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Regenrinnen statt Regenkanal

Neubaugebiet Sennfeld in Unterfranken
Regenrinnen statt Regenkanal

Wie bei der Erschließung eines Neubaugebietes ganz auf Regenwassergrundleitungen verzichtet werden kann, zeigt ein Beispiel in Sennfeld: Das Wasser von Hausdächern und versiegelten Oberflächen wird mit einem Entwässerungssystem „abgeholt“ und oberflächennah zur Sickermulde gebracht – eine Voraussetzung, dass die Mulden flach ausgeführt werden können.

Klaus W. König / be

In Fachkreisen schon eine Binsenweisheit: Regenwasser gehört nicht in den Kanal. Eine der Möglichkeiten, es dezentral zu bewirtschaften, ist die Verdunstung und Versickerung in bewachsenen Bodenmulden. Das schont die Umwelt und spart Kosten. Wo über bewachsene Bodenmulden Regenwasser gesammelt und versickert wird, ist auch gewährleistet, dass neben der Grundwasserneubildung die Verdunstung bis hin zur Wolkenbildung in ausreichendem Maße stattfindet.
Es ist umweltpolitische Zielsetzung bei Regenwassermanagement in Siedlungsgebieten, dass nach der Bebauung nicht mehr Regenwasser vom Grundstück abfließen soll als zuvor. Wenn wie hier in Sennfeld auf Regenwasser führende Grundleitungen in den Grundstücken und auf Regenkanäle in den Straßen verzichtet wird, ist auch der Eingriff in die Natur minimiert. Ausgleichsmaßnahmen gemäß Naturschutzgesetz § 8a, die von der unteren Naturschutzbehörde für Neubaugebiete festgesetzt werden, können so minimiert werden. Dies verringert letztendlich den Preis für die Baugrundstücke.
Thomas Bernhard, Leiter des Bauamtes in Sennfeld, weiß, dass neben den Kosten nicht der wasserwirtschaftliche Aspekt, sondern die Erlebnisqualität für die Käufer ausschlaggebend ist. „Wir werben im Internet mit dem schön durchgrünten Baugebiet Rempertshag. Das Graben- und Muldensystem steht nach heftigem Niederschlag zwar kurzzeitig voll Wasser, ist aber grundsätzlich eine Durchgrünung der Siedlung.“ In Absprache mit der unteren Naturschutzbehörde sind „natürliche Formgebung durch geschwungene Uferlinien und Erdmodellierung“ in Verbindung mit der Anlage des Muldensystems mit Regenrückhaltebecken bzw. Grabenaufweitung“ ein Teil der Ausgleichsmaßnahmen. Anstatt zusätzlich Ausgleich zu verursachen, wird hier die Regenentwässerung ein Teil der Ausgleichskosten – und spart damit doppelt Erschließungskosten ein.
Rinnen ersetzen Rohre
In Sennfeld-Rempertshag geht es um ein Wohngebiet von 23 Hektar mit 200 Eigenheim-Baugrundstücken; insgesamt entstehen 295 Wohneinheiten. Die Erschließung wurde im Sommer 2008 abgeschlossen, eine verkehrsberuhigte Straßenführung integriert. Nur die beiden nach außen führenden Verbindungsstraßen sind asphaltiert, alle anderen sind als Wohnstraßen gepflastert. Generell entwässern die Fahrbahnen direkt über die Schulter in Gräben.
An einigen Garagen- und Hofeinfahrten müssen befestigte Flächen mit dem Regenabfluss durchquert werden. „Im Bereich der Zufahrten wird die Ableitung des Regenwassers mittels einer Kastenrinne realisiert“, heißt es dazu in den Hinweisen des Bebauungsplanes. Diese oben offene Art der Ableitung für Regenwasser muss nicht in frostfreier Tiefe verlegt werden. „Damit bleibt das Wasser nahe an der Oberfläche. Die Gräben und Mulden können flach gehalten werden“, sagt Matthias Kirchner, Bauleiter des Planungsbüros Hahn & Kollegen aus dem benachbarten Bad Kissingen. Er ist nicht zum ersten Mal verantwortlich für diese Art von Erschließungsplanung. „Wir haben bereits in den Gemeinden Oerlenbach, Euerbach und Markt Werneck ein solches Konzept realisiert und gute Erfahrungen damit gemacht. Für das Baugebiet Am Bahnhof wurde Oerlenbach im Bayerischen Staatsministerium mit dem von E.ON Bayern gestifteten Innovationspreis ausgezeichnet!“
Da die Einfahrten befahrbar sein müssen, das Pflaster optisch aber durchlaufen sollte, wurden die Rinnen vom Hersteller mit einer erhöhten Zarge ausgestattet, die den Plastersteinen seitlich Halt geben. „Dies gewährleistet die Entwässerung über Schlitze zwischen den Steinen in die Rinne. Am Rinnenanfang und -ende wurde ein schräg geschnittenes Böschungsstück für den Wasserauslauf gefertigt“, sagt Matthias Fritz, Objekt-Manager beim Rinnen-Hersteller Birco. Die äußeren Rinnenenden sind mit einer geschlossenen Tränengussplatte, die später mit der Erde überdeckt wird, eingebaut. Konkret verwendet wurden die Rinnensysteme Birco SIR, NW 200 und NW 300 sowie Bircolight NW 150 jeweils mit Aufschwemmsicherung.
Kaskaden der Regenrückhaltung
Die Planer haben Regenrückhaltebecken am Rande der Siedlung so geplant, dass die Entwässerung aus dem bebauten Gebiet heraus mit ausreichend Gefälle erfolgt. Die Art der bewachsenen Entwässerungsgräben gewährleistet Versickerung und Verdunstung des Regenwassers zu einem großen Teil unterwegs auf einer Gesamtlänge von 4 500 m. Nur bei so genannten „Jahrhundertregen“ wird ein Abfluss bis zu den drei Rückhaltebecken stattfinden. Sie haben eine Kapazität von zusammen 1 200 m³.
bba-Infoservice Rinnensysteme Regenwasser 584
Planung: Hahn & Koll. Architekten, Bad Kissingen
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