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Aufgereihte Fahnen

Neubau eines Bank- und Ärztegebäudes in Hall in Tirol
Aufgereihte Fahnen

Das Gebäude am Milsertor in Hall ist ein echter Hingucker. Auf einem trapezförmigen Grundriss erhebt sich der drei- stöckige Bau, dessen spitze Ecken mit besonderen Sonnenschutzlamellen ausgestattet wurden. Maßgefertigte Faltschiebeläden, die zeitweise wie aufgereihte Fahnen nach außen ragen, sorgen für Sonnenschutz und Transparenz zugleich.

Wolfgang Egenberger/jo

Es war keine einfache Aufgabe, der sich die Planer vom Architekturbüro Orgler TZ-GmbH aus Innsbruck gegenüber sahen. Auf einem Eckgrundstück nahe der denkmalgeschützten Altstadt des mittelalterlichen Städtchens Hall sollte ein modernes Gebäude entstehen, in dem neben der Raiffeisen Regionalbank Hall auch mehrere Arztpraxen ihr Domizil finden sollten.
Planer Walter Niederist: „Wir wollten keine Anbiederung, aber auch nicht alles Vorhandene negieren. Wir wählten eine einfache Grundform, die Mittelzone wurde akzentuiert und die Ecken optisch aufgelöst.“
Als Gestaltungselement für die zum Teil spitzwinkligen Gebäudeecken entschieden sich die Planer für Faltläden, die sich je nach Lichtverhältnissen entweder ausfalten und wie eine Hülle vor die Fassade legen oder sich so zusammenfalten, dass sie aus dem Gebäudeinneren betrachtet fast unsichtbar werden.
Die einzelnen Faltelemente sollten die Fassadengestaltung der Gebäudelängsseiten aufnehmen und weiterführen. Mehrere helle Betonriegel sind hier streifenförmig in Längsrichtung über die gesamte Gebäudehöhe angeordnet. Die Höhe und Aufhängung der Faltläden greift diese Streifenstruktur auf und variiert sie durch die laufenden Positionswechsel stets aufs Neue.
Nicht von der Stange: Lamellen aus Plexiglas
Schnell war klar, dass man eine solch „bewegte“ Konstruktion nicht von der Stange bekommen kann, sondern nach Maß fertigen muss. Mit Colt International holte sich das Planungsbüro einen erfahrenen Partner ins Boot, der weltweit eine Vielzahl von Sonnenschutzprojekten erfolgreich konstruiert und realisiert hat. Sie überzeugten die Planer, als Material für die Faltlamellen Plexiglas zu wählen anstelle von Blech oder Faserzement. Das sorgt bei geschlossenen Lamellen für ein angenehmes diffuses Licht im Gebäudeinneren. Insgesamt wurden 1 504 Elemente vom Typ Satinice WH10DC verbaut. Die Materialstärke jeder Platte beträgt 6 mm, jedes Faltelement besteht aus zwei Platten, die mit neu entwickelten Scharnieren über gummigelagerte Punkthalter miteinander verschraubt sind.
Die komplette Lamellenkonstruktion wurde als Sekundärfassade an bauseits vorhandene Schwertkonstruktionen befestigt. An zwei Gebäudeecken wurden jeweils drei Stockwerke mit Faltlamellen eingehüllt, an der Eingangsseite zwei Stockwerke. Insgesamt handelt es sich um 18 Flächen, die alle individuell eingestellt werden können. Dies kann über eine zentrale Steuerung oder aber manuell erfolgen, je nach Wunsch der Gebäudenutzer. Bei der Öffnung und Schließung der Faltelemente ist jeweils ein Pfosten starr und einer beweglich. Sind die Lamellen geöffnet, so verschwinden sie hinter den Fassadenprofilen. Auf diese Weise ist der freie Blick von innen nach außen gewährleistet.
Konstruktion und Materialien
Herzstück der Konstruktion ist ein neu entwickeltes Schubsystem. Zunächst wurden an den Konsolen der bauseitigen Gitterroststege Konsolen angesetzt, die die Führungsschienen (105 x 70 mm) aufnehmen. Zwischen den pro Geschoss montierten oberen und unteren Schienen wurde ein Teil der Pfostenprofile (50 x 50 mm) in starrer Form montiert. Innerhalb der Führungsschienen wiederum befinden sich durch Zahnriemen angetriebene Schubstangen in Form von Laufwagen. Diese halten mittels Aufnahmebügel die beweglichen Pfostenprofile und treiben sie nach Bedarf an. Die komplette Bewegungsmechanik ist so vor Wasser und Schnee geschützt ist.
Die natur eloxierten (E6/EV1) Führungsschienen bestehen aus Systemprofilen der Legierung AlMgSi 0,5. Alle Pfosten bestehen aus Quadratrohren (Abmessung 50 x 50 x 4 mm), die an die Geschosshöhe angepasst sind. Die Oberfläche dieser Tragprofile ist ebenfalls natur eloxiert (E6/EV1). Alle Profile sind so montiert, dass mögliche Spannungen aus temperaturbedingten Längenveränderungen aufgenommen werden.
Das A und O der Steuerungsmechanik ist der verlässliche Gleichlauf der einzelnen Tragprofile. Der eigentliche Antrieb eines jeden Faltlamellenelementes – also der Gesamtheit der Faltläden pro Etage und Gebäudeecke – befindet sich immer an der hervorspringenden, abschließenden Wandscheibe. Dort wird ein Motor mit einem Kegelradgetriebe an der unteren Führungsschiene angeflanscht und unter einer Abdeckung aus Edelstahl verborgen. Die beweglichen Pfosten sind dann sowohl oben als auch unten über eine Synchronwelle und weiterer Antriebselemente miteinander verbunden.
Was am Neubau der Raiffeisen Regionalbank in Hall in Tirol entstanden ist, erfüllt gleichermaßen den hohen Anspruch von Bauherren und Architekten an ein unverwechselbares Gebäudedesign als auch an eine zeitgemäße und nachhaltige Energiebilanz. Die Reduktion der Wärmelast durch Sonneneinstrahlung wird durch die Gebäudehülle aus Faltlamellen optimiert, gleichzeitig überzeugt der Bau durch die spielerische Form, die für die Sonnenschutzkonstruktion gefunden und umgesetzt wurde.
Architekten:
Architekturbüro Orgler TZ-GmbH, Innsbruck
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