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Belastbar und schlank

Neubau eines Bürogebäudes in Vechta
Belastbar und schlank

Durch ein optimiertes Baukonzept konnten im niedersächsischen Vechta bei einem Bürogebäude rund 45 000 Euro gespart werden. Allein der Einsatz von 11,5 cm lastabtragenden Kalksandsteinwänden brachte eine Kettenreaktion von Kostenvorteilen ins Rollen.

Dipl.- Ing. Bernd Niebuhr

Dem ortsansässigen Architekturbüro Bocklage & Buddelmeyer ist es gelungen, Architektur und Wirtschaftlichkeit in dem 3-geschossigen Neubau mit Staffelgeschoss zusammenzufassen. Mit dem Eingangsbereich, der als Gelenk zwischen den zwei Bürotrakten fungiert, und dem roten Verblender passt sich das 1 400 m2 Gebäude gut in die vorhandene städtebauliche Bebauung ein.
Eine Besonderheit des Gebäudes ist seine Tragwerkskonstruktion. Architekt Buddelmeyer: „Das ursprüngliche Konzept sah vor, als Tragsystem Stahlbetonstützen mit einem Durchmesser von 24/24 cm in den Geschossen zu verwenden. Im Sockelgeschoss waren 30/30 cm Stützen vorgesehen. Da das Grundstück mitten in der sehr lebhaften Innenstadt von Vechta liegt, waren aus Schallschutzgründen für die Ausfachungen von Anfang an Kalksandsteine geplant, Bausystem KS Plus.“ Nach Rücksprache mit Tragwerksplaner und Fachberatern von KS-Original kam eine wirtschaftlichere statische Variante auf den Tisch. Grundlage war die Mauerwerks-Normenreihe DIN 1053, die ständig weiterentwickelt wird, so dass immer größere Höhen und schlankere Konstruktionen nachweisbar werden. Einen ersten großen Schritt in diese Richtung machte die DIN 1053–1 (1996).
Mit der Berechnung nach dem Teilsicherheitskonzept und der Einführung der DIN 1053–100 (2004) sind die Möglichkeiten, Wände mit höheren Schlankheiten zu verwenden, schon deutlich erweitert worden. Der Weg wird fortgesetzt In der als Entwurf veröffentlichten nächsten Normengeneration DIN 1053–11 bis –14. Insbesondere bei Mauerwerk aus Kalksand-Vollsteinen und bei großformatigem KS-Mauerwerk können die hohen Festigkeiten dann noch besser ausgenutzt werden. Wegen der hohen Tragfähigkeit von Kalksandstein gelingen die statischen Nachweise auch bei schlanken Wänden mit großen Auflasten aus mehreren Geschossen.
In der Regel reichen Wanddicken von 17,5 cm, 15 cm oder auch nur 11,5 cm völlig aus. Planer und Architekten erhalten damit rationelle und gestalterische Vorteile auf breiter Front, ohne Qualitätsverlust. Gleichzeitig wird das statische Berechnen und Ausführen von hoch belastbarem Mauerwerk aus Kalksandstein wirtschaftlicher.
Buddelmeyer: „Wir konnten sämtliche tragenden Wände – in allen vier Geschossen – aus 11, 5 cm schlanken, großformatigen Kalksandstein-Planelementen errichten. Sämtliche 31 Stützen pro Geschoss entfielen. Insgesamt haben wir durch die neue Tragwerkskonstruktion mit hoch belastbaren Kalksandsteinen Kosten gespart von rund 45 000 Euro.“
Nicht nur Kosten gespart
Die schlanke Bauweise und hohe statische Belastbarkeit der Steine haben nicht nur Kostenvorteile. Das Tragwerk ist jetzt auch integraler Bestandteil der Architektur. Mit den maßgenauen Kalksandsteinwänden ohne Aussteifungsstützen ergab sich eine großzügigere Innenraumgestaltung und höhere Planungsflexibilität.
Buddelmeyer: „Zum Beispiel brachte uns die schlanke Bauweise mit hoch belastbaren Kalksandsteinen auf jedem Geschoss mehr Raum. Insgesamt schlug das Optimieren der tragenden Wandquerschnitte – bei gleichen Außenabmessungen des Gebäudes – mit einem Nutzflächengewinn von bis zu 7 % zu Buche.“
Darüber hinaus hat die Entscheidung, lastabtragende Wände nur noch 11,5 cm dick auszuführen, eine Kettenreaktion beim Kosteneinsparen anderer Bauteile ausgelöst. Anstelle der kostspieligen Pilzdeckenkonstruktion konnte beispielsweise eine preiswerte Filigrandecke eingebaut werden. Die Deckenstärke konnte minimiert werden. Daraus folgend reduzierte sich der Beton- und Bewehrungsstahlbedarf. Der Einsatz kostengünstiger Dünnlagenputze ist durch die hohe Ebenheit der KS-Rohbauwände möglich geworden. Sie haben im Gegensatz zu üblichen Dünnputzen (d=10 mm) nur eine wirtschaftliche Dicke von 5 mm. Auch die Bauwerksfeuchte wird dadurch wesentlich verringert.
Zum Einsatz kam das KS Plus Wandbausystem. „Wir erhielten mit dem System absolute Planungsfreiheit, ohne an Rastermaße gebunden zu sein,“ erläutert Buddelmeyer. „Nach unseren Ausführungsplänen und Objektdaten sind im KS-Werk Verlegepläne und Wandabwicklungen erstellt worden. Dazu gehören auch Besonderheiten der Höhenausgleichsschicht, der Wandanschlüsse, Details, Fenster- und Türstürze, Durchbrüche, Aussparungen, Brüstungshöhen usw. Nach diesen Plänen wurden die objektspezifischen Wandbausätze direkt im Kalksandsteinwerk hergestellt. Die Verlegepläne haben uns eine hohe Ausführungssicherheit gebracht, ebenso wie das Liefern der kompletten Wandbausätze just-in time.“
Alle gelieferten Elemente sind exakt eingebaut worden. Aufwändiges Sägen und Schneiden an der Baustelle entfielen. Durch die große Maßgenauigkeit ließen sich die planebenen Wände in hoher Qualität leicht herstellen. Es sind in einem Hub bis zu 0,625 m² Mauerwerk schnell und wirtschaftlich versetzt worden.
Achitekturbüro: Bocklage & Buddelmeyer, Vechta
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