die glamouröse Raumwirkung des historischen Lichtspieltheaters mit Rang, Balkon und Bühne, unterstützt von neuer Technik: LED-Rolltreppen bringen die Kunden von einem Punkt zum anderen.

Der Umgestaltung des Bonner Metropol-Kinos gingen jahrelange Debatten in Bürgerschaft und Politik voraus. Das denkmalgeschützte, aber nur in Teilen Original-Substanz aufweisende Gebäude stiftete für viele Menschen Identität, sollte aber nicht mit öffentlichem Geld erhalten werden. Schließlich wurde das ehemalige Lichtspieltheater von 2009 bis 2010 in eine Buchhandlung verwandelt – sie dürfte zu den schönsten ihrer Art zählen. Der Raum im Stil des Art déco erinnert an die große Zeit des Kinos, als Charlie Rivel und Zarah Leander persönlich anreisten, um sich von Zuschauern feiern zu lassen.

1890 wurde das Metropol als Geschäftshaus errichtet, Ende der 20er-Jahre zum Lichtspieltheater umgebaut. Nach dem Krieg rasch instandgesetzt, diente das Metropol auch für Konzert- und Varietéveranstaltungen. In den 80ern wurde der Kinobetrieb aufgegeben. Nach teilweisem Abbruch und anschließend originalgetreuer Rekonstruktion wurde das Filmtheater 1990 wiedereröffnet, 2006 dann endgültig geschlossen: Dem damaligen Eigentümer fehlte das Interesse am Betrieb, dem Theater das Publikum. Von 2006 bis 2009 stritten Bürger, Politik und Investoren um die künftige Nutzung des Gebäudes – auch vor Gericht. 2010 war der Umbau durch Interboden Innovative Gewerbewelten beendet, die das Gebäude seither an die Buchhandelskette Thalia vermietet.
Schöne Aussichten
Um rund 2 500 m² Verkaufsfläche und das Café im ersten Obergeschoss durchgehend und barrierefrei zu erschließen, stattete Kone die öffentlichen Bereiche der Buchhandlung mit vier LED-beleuchteten Rolltreppen und einem Aufzug aus. Die teilverglaste Kabine erlaubt den Besuchern in allen Etagen verlockende Ausblicke auf die Auslagen. Die Notwendigkeit, die Besucher in einem Gebäude von A nach B zu transportieren, wird dazu genutzt, ihnen Waren zu präsentieren und verkaufsstimulierende Eindrücke zu schaffen. Diese Idee ist nicht neu, aber selten so konsequent umgesetzt worden. Wer sich durch die Buchhandlung bewegt, erlebt zwischen Balkonlogen, Rolltreppen und Büchern immer wieder neue Perspektiven, ein Spiel der Formen und Farben, von Nähe und Distanz.
Das Untergeschoss sieht auf den ersten Blick nach der typisch quietschbunten Dekoration einer Kinder- und Jugendabteilung aus, wandelt sich in unmittelbarer Nähe, gesehen mit dem Blick des Fotografen, in eine Landschaft expressiver Kraft: blutroter Boden, sprengende Linien, Zacken, die sich vor das Auge des Betrachters schieben – und darin in leuchtendes Blau getaucht das Stufenband. Noch lohnender ist die Fahrt hoch in den Rang, wo man den ganzen Saal umrunden kann – ein nachträglich eingesetzter Balkon auf der Bühnenseite und Durchgänge hinter den Orgelprospekten machen es möglich. Die geschwungenen hölzernen Balkone, der blattgoldbesetzte Bühnenrahmen und die weiße, lüstergeschmückte Kuppel, eingefasst von einem goldenen Lichtband, schaffen einen prächtigen Rahmen für die Bücher, die ringsum in langen Regalen auf ihre Käufer warten.
Dynamische Verkaufshilfen
Beim Umbau blieb ein Großteil der Dekoration des Kinorunds erhalten, der auf fast spektakuläre Weise von drei Rolltreppen durchquert wird. Deren Bedeutung wandelt sich mit Perspektive und Stimmung des Besuchers. Sie transportieren und orientieren, verschaffen kurze Verschnaufpausen und reizen, sich im breiten Sortiment weiter umzuschauen.
Eingebaut wurde im Verkaufsbereich ein maschinenraumloser Kone Aufzug: MonoSpace Special (1 000 kg; 13 Personen; Durchlader, Kabine, Portale und Schacht teilverglast). Im nicht öffentlichen Bereich kam ein MaxiSpace ohne Maschinenraum und ohne Gegengewicht (400 kg; sechs Personen) zum Einsatz. Bei den Rolltreppen spielten die gegenüber Wettbewerbern geringeren Einbaumaße eine Rolle: Der innenliegende Antrieb liegt bei ECO3000 nicht vor, sondern in dem Stufenband. Das Rolltreppenmodell wurde für Kaufhäuser konzipiert, bietet eine Stufenbreite von 800 mm und eine Neigung von 35 Grad. Als Sonderausstattung kamen blaue LED-Stufenbandbeleuchtung sowie eine Untersichtbeleuchtung durch LED-Spots zum Einsatz.
Architekt: Dipl.-Ing. Thomas Michael, Köln
Innenraumplanung: Architekt Roland Müller, Douglas Holding, Hagen
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