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Transformierter Brutalismus - Der »Bunker Tower« in Eindhoven

Sanierung und Erweiterung eines Uni-Gebäudes durch einen Wohnturm in Eindhoven
Transformierter Brutalismus

In Eindhoven hat das niederländische Architekturbüro Powerhouse Company ein brutalistisches Uni-Gebäude aus den 1960er-Jahren umfassend transformiert: Die ursprüngliche Betonstruktur wurde sorgfältig restauriert und durch einen neuen, 100 Meter hohen Wohnturm ergänzt.

Das monolithische Bestandsgebäude stammt von Hugh Maaskant, einem der berühmtesten und produktivsten niederländischen Architekten des 20. Jahrhunderts. Seine Bauten – kühne architektonische Statements, die den Optimismus der Nachkriegszeit widerspiegeln – wandelten sich im Laufe seiner Karriere von einer modernistischen hin zu einer brutalistischen Ausdrucksweise. Das 1969 entworfene Studentenwerk für die neue Technische Universität Eindhoven fällt in die letztere Kategorie.

Das Gebäude, das schnell den Spitznamen »De Bunker« erhielt, wurde zu einem wichtigen sozialen Zentrum für Studentinnen und Studenten. Mit seinen schrägen Wänden, der einfachen Geometrie, der ausgeprägten Asymmetrie und den Primärfarben markiert das Gebäude eine wichtige Etappe in der niederländischen Nachkriegsarchitektur und ist ein Klassiker des Brutalismus.

Die Wiederbelebung des »Bunkers«

In den letzten Jahren war »De Bunker« allerdings baufällig geworden und entging nur knapp dem Abriss. 2016 schrieb die Universität Eindhoven einen Wettbewerb aus, um über die Zukunft des brutalistischen Gebäudes zu entscheiden.

Der Siegerentwurf von Powerhouse Company sah den Erhalt des Gebäudes und die Erweiterung durch einen zusätzlichen Wohnturm vor, der neuen Wohnraum schaffen und gleichzeitig die aufwendige Restaurierung des Bestandsgebäudes finanzieren sollte. Durch den Anbau des Wohnturms entstand außerdem eine Tiefgarage, die die Umwandlung des bestehenden Parkplatzes in einen öffentlichen Park rund um den Komplex ermöglichte. 

„Dieser Bereich von Eindhoven – nördlich des Zentrums – wurde bisher als die ‚falsche‘ Seite der Bahngleise angesehen. Unser Entwurf trägt dazu bei, dies zu ändern, indem er dem gesamten Gebiet neue Energie verleiht“, so Bas van Dam vom beteiligten Entwicklungsunternehmen Being Development.

Schützenswertes Betonmonster

Brutalismus kühn fortgesetzt

Der Entwurf von Powerhouse Company verbindet den neuen Wohnturm auf kühne Weise mit der ursprünglichen Struktur, indem er die Sprache und Materialität des Brutalismus-Klassikers aufgreift.

Anstatt auf traditionelle Lösungen zurückzugreifen, bei denen es darum geht, »um Denkmäler herum« zu entwerfen – entweder mit einer strikten Trennung oder einem starken Kontrast zwischen Alt und Neu – hat Powerhouse den neuen Turm zu einer kühnen und fantasievollen Fortsetzung des architektonischen Stils von Maaskant gemacht.

Der Turm verjüngt sich nach oben hin und erinnert an die schrägen Wände des »Bunkers« . Seine asymmetrische und abgestufte Form greift wiederum Maaskants Entwurf auf und bietet je nach Blickwinkel ganz unterschiedliche Perspektiven.

In drei Abschnitten hebt der Turm Maaskants Architektursprache zudem auf eine neue Ebene, indem er sich dynamisch dreht und mit zunehmender Höhe immer leichter und offener wird. Die großen Glasflächen an der Spitze des Turms symbolisieren die Wiederöffnung des zuvor mit Brettern verkleideten Gebäudes zur Stadt und bieten den neuen Bewohnern spektakuläre Ausblicke.

„Das Gebäude zeigt so viele unterschiedliche Seiten und Facetten, je nachdem, wo man sich in der Stadt befindet. Und jede Wohnung hat trotz des sich wiederholenden Grundrisses eine andere Aussicht“, so Meagan Kerr von Powerhouse Company.

Magie des Materials

Die Restaurierung des Originalbetons am alten Bestandsgebäude erforderte acht Monate und 20 Varianten, um den richtigen Farbton zu finden. Und auch die Gestaltung der neuen Fassade des »Bunker Towers« mit einer Materialpalette, die mit den von Maaskant verwendeten Materialien harmoniert, stellte sich als anspruchsvolle Aufgabe heraus.

Um die erwünschte monumentale Anmutung zu erzielen, war Naturstein die naheliegende Wahl für die Fassade des Turms. Dieser wurde mit Glas und Holz kombiniert – Materialien, die im Entwurf von Maaskant eine wichtige Rolle spielen. Die drei Materialien sind in einen lebendigen Rhythmus von horizontalen Bändern integriert. 

Heute beherbergt »De Bunker« auf 3.000 m² hochwertige Büroräume für Goodhabitz, einen Anbieter von Online-Bildungsangeboten, sowie ein teilweise öffentliches Grand Café, das eine der ursprünglichen sozialen Funktionen des alten Brutalismus-Klassikers fortführt. „Der Bau hat eine starke menschliche Präsenz, auch weil er mit den Geschichten der Vergangenheit verbunden ist“, so Laurens Leenders von Being Development.

Der neue Wohnturm bietet 210 hochwertige Miet- und Eigentumswohnungen auf 32 Etagen mit außergewöhnlicher Aussicht. Diese kombinieren großzügige Grundrisse mit großformatigen Fenstern, luxuriöse natürliche Materialien sowie Loggien und Balkone, die bis zum 18. Stockwerk begrünt sind und eine Verbindung zum neu entstandenen »Bunkerpark« schaffen.

Wohnen im Kirchturm

Sinnvolle Begrünung

Die neue Parklandschaft rund um den »Bunker Tower« wurde von Delva Landscape Architecture & Urbanism entworfen. Dafür wandelte Delva den bestehenden, gepflasterten Parkplatz in einen großzügigen und öffentlich zugänglichen Park um. Der Bunkerpark ist ein wesentliches Element des Entwurfs und verstärkt die drei grünen Achsen, die die Stadt Eindhoven charakterisieren.

Die visuelle Sprache des »Bunkerturms« setzt sich im Park nahtlos fort, was sich in der Gestaltung der Bänke und Fahrradabstellplätze zeigt. Die Begrünung um und auf dem Gebäude dient als Wasserpuffer und trägt durch die Verwendung einheimischer Pflanzen zur Artenvielfalt bei. Als Teil des grünen Keils zwischen »de Karpen« und dem Fluss Dommel demonstriert der Bunkerpark beispielhaft, wie wir in urbanen Gebieten auf klimatische Veränderungen reagieren können – beispielsweise durch das Speichern von Wasser.

„Mit dem Bunker Tower und dem dazugehörigen Park zeigen wir, dass es möglich ist, einen innerstädtischen Standort klimagerecht zu gestalten und gleichzeitig auf die großen Herausforderungen im Wohnungsbau zu reagieren“, so Steven Delva von Delva Landscape Architecture & Urbanism.


Projekt: »Bunker Tower« – Sanierung und Erweiterung eines Uni-Gebäudes durch einen Wohnturm plus Park

Standort: John F Kennedylaan 3, 5612 AB Eindhoven, Niederlande

Architekten: Powerhouse Company, Rotterdam
www.powerhouse-company.com

Landschaftsarchitekten: Delva Landscape Architecture & Urbanism, Amsterdam
www.delva.la

Entwickler: Being Development, Amsterdam
www.being.nl


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