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Architekturbiennale 2018 - Rauminstallation aus amerikanischer Roteiche

»Verwobene Architektur« auf der Architekturbiennale 2018 in Venedig
Poetische Rauminstallation aus amerikanischer Roteiche

Das Architekturbüro Miralles Tagliabue EMBT präsentiert auf der Biennale Architettura Venedig (25. Mai bis 26.November 2018)  die Installation „Weaving architecture“ („Verwobene Architektur“). Das Werk bietet umfassende Einblicke in die Arbeitsphilosophie des Büros. Das innovative und experimentelle Projekt basiert auf amerikanischer Roteiche und ist mit Glasfasern kombiniert.

Das Projekt „Verwobene Architektur“ von Miralles Tagliabue EMBT will zeigen, wie öffentliche Räume durch handwerkliche Verfahren wie z.B. das Weben menschlicher gestaltet werden können. Die in Venedig präsentierte „poetische Skulptur“ besteht aus mehreren Elementen auf zwei Ebenen, die miteinander verwoben sind. Die Module des oberen Teils bestehen aus amerikanischer Roteiche, die  des unteren Teils aus Stahl. Die beiden Ebenen sind durch verschiedenfarbige Glasfasern miteinander verwoben.

Verwobener Raum

Die „Verwobene Architektur“ als Ergebnis jahrelanger experimenteller Arbeit ist das visuelle Credo von Benedetta Tagliabue und des Teams des EMBT-Studios. Ein Beispiel dafür ist der spanische Pavillon aus Korbweide, der auf der Expo 2010 in Schanghai gezeigt wurde.

Die auf der Biennale vorgestellte „Verwobene Architektur“ setzt sich in unterschiedlichen Dimensionen mit dem Konzept des Webens auseinander: Die Bespannung eines Vordachs mit Glasfasern symbolisiert die Aktivitäten der Menschen in öffentlichen Räumen. Das Vordach spendet Schutz und Schatten und schafft einen angenehmen, halboffenen Raum für unterschiedliche gemeinsame Aktivitäten.

Ungenutztes Potenzial ausschöpfen

Vor zwei Jahren machte sich die Architektin Benedetta Tagliabue gemeinsam mit dem American Hardwood Export Council (AHEC) daran, die Ausschöpfung des Potenzials bisher unzureichend genutzter Holzarten zu verbessern, die zwar weit verbreitet, aber nicht in Mode sind. Die Zusammenarbeit begann mit dem Projekt „The Workshop of Dreams“ („Die Werkstatt der Träume“): Zusammen mit der Direktorin des Pritzker-Preis-Komitees, Martha Thorne, schuf sie damals eine Serie Beistelltische aus nachhaltigen US-Laubhölzern. Danach arbeitete sie an der Installation „Too Good to Waste“ („Zu Schade zum Wegwerfen“) mit, die auf der Mailänder Möbelmesse 2017 gezeigt wurde und Diskussionen über die Notwendigkeit der Nutzung aller im Wald vorkommenden Holzarten anstieß, um echte Nachhaltigkeit zu erreichen.

Deshalb fiel EMBT die Entscheidung für amerikanische Roteiche als Baustoff für die „Verwobene Architektur“ leicht. Dank der beiden vorangegangenen Projekte hatte das Studio bereits Erfahrungen mit dieser Holzart gesammelt und wusste von seiner hervorragenden Ökobilanz.

„Roteiche hat nicht nur einen kleinen CO2- Fußabdruck, sondern ist auch durch und durch nachhaltig“, erläutert der Europadirektor des AHEC, David Venables. „Viele Generationen kleiner Waldbesitzer haben die in den USA etwa 120 Millionen Hektar bedeckenden Laubwälder gut bewirtschaftet. Bäume werden selektiv geschlagen, Wälder durch Naturverjüngung erhalten. Das Holz wächst viel schneller nach, als es entnommen wird. Der Wald wächst jedes Jahr um 400 Hektar – die Fläche eines Fußballfeldes pro Minute.”

Obwohl sich dieses Holz in anderen Teilen der Welt – wie Asien und den USA – größter Beliebtheit erfreut, wird amerikanische Roteiche in Europa kaum eingesetzt. David Venables kommentiert das so: „In den USA ist fast jeder fünfte Baum eine Roteiche, aber die Europäer scheuen sich vor ihrer Nutzung. Wir hoffen, dass dieses Projekt potenzielle Nutzer zu einem weit verbreiteten Einsatz dieser wunderschönen und nachhaltigen Holzart inspirieren wird.”

Präzise Umsetzung

Die Module aus amerikanischer Roteiche für die „Verwobene Architektur“ wurden von Zimmerleuten bei Intrama in Madrid hergestellt, einer Firma mit über 30 Jahren Erfahrung im Holzbaugewerbe. Der Leiter von Intrama, Antonio Arce, sagt dazu: „Wir nutzen amerikanische Roteiche schon seit den 1980er, auch bei einigen Großprojekten, zum Beispiel den Tischlerarbeiten im spanischen Parlament. Wir arbeiten gerne mit diesem Holz, weil es sehr edel ist, ein wunderbares Erscheinungsbild hat und leicht zu bearbeiten ist.“ Und er fügt hinzu: „In diesem Projekt hat sich Benedetta für ein naturbelassenes Öl zur Oberflächenbehandlung entschieden, um die wunderschöne Maserung der amerikanischen Rot-Eiche voll zur Geltung zu bringen.”

Mehr über die Holzart

Roteiche ist die bedeutendste Laubholzart in den US-Laubwäldern. Sie hat ein charakteristisches Holzbild, schimmert aber trotz ihres Namens nicht immer rötlich. Die Bezeichnung ist eher der herbstlichen Laubfarbe geschuldet. Roteiche kommt natürlicherweise nur in Nordamerika vor. Von dort stammt fast die gesamte Produktion, auch wenn sie auch andernorts angepflanzt wird. Der Splint der amerikanischen Roteiche ist meist hellbraun, das Kernholz oft rosa bis rotbraun. Gemessen am Gewicht weist das Holz sehr gute Steifigkeit und hohe Festigkeitseigenschaften auf. Es wird vor allem im Möbelbau, als Parkettholz, zur Herstellung von Fenstern und Türen sowie für spezielle Zwecke im Bauwesen verwendet.

Die Daten aus US-Wald-Inventuren (Forest Inventory Analysis, FIA) belegen, dass der jährliche Nettozuwachs von Roteiche in den USA erntebereinigt über 21 Millionen Festmeter beträgt; das in der Installation „Verwobene Architektur“ verbaute Roteichenholz ist also in nur 0,57 Sekunden im Wald nachgewachsen. 

Über die Architektin

Benedetta Tagliabue studierte Architektur am Istituto di Architettura di Venezia (IUAV) und leitet zusammen mit Enric Miralles das 1994 in Barcelona gegründete internationale Architekturbüro Miralles Tagliabue EMBT, das seit 2010 auch ein Büro in Schanghai unterhält.

Zu den bemerkenswertesten von ihr umgesetzten Projekten gehören das schottische Parlament in Edinburgh, der Park von Diagonal Mar und der Markt Santa Caterina in Barcelona, der Universitätscampus in Vigo und der spanische Pavillon bei der Weltausstellung 2010 in Schanghai, der die renommierte Auszeichnung RIBA International „Best International Building of 2011” erhielt.

Seither arbeitete das Studio unter anderem an der Business School der Fudan Universität in Schanghai, Bürohochhäusern in Xiamen und Taichung, der Gestaltung öffentlicher Räume in der HafenCity in Hamburg und – nach gewonnener Ausschreibung – an der Metrostation Clichy-Montfermeil in Paris, sowie an der Metrostation Garibaldi am Hauptbahnhof in Neapel.

Das vielfach ausgezeichnete Architekturbüro EMBT arbeitet in den Bereichen Architektur, Gestaltung öffentlicher Räume, Renovierungen sowie Innenarchitektur und Industriedesign. Benedetta Tagliabue hat außerdem als Gastprofessorin in Harvard, an der Columbia Universität und an der Architekturhochschule ETSAB in Barcelona gearbeitet und hält regelmäßig Vorträge bei Architekturveranstaltungen und in Universitäten. Sie ist zudem weltweit als Jurorin gefragt, zum Beispiel im Rahmen der Verleihung des Prinzessin-von-Asturien-Preises und des Pritzker-Preises. Sie leitet die Stiftung „Fundació Enric Miralles“, deren Ziel die Förderung experimenteller Architektur im Geiste ihres verstorbenen Ehemannes und Partners Enric Miralles ist.

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