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Wohnraum für Studierende ist knapp. In Kiel wurde deshalb ein denkmalgeschütztes ehemaliges Speichergebäude aufgestockt und zu einem Studierendenwohnheim mit 72 Mikro-Apartments umgenutzt. Um einen klaren Kontrast zwischen alt und neu zu schaffen, erhielt das Gebäude eine prismenartige Hülle aus goldfarbenen Aluminiumrauten, die sich asymmetrisch über den Bau stülpt.
Anforderung:
Schaffung von studentischem Wohnraum in einem denkmalgeschützten Speichergebäude
Lösung:
Sanierung, Erweiterung und Aufstockung des historischen Bestands, wobei eine goldfarbene Metallfassade den Kontrast zwischen alt und neu markiert
Der Kieler Stadtteil Gaarden, gelegen am Ostufer der Kieler Förde, blickt auf eine wechselvolle Geschichte als Industrie- und Arbeiterviertel zurück und befindet sich derzeit in einem spannenden Transformationsprozess. Schicke, renovierungsbedürftige Altbauten wechseln sich ab mit brachliegendem, teils denkmalgeschütztem Industriebestand und gehypten Neubauprojekten, darunter das derzeit in Bau befindliche Multifunktionsgebäude »Kool Kiel« von MVRDV. Ziel ist es, Gaarden zu einem modernen und lebenswerten Stadtteil zu entwickeln, während gleichzeitig seine historische Identität bewahrt wird.
Vom Speicher zum Wohnraum
Der Schwedendamm in Gaarden ist die zentrale Verbindungsader zwischen dem Ost- und Westufer und zehn Gehminuten von der Kieler Hörn entfernt. Hier befindet sich der historische Haß-Speicher, realisiert 1905 vom Architekten Carl Voß für den Unternehmer J. F. Haß. Die Fassade des Gebäudes ist aufwendig mit wechselnden Putzflächen und gliedernden Backsteinpfeilern gestaltet. Über die Jahre wurden hier Getreide, Getränke und Metallrohwaren gelagert. Als das Gebäude nicht mehr betrieben werden konnte, nutzte man es als Lumpensammelplatz mit vorgelagertem Schrottplatz.
Seit den 1950ern verkam der Bau nach und nach, ehe sich der Bauherr bei der Denkmalschutzbehörde um die Genehmigung bemühte, das Gebäude zu einem Studentenwohnheim umzunutzen – und diese auch erhielt. Der ehemalige Speicher wurde schließlich aufgestockt, erweitert und saniert. 72 Wohnungen, 20 bis 64 Quadratmeter groß, werden hier seit 2023 zu einem fixen All-Inclusive-Preis vermietet. Sie verteilen sich über sechs Etagen, vereinzelt mit Loggia oder Terrasse. Als Gemeinschaftsfläche dient die im Zuge der Aufstockung geschaffene Dachterrasse mit Blick auf die Kieler Förde.
Von Berlin an die Ostsee
Architekt Philipp Tetzlaff und sein Team widmen sich seit vielen Jahren den klassischen Aufgabenfeldern eines kleinen bis mittelgroßen Berliner Architekturbüros – darunter Dachgeschossausbauten, Wohnraumverdichtung und Sanierungen von alten Mietskasernen. Seit einiger Zeit konzentriert sich das Büro erfolgreich auf den gehobenen Wohnungsbau vornehmlich in und um Berlin, vereinzelt auch in anderen Teilen Deutschlands und innerhalb Europas.
Dass sie dabei immer wieder bei Denkmalschutz-Projekten brillierten, brachte ihnen den Auftrag ein, den desolaten, geschichtsträchtigen Bestand in Kiel umfassend zu sanieren, aufzustocken und zu erweitern. „Das bis dato komplexeste Projekt für unser Büro“, kommentiert Projektleiter Philipp Tetzlaff, „aber wir lieben die Herausforderung.“
Aufstockung in Mayagold
Die eigentliche Überraschung des Entwurfs ist die prismenartige, mayagoldene Rauten-Hülle, die sich asymmetrisch über den Bau stülpt.
„Bedingt durch seine ursprüngliche Planung als Kopfbau hatten wir die Aufgabe, die heruntergekommene Brandwand an der Nordseite mit einer Fassade zu versehen“, erklärt Architekt Philipp Tetzlaff. „Es gibt noch immer viele, die Bauen mit historischer Substanz als reine Rekonstruktion auffassen; die die Stirn runzeln, sobald sie das Wort ‚Anbau‘ oder ‚Aufstockung‘ hören und bei einem Projekt wie diesem am liebsten ‚vertuschen‘ möchten, dass ein Stock draufgesetzt wurde. Das wollten wir aber nicht. Wir sahen uns – auch in den Gesprächen mit Vertretern der Unteren Denkmalschutzbehörde und der Landesdenkmalschutzbehörde – in unserem Bestreben bestätigt, hier einen klaren Kontrast zu schaffen.“
Einen Kontrast, den sie mit einem neuen Material in einem mutigen Farbton realisierten: Zum Einsatz kamen Prefa Dach- und Wandrauten aus Aluminium (44 x 44) im Farbton Mayagold. Die gefaltete Aluminium-Fassade lässt den Bau von jeder Richtung aus anders aussehen und lenkt gleichzeitig den Blick auf die historische Fassade an den drei anderen Gebäudeseiten. Doch die Faltung hat auch eine ungeahnte Funktion: Sie schafft zusätzlichen Raum für die Mikro-Apartments. Die daraus resultierende komplexe Geometrie ließ sich mit der flexiblen Prefa Dach- und Wandraute problemlos umsetzen.
Reminiszenz an Industriegeschichte
Es sei Absicht, so Architekt Tetzlaff, dass in Gaarden an so mancher Stelle noch immer ein Stück Kieler Industriegeschichte hervortritt. Das sei auch bei »The Station« der Fall – und er meint hier nicht nur die erhaltenen Mauern. Denn das verwendete Aluminium solle auch daran erinnern, dass hier einst Metalle gelagert wurden.
Projekt: Studierendenwohnheim »The Station«
Standort: Schwedendamm 6, Kiel
Bauherr: REINVESTA Grundstücks- und Verwaltungsgesellschaft mbH, Berlin
Architekten: Artur Gärtner Architektengesellschaft mbH, Berlin
www.gaertner-architekten.com
Produkt: Prefa Dach- und Wandraute 44 x 44 Mayagold