Sie arbeitet in den Fachbereichen Architektur und Sozialwissenschaften, er ist Informatiker. Gemeinsam haben sie »inkluDESIGN« erdacht – ein integratives Online-Tool für Gebäude- und Quartiersentwicklung, bei dem Menschen mit Behinderung zu Experten für Barrierefreiheit werden.
Für jedes neue öffentliche Gebäude in Nordrhein-Westfalen wird seit vergangenem Jahr ein Barrierefrei-Konzept verlangt – eine erweiterte Planungsleistung für Architekten und – in dem neu geforderten Umfang – für viele Neuland.
„Wer nicht von Anfang an und in Abstimmung mit den Nutzer-Gruppen barrierefrei bzw. inklusiv plant, muss später oft teure Nachbesserungen in Kauf nehmen“, sagt Friederike Asche. Dabei gehe es um mehr als die Erfüllung einer DIN-Norm. „Barrierefreiheit ist darüber hinaus auch immer ein Aushandlungsprozess“, so die FH-Doktorandin.
Diesen Prozess will das Team »inkluDESIGN« aktiv gestalten und so Menschen mit Barriere-Erfahrung als Experten gleich von Anfang an in die Planung einbeziehen.
Austausch liefert wichtige Informationen
Mit einer von Ihnen aufgebauten Community – einem Netzwerk aus Menschen mit und ohne Barriere-Erfahrung – will »inkluDESIGN« Stadtplanerm und Architekten Experten in eigener Sache zur Seite stellen. Denn wichtig sei ein ganzheitlicher Ansatz, sagt Friederike Asche und nennt ein Beispiel: „Man kann eine perfekt barrierefreie Turnhalle bauen. Wenn aber der Parkplatz davor nur eine wassergebundene Fläche ist, wird das Rollstuhl-Basketball-Team die Halle mitunter trotzdem nicht nutzen.“
Der Grund dafür werde erst durch den Austausch mit der Zielgruppe deutlich. „Das Team müsste bei Regen durch den Schlamm fahren und vor dem Spiel – also vor Nutzung der Halle – erst die Rollstühle putzen“, erklärt sie weiter. Solche Informationen erfährt man oft erst von den Experten in eigener Sache.
Barrierefreie und inklusive Planung sei dabei nicht nur für Menschen mit Einschränkungen wichtig. Was Rollstuhlnutzern helfe, helfe oftmals vielen, so zum Beispiel auch Familien mit Kinderwagen oder Personen mit einem Koffer.
„Zu barrierefreien Gebäuden gehören auch entsprechende Fenster!“
Online-Tool für ortsunabhängigen Austausch
Mit »inkluDESIGN« wollen die beiden FH-Doktoranden eine Plattform schaffen, die den Austausch zwischen Planern und Betroffenen – also Experten in eigener Sache – ermöglicht. „Die digitale Bereitstellung der Pläne, teils gekoppelt mit Virtual Reality, ermöglicht einen ortsunabhängigen Austausch. Wir liefern die Software, die Beratung, Moderation und die Community“, sagt Daniel Fruhner.
Für ihren Input und ihre Diskussion der Pläne würden die Experten in eigener Sache entsprechend entlohnt. Damit will »inkluDESIGN« zugleich neue Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit und ohne Barriere-Erfahrungen schaffen. „Die Idee von »inkluDESIGN« ist nicht ausschließlich aufs Bauen beschränkt“, erläutert das Gründungsteam. Für Produktentwickler und Designer sei die Expertise der »inkluDESIGN« -Community für die Produktentwicklung ebenso relevant.
Mit ihrem integrativen und partizipativen Online-Tool für Gebäudeplanung und Quartiersentwicklung »inkluDESIGN« haben Friederike Asche und Daniel Fruhner zuletzt den Social-Start-up-Wettbewerb greenhouse.ruhr gewonnen.