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Umnutzung einer alten Scheune zum Wohnhaus in Island

Sanierung und Umnutzung einer Scheune zum Wohnhaus in Island
Robust transformiert

Eine verfallene Scheune im ländlichen Island hat das Büro Studio Bua in ein helles und modernes Wohnhaus mit Künstleratelier verwandelt. Den Bestandsbau aus Beton ergänzten die Architekten um eine leichte, zweigeschossige Holzkonstruktion mit robuster Aluzink-Verkleidung. Gezielt platzierte Öffnungen sorgen für viel Tageslicht im Inneren und rahmen den Blick auf die umgebende Natur. 

Anforderung:

Errichtung eines naturnahen Wohn- und Ateliergebäudes auf dem Grundstück eines verlassenen Bauernhofes

Lösung:

Sanierung und Erweiterung einer verfallenen Betonscheune durch einen Holzbau mit widerstandsfähiger Metallfassade und gezielt gesetzten Fensteröffnungen


Viele Jahre waren die Künstlerin Gudrun Kristjansdottir und ihr Ehemann Ævar Kristjánsson, ein bekannter isländischer Rundfunksprecher, auf der Suche nach einem abgelegenen Ort mit weiter Sicht, der sich zum Wohnen und Arbeiten eignet. Fündig wurden sie schließlich im Westen Islands: Hier stießen sie auf einen verlassenen Bauernhof mit Blick auf das Naturschutzgebiet Breiðafjörður, den Fjord und das offene Meer, umgeben von Bergen und Wiesen. 

Durch die extremen Wetter- und Temperaturbedingungen waren die vorhandenen Gebäude zu Ruinen in unterschiedlichen Stadien des Verfalls geworden. Das Paar aus Reykjavik beauftragte das in London und Oslo ansässige Architekturbüro Studio Bua damit, den gesamten Hof nach und nach umzugestalten. Der Auftrag lautete, die vorhandenen Räume so miteinander zu verbinden und zu restaurieren, dass sie von der Familie und ihrem Freundeskreis als Wohn- und Ateliergebäude genutzt werden können.

Zum Einfamilienhaus umgenutzte Scheune in Island
Bild: Marino Thorlacius

Erhalt der vorhandenen Betonstruktur

Start des langfristigen Projekts war die Sanierung und Erweiterung der 1937 erbauten Scheune. Obwohl das ehemalige Lagergebäude extrem verfallen war, wollte Studio Bua so viel wie möglich von der bestehenden Struktur erhalten – zum einen, um den einzigartigen Charakter der Scheune zu bewahren, zum anderen, um die noch zweckdienlichen Elemente des Gebäudes nutzen.

Da keine Bodenplatte vorhanden war, wurde in einem ersten Schritt die ursprüngliche Struktur stabilisiert und der Boden der Scheune mit einer Stahlbetonplatte ausgekleidet. Der größte Teil des Bestandsbaus bestand aus dickem, robustem Massivbeton. Dieser wurde erhalten, wobei der einzigartige Flechtenbewuchs und der örtliche Kieselsteinzuschlag den Eindruck erwecken, die Scheune wachse aus der Erde. Kieselsteine und Vulkansand aus der Umgebung kamen zum Einsatz, um Löcher in der bestehenden Struktur zu füllen.

Einfamilienhaus mit Betonfassade unten und Metallfassade oben
Bild: Marino Thorlacius

Neue Holzkonstruktion mit Aluzink-Fassade

Das alte Dach aus Wellstahl ließen die Architekten entfernen. Stattdessen fügten sie eine leichte, zweigeschossige Holzkonstruktion in den erhaltenen Scheunenraum ein. Das neue Holzvolumen ist mit gewelltem Industrie-Aluzink verkleidet, das einerseits Leichtigkeit verkörpert, andererseits zu den wenigen Materialien zählt, die der rauen Umgebung und den extremen Witterungsbedingungen standhalten. Seine gewellte Oberfläche verweist auf die lokale Bautradition und spiegelt die Farbe des Himmels und der umliegenden Wiese wider, die sich mit den Jahreszeiten und dem Wetter ändert.

Ein Anbau, dessen Dach fehlte, bildet heute einen geschützten Innenhof. Die verfallenen, fundamentlosen Außenmauern umschließen einen neuen ummauerten Garten, in dem Blumen, Gemüse und Kräuter wachsen.

Bruchmauern eines ehemaligen Anbaus
Bild: Marino Thorlacius

Gleichgewicht zwischen Arbeits- und Familienort

Bei der Aufteilung der Innenräume bestand die Herausforderung darin, ein Gleichgewicht zwischen Arbeits- und Familienort zu schaffen. Einerseits sollte er neutral genug sein, um Kunstwerke auszustellen, andererseits der Familie ein einladendes Zuhause bieten und Gästen einen warmen Empfang bereiten. 

Im Erdgeschoss befinden sich heute die Küche, ein Essbereich, ein Bad sowie das Atelier der Künstlerin, das sich über zwei Geschosse öffnet. Vom Flur im Obergeschoss aus hat man einen Blick auf das darunterliegende Atelier. Im ersten Stock befinden sich die privateren Räume: zwei Schlafzimmer, ein Bad und ein Wohnraum zum Sitzen mit weitem Blick in die Natur. 

Das Interieur wurde neutral gehalten, um nicht von den ausgestellten Kunstwerken abzulenken. Die Materialpalette ist von den Farben der umliegenden Natur inspiriert. Die Böden im Erdgeschoss bestehen aus poliertem Beton, während für die Wände gebeiztes Birkensperrholz verwendet wurde. Auch Wände und Böden im Obergeschoss sind mit weiß gebeizten Kiefernbrettern verkleidet. Die maßgefertigten Möbel wurden aus handgebeiztem Sperrholz gebaut.

Wohnraum mit Wänden und Böden aus weiß gebeizten Kiefernbrettern
Bild: Marino Thorlacius

Tageslicht und gerahmte Ausblicke

Architekten und Bauherrschaft war es wichtig, die Aussicht auf die weitläufige Landschaft einzufangen und die Innenräume mit natürlichem Licht zu versorgen.

Ein Oberlicht leitet blendfreies Licht ins Atelier, während große Fenster das Tageslicht in die Wohnung lassen. Eine neue Öffnung sorgt für Tageslicht und einen atemberaubenden Blick auf den Strand und den dahinter liegenden Fjord. Die große Öffnung an der Stirnseite, die ursprünglich dazu diente, Heu in die Scheune zu bringen, wurde vollständig verglast. Panoramafenster in der Achse des Flurs im ersten Stock bieten einen Blick auf die Küste und die Berge.

LED-Leuchten stellen sicher, dass alle Bereiche optimal illuminiert sind und die Räume auch während des dunklen Winters ausreichend Licht bekommen.

Atelier mit Oberlicht und holzverkleideten Wänden
Bild: Marino Thorlacius

Energieeffizient und nachhaltig

Trotz der extremen Bedingungen ist das Haus sehr effizient und nachhaltig. Es wurde eine Erdwärmepumpe installiert, außerdem kamen eine Niedertemperatur-Fußbodenheizung sowie Dreifachverglasungen an allen Fenstern zum Einsatz.

Angesichts der abgelegenen Lage sowie aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen wurde der Abfall so weit wie möglich minimiert. Alle Zimmertüren wurden vom Recyclingzentrum der Stadt Reykjavik wiederverwertet. Ein Wollvorhang aus dem Bestand des früheren Familienunternehmens der Bauherren aus den 1960er Jahren kam als Raumteiler im Atelier zum Einsatz. Die Sitzgelegenheiten im Außenbereich und die Beine der Terrassentische wurden aus dem Beton hergestellt, der bei der Schaffung neuer Öffnungen weggeworfen wurde.


Projekt: Einfamilienhaus und Künstleratelier in alter Scheune

Standort: Hlöðuberg, Skarðsströnd, Island

Bauherr: privat

Architekten: Studio Bua, London/Oslo
www.studiobua.com

 


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