Forschende am Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP haben untersucht, wie Depotbauten für Museen mit geringem Energieeinsatz betrieben werden können. Ihre Empfehlungen zu Planung und Betrieb von Depots und Archiven haben sie in einem neuen Handbuch zusammengefasst.
Nur 20 Prozent aller Museumsobjekte sind in Museen ausgestellt – 80 Prozent von ihnen lagern hingegen in Depots und Archiven. Aufgrund der aktuellen Energiekrise sind Museumsbetreiber jedoch alarmiert. Sie fürchten, dass die eingelagerten Kulturschätze Schaden nehmen könnten, weil Museen ihre Depot- und Archivbauten nicht mehr ausreichend heizen können. Daher fordert der Deutsche Kulturrat Bund und Länder auf, wertvolles Kulturgut in der Notfallstufe 3 für die Gasversorgung zu priorisieren.
Konstante Raumluftfeuchte entscheidend
Bei stabilem Raumklima ist das jedoch gar nicht nötig, wie Forscherteams des Fraunhofer IBP herausfanden.
„Eine Temperatur von 20 Grad Celsius in den Depots zu halten, käme einer Energieverschwendung gleich“, weiß Prof. Ralf Kilian, Leiter der Kulturerbe-Forschung am Fraunhofer IBP. „Optimal für die Objekte wäre stattdessen eine Temperatur von nur zehn bis 15 Grad Celsius. Und das nicht nur im Sinne der Energieeffizienz, sondern auch im Hinblick auf die langfristige Erhaltung der Museumsobjekte. Denn viele Schadensprozesse laufen bei niedrigeren Temperaturen langsamer ab. Elementar ist daher weniger die konkrete Temperatur, sondern eine konstante Raumluftfeuchte.“
Solche und andere Empfehlungen zum Bau und Betrieb von Museumsdepots haben die Forschenden im »Handbuch Depots und Archive: Handlungsempfehlungen für Planung und Betrieb« zusammengefasst. Es enthält wertvolle Hinweise zum Qualitätsmanagement: Wie baut man ein Archiv? Wie viel Platz braucht man, welche Regalsysteme sind sinnvoll, wie sorgt man für die nötige Sicherheit? Insbesondere die Nachhaltigkeit und die Klimatisierung der Räume hatten die Forschenden bei der Erstellung des Handbuchs im Blick.
Depotbau wissenschaftlich begleitet
Ein Ort der Umsetzung ist das neue Depot des Wasserburger Museums, dessen Bau die Fraunhofer-Forschenden wissenschaftlich begleiteten. Dort lagern Schätze wie alte Urkunden, Gemälde oder volkskundliche Objekte.
„Im Vorfeld des Baus haben wir diverse hygrothermische Gebäudesimulationen durchgeführt. Welchen Einfluss haben Dämmung und Dichtigkeit der Gebäudehülle auf das Klima im Innenraum und auf den Energieverbrauch? Wie stabil ist das Innenraumklima? Welche Auswirkungen hat es, wenn die Innenräume auf 20 Grad Celsius aufgeheizt werden, welche sind bei einer Innentemperatur von zehn Grad Celsius zu erwarten? Und: Welche Effekte im Sinne eines möglichst stabilen Raumklimas lassen sich bereits allein über passive Dämmmaßnahmen erzielen?“, erläutert Kilian die untersuchten Fragestellungen.
Der Rohbau ist bereits fertiggestellt, derzeit sind die Fraunhofer-Forschenden mit dem Monitoring von Klima und Energieverbrauch betraut. Im Fokus steht dabei die Feuchteentwicklung im Innenraum nach Abschluss des Rohbaus, damit zur Inbetriebnahme stabile und sichere Klimaverhältnisse bei maximaler Energieeffizienz vorherrschen.