Wohnen im Walfisch - Neues Wohngebäude von Orange Architecs

Im Hafen von IJburg haben Orange Architects mit »Jonas‘« ein prägnant geformtes Gebäude realisiert, das 273 Wohnungen sowie vielfältige gemeinschaftlich genutzte Flächen beherbergt. Das Haus ist als »lebendige Landschaft« konzipiert und soll vor allem das soziale Miteinander der Bewohner fördern. Spektakulär ist u.a. ein innenliegender, von oben belichteter Raum, der sich über die gesamte Höhe des Gebäudes erstreckt und Assoziationen an eine Schlucht weckt.

Das Viertel IJburg ist ein relativ neues Stadtentwicklungsgebiet in Amsterdam und befindet sich auf mehreren künstlichen Inseln im IJmeer östlich des Stadtzentrums. Die Planung des Viertels begann in den 1990er Jahren; die ersten Bewohner zogen in den frühen 2000er Jahren ein.

Die inzwischen weitgehend abgeschlossene Planungsphase 1 sah 18.000 Wohnungen für 45.000 Einwohner vor – einschließlich Infrastruktur wie Schulen, Bibliothek, Sportstätten, Badestrand und Geschäften. 2022 hatte IJburg knapp 24.000 Einwohner. Weitere Inseln mit Wohnungen für 20.000 Einwohner wurden im Nordosten aufgespült.

Das gemischt genutzte Gebäude »Jonas‘« von Orange Architects bildet den Abschluss der Entwicklung rund um den Hafen von IJburg, der im Zentrum der Insel liegt.

Attraktive Gemeinschaftsflächen 

„Der Name »Jonas‘« bezieht sich auf die Geschichte von Jonas und dem Walfisch“, so Orange Architects zum Namen des Projekts. „Er steht für Abenteuer, aber auch für Schutz und Geborgenheit in einem großen Körper. Ein imposantes Gebäude mit einem warmen Herzen und einem Wohnkonzept, das auf Verbindung setzt.“

Die 273 Wohnungen, die über das gesamte Gebäude verteilt sind, bestehen aus 190 Mietwohnungen im mittleren Preissegment und 83 Eigentumswohnungen, die von kompakten Wohnungen bis hin zu frei teilbaren Lofts reichen. Die Mietwohnungen sind relativ klein, bieten aber dank der vielen Gemeinschaftseinrichtungen – dazu gehören u.a. ein Entspannungsraum, ein Arbeitsbereich, zwei Gästezimmer, ein gemeinsames Wohnzimmer mit Kaffeebar, die »Waldterrasse«, der Strand und die Bar auf dem Dach, ein Kino sowie gemeinschaftlich genutzte Autos – viel Wohnkomfort. 

Spektakulär ist zudem die »Schlucht« mit »Bergpfad«. Ein hoher Raum, der sich über die gesamte Höhe des Gebäudes erstreckt und von einem verglasten Dach gekrönt wird, ist vollständig mit naturfarbenen Holzlatten verkleidet, die Assoziationen an eine Schlucht wecken. Um ihn herum gruppieren sich die Wohnungen und Gemeinschaftsräume mit ihren Eingängen. Dieser beeindruckende Raum bildet das Rückgrat des Gebäudes und verbindet den Sockel, in dem sich Cafés, Büros, das Kino und das gemeinsame Wohnzimmer befinden, mit dem Rest des Gebäudes. Vom Wohnzimmer aus führt eine Treppe in den ersten Stock, von wo aus wiederum der »Bergpfad« durch das Gebäude zum Strand auf dem Dach führt.

Verbindung mit der Nachbarschaft

Das Gefühl der Zugehörigkeit wird durch die Gemeinschaftsmanager verstärkt, die als Ansprechpartner für die Bewohnerinnen und Bewohner fungieren. Sie organisieren regelmäßig Veranstaltungen für »Jonas‘« und die Nachbarschaft; außerdem können die Bewohner auch eigene Aktivitäten initiieren.

Auf diese Weise wird das neue Gebäude zum Wohnzimmer von IJburg und hat auch der Nachbarschaft viel zu bieten. Ein Felsen, der als Eingang zur Tiefgarage dient und gleichzeitig eine lange Sitzbank auf dem Vorplatz bildet, kündigt das »Jonas‘« zur Straße hin an. Der Vorplatz selbst fungiert als dreidimensionaler Spielplatz und bietet Raum für allerlei besondere Aktivitäten wie Filmvorführungen und Veranstaltungen. Die grüne Landschaftsgestaltung mit schattenspendenden Bäumen lädt zum Verweilen ein, und im Sommer gibt es sogar einen Stadtstrand am Kanal. Die Gewerbeflächen im Sockel beherbergen zudem Funktionen, die den Bewohnern des Viertels zugute kommen. 

Reminiszenz an traditionelle Holzschiffe

„Das Raumkonzept von Jonas‘ basiert auf der Konstruktion traditioneller Holzschiffe“, so Jeroen Schipper, Partner von Orange Architects. „Ein Skelett aus aneinandergereihten Fachwerkbindern bildet die Hauptstruktur. Auf diese Weise konnten große Hohlräume – wie die Schlucht oder der Waldhof – aus dem Volumen herausgearbeitet werden.“

Mit seinem rautenförmigen Volumen hat das Gebäude ein markantes skulpturales Aussehen. „Es bringt auf unverwechselbare Weise die Themen des Ortes zum Ausdruck: das Wasser, die Kaianlagen und das Schiffbauhandwerk“, so Orange Architects. Durch die unregelmäßige Anordnung der Öffnungen entsteht der Eindruck, dass sich die Fenster über die Außenhaut wellen. Die Fassade ist mit dunklem, vorbewittertem Zink verkleidet und hebt sich vom Boden ab.

Höchste Nachhaltigkeitsbewertung

»Jonas‘« hat die höchste erreichbare Bewertung im Bereich Nachhaltigkeit und Innovation erhalten: das BREEAM Outstanding Design und BREEAM Outstanding Post-Construction Zertifikat. 

Das Null-Energie-Gebäude verfügt über eine große Anzahl von Sonnenkollektoren auf dem Dach. Die nachhaltige Energie wird unter anderem für die mechanischen Anlagen und das Beleuchtungssystem genutzt. Außerdem ist ein Niedertemperatur-Heizsystem an das öffentliche Wärmenetz angeschlossen. Für die Kältespeicherung wird Wasser aus der Umgebung genutzt: Thermische Energie aus Oberflächenwasser (TEO). Damit können die Häuser sowohl geheizt als auch gekühlt werden. Eine Wasserschicht, die über das verglaste Dach über der Schlucht fließt, schafft ein angenehmes Ambiente und kühlt im Sommer das Glas über der Schlucht.

Neben der zukunftssicheren Energieversorgung zielt der Entwurf auch auf die Reduzierung des Materialeinsatzes und die Wiederverwendung von Rohstoffen ab. Die Umweltverträglichkeit der Materialien war ein wichtiges Auswahlkriterium. Außerdem wurden der Schattenpreis – also der Preis, der soziale Kosten und Nutzen widerspiegelt – und der Kohlenstoff-Fußabdruck der Baumaterialien ständig überwacht und optimiert.

Lebendige Landschaft

Gemeinsam mit seiner Umgebung bildet das Gebäude eine »lebende Landschaft«, was sich u.a. an der Gestaltung des Vorplatzes, des Wasserspielplatzes, der Waldterrasse und des Dachstrandes zeigt. Die Landschaftsgestaltung ist naturnah und zielt darauf ab, die ökologischen Werte des Gebietes zu stärken. So wird zum Beispiel die Bepflanzung mit einheimischer Ufervegetation vorgenommen. Darüber hinaus werden im Wasser Muschelriffe angelegt, um die Wasserqualität auf natürliche Weise zu verbessern und die Artenvielfalt zu erhöhen.