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Tag- und Nachtwirkung

Bürohochhaus in Stuttgart
Tag- und Nachtwirkung

Das Jahr 1927 war für den Stuttgarter Gemeinderat ein denkwürdiges Jahr. Denn entgegen seiner Skepsis billigte er einem Bauvorschlag an der Eberhardstraße 61 zu, der noch heute eines der Wahrzeichen der Stadt ist – der Tagblattturm. Carl Esser, damals Generaldirektor des Neuen Tagblatts, und der junge schwäbische Architekt Ernst Otto Osswald konnten die Mitglieder des Gemeinderats davon überzeugen, einem Bauexperiment zuzustimmen, das in dieser Form damals einmalig in Deutschland war: Ein 18 geschossiges Bürohochhaus aus Sichtbeton, für die 20er Jahre eine bahnbrechende Bauweise.

Bahnbrechend war aber nicht nur die Bauweise selbst, sondern auch die Beleuchtung. So plante Architekt Ernst Otto Osswald für den Turm eine Konturenbeleuchtung aus Neonlampen, die sogenannte „AEG Moorelichtanlage“, die dem Turm bei Nacht eine spektakuläre Nachtwirkung verlieh.
Tausende von Neonlampen zeichneten den Verlauf der Architektur nach, streckten den Turm optisch zusätzlich in die Höhe und ließen ihn nach Einbruch der Dunkelheit wie einen überdimensionalen Leuchtturm erscheinen. Stuttgart feierte sein erstes leuchtendes, städtebauliches Wahrzeichen.
Symbol für aufstrebende Zeit
Der zweite Weltkrieg zerstörte fast achtzig Prozent der Innenstadt, der Tagblattturm aber blieb verschont und ragte wie ein Monolith aus der Trümmerlandschaft hervor. Nach Kriegsende zogen die Mitarbeiter der „Stuttgarter Zeitung“ in das Gebäude ein, bevor sie letztlich 1976 in das neue Pressehaus in Stuttgart-Möhringen umzogen.
Die Konturenbeleuchtung des Turms blieb bis Mitte der sechziger Jahre erhalten. Die Unterhaltskosten waren allerdings so hoch, dass ihre Demontage unumgänglich war. Fast wäre sogar der ganze Turm abgerissen worden, hätte nicht 1979 der Gemeinderat 25 Millionen Mark genehmigt, um den Turm von der Stuttgarter Zeitung zu erwerben. Etwa zur gleichen Zeit wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt, verschiedene Theater, stadtgeschichtliche Sammlungen und weitere kulturelle und städtische Einrichtungen wurden hier schrittweise angesiedelt. Die Sanierung des Turms erfolgte sukzessive und wurde letztendlich 2004 mit der Eröffnung des neuen Kulturareals „Unterm Turm“ feierlich abgeschlossen.
Masterplan Licht
Im Zuge des „Lichtmasterplans“ für die Innenstadt Stuttgarts wurde beschlossen, bestimmte Gebäudekomplexe so zu beleuchten, dass sie nach Einbruch der Dunkelheit der Stadt ein attraktives und unverwechselbares Profil geben. Im Rahmen dieses Beleuchtungskonzeptes wurde auch für den Tagblattturm die Wiederherstellung seiner historischen Konturenbeleuchtung beschlossen und im Oktober 2005 umgesetzt.
Aus Gründen des Betriebs und der Wirtschaftlichkeit sollte die Ausführung aber mit zuverlässiger, sparsamer und moderner Lichttechnik durchgeführt werden. Zudem galt es, die denkmalschutzrechtlichen Bestimmungen ohne Einschränkungen einzuhalten.
Die planenden Elektroingenieure stellten drei Lichttechniken zur Auswahl: Eine Installation mit modernen Lichtleitfasern, eine mit Neonhochspannungsröhren und eine dritte Installation mit LED-Lichtprofilen. Das Regierungspräsidium wurde mit allen drei lichttechnischen Varianten vor Ort bemustert, Anschaffungs- und laufende Unterhalts- wie Betriebskosten wurden gegenübergestellt.
Schließlich fiel die Entscheidung für die LBM Lichtleit-Fasertechnik.
Hohe Anforderungen erfüllt
Die Umsetzung der Konturenbeleuchtung mit Neonhochspannungsröhren kam der originären Anlage (AEG Moorelichtanlage) zwar am nächsten und fiel auch bei den Anschaffungskosten am günstigsten aus, aber ein Anschlusswert von 12 KW und erhebliche Betriebs- und Wartungsaufwendungen im Nachhinein sprachen gegen diese Lichttechnik. Zudem entsprach die Aufbauhöhe von mindestens 55 mm nicht den strengen denkmalschutzrechtlichen Auflagen.
Die Beleuchtung mittels LED-Lichtprofilen mit einem Anschlusswert von gerade einmal 2.1 KW gefiel zwar auf Grund ihrer geringen Betriebs- und Wartungskosten, die Anschaffungskosten aber lagen fast 30% über der Neon-Variante. Zudem überstieg die Aufbautiefe von mindestens 55 mm den denkmalschutzrechtlichen Bestimmungen und die Problematik beim Austausch von ausgefallenen LED-Profilen wurde als zu hoch eingestuft.
Die Umsetzung der Konturen-beleuchtung mit 400 m LBM Seitenlichtfasern BPAK, neun Projektoren LP 6255 250 Watt, sieben Projektoren LP 4625 250 Watt, 400 m U-Kanälen und Synchron Elektronik lag im Anschaffungspreis zwischen der preiswerten Neon-Technologie und der teureren LED-Technik. Mit einem Wert von 4 KW wies die Lichtleitfaser einen günstigen Anschlusswert aus, die Energiekosten plus Betriebskosten wie etwa Lampenwechsel wurden mit ca. 75 EURO pro Monat errechnet. Hinzu kam der entscheidende Vorteil der einfachen Wartung, da die Lichtleitfaser für mindestens 20 Jahre keine Arbeiten an der Fassade notwendig macht.
Gegenüber den Denkmalschutzbeauftragten überzeugte zudem die äußerst geringe Dimensionierung dieser Variante, die die Tagwirkung des Kulturdenkmals gebührend berücksichtigt und auf der frisch renovierten Fassade mit dem geringsten Konstruktionsaufwand herzustellen war.
Weitere Informationen
Lichtleit-Fasertechnik bba 525
Planung: EnBW Stuttgart, Stuttgart Planungsunterstützung: Utsch-Huber Lichtsysteme GmbH, Stuttgart
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