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Ziele der Lüftung und Lüftungsarten

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Ziele der Lüftung und Lüftungsarten

Ziele der Lüftung und Lüftungsarten
Bild: Torkhov/stock.adobe.com

Bei den heutigen weitgehend luftdichten Gebäudehüllen entfällt der kontinuierliche Luftwechsel über undichte Fugen und Bauteilanschlüsse. Die ausreichende Lüftung von Wohnräumen muss deshalb geplant werden. Oft sind zusätzliche lüftungstechnische Maßnahmen über die natürliche Fensterlüftung hinaus erforderlich.

Warum ist eine Lüftung notwendig?

Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) fordert in § 13: „Ein Gebäude ist so zu errichten, dass die wärmeübertragende Umfassungsfläche einschließlich der Fugen dauerhaft luftundurchlässig nach den anerkannten Regeln der Technik abgedichtet ist.“ Auch die ehemalige Energieeinsparverordnung (EnEV) forderte dies bereits in § 6. Damit soll verhindert werden, dass kalte Außenluft unkontrolliert durch undichte Bauteilanschlüsse oder Fugen in den Raum strömt, dort neu erwärmt werden muss und damit den Heizenergieverbrauch ansteigen lässt.

Die luftdichte Gebäudehülle ist ein wichtiger Fortschritt im Sinne der Energieeinsparung. Als Kehrseite der quasi hermetisch abgeschlossenen Wohnräume können sich jedoch hygienische und feuchtetechnische Probleme durch einen nicht mehr gegebenen Mindestluftwechsel ergeben, sofern die Nutzer selbst nicht ausreichend über die geöffneten Fenster lüften. Die vom Nutzer unabhängige Lüftung von Wohnungen ist darum zu einer Planeraufgabe geworden, die mit einem Lüftungskonzept gelöst werden muss.

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Ziele der Lüftung

  • Feuchteschutz: Die Feuchtigkeit entsteht durch Atmen und Schwitzen, aber auch durch Tätigkeiten wie Kochen, Duschen oder Wäsche trocknen. Sie muss kontinuierlich und nutzerunabhängig abgeführt werden, weil es sonst langfristig zum Niederschlag von Tauwasser in der Baukonstruktion und zu Folgeerscheinungen wie Schimmelpilzbildung kommen kann.
  • Verhinderung unhygienischer CO2-Anreicherung: Kohlendioxid (CO2) wird von Menschen und Tieren kontinuierlich ausgeatmet und reichert sich – ohne regelkonforme Lüftung – in der Raumluft an. Zu hohe Konzentrationen führen zu eingeschränkter Leistungsfähigkeit und Müdigkeit sowie zum insgesamt unbehaglichen Gefühl der „verbrauchten“ Luft im Raum.
  • Abführung von Krankheitserregern und Schadstoffen: Aus Möbeln, Fußbodenbelägen sowie Lacken und Farben können flüchtige organische Verbindungen entweichen, von denen viele im Verdacht stehen, krebserregend, Allergien auslösend oder in anderer Weise gesundheitsschädlich zu sein. Eine ausreichende Lüftung verhindert die Anreicherung der VOC (Volatile Organic Compounds) in der Raumluft. Auch von Menschen abgesonderte infektiöse Aerosole können durch entsprechendes Lüften abgeführt werden.
  • Beseitigung von Gerüchen: VOC, menschliche Ausdünstungen oder Luftverunreinigungen zum Beispiel durch Zigarettenrauch verursachen Gerüche, die unabhängig vom jeweiligen Schadenspotenzial für die Gesundheit als unbehaglicher hygienischer Mangel empfunden werden.

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Lüftungskonzept und Lüftungsstufen nach DIN 1946-6

Neben der luftdichten Gebäudehülle verlangt das Gebäudeenergiegesetz außerdem, dass in Neubauten der „zum Zwecke der Gesundheit und Beheizung erforderliche Mindestluftwechsel“ sichergestellt ist. Für die Erfüllung dieser Forderung ist der einfache Verweis darauf, dass die Nutzer ausreichend häufig über die geöffneten Fenster (stoß-)lüften müssen, nicht ausreichend – schon allein deshalb, weil die Bewohner bei Abwesenheit nicht lüften können.

Der Architekt bzw. Gebäudeplaner muss deshalb ein Lüftungskonzept erstellen, das den Mindestluftwechsel nutzerunabhängig sicherstellt. Die Grundlagen für ein Lüftungskonzept beschreibt DIN 1946-6 Lüftung von Wohnungen, die vier unterschiedliche Lüftungsstufen definiert.

  • Lüftung zum Feuchteschutz: Schützt die Baukonstruktion vor Feuchtigkeit und damit der Gefahr von Schimmelbildung. Muss unabhängig vom Nutzerverhalten sichergestellt sein.
  • Reduzierte Lüftung: Sichert hygienische Mindeststandards sowie den Schutz der Baukonstruktion bei reduzierter Anwesenheit der Bewohner. Muss größtenteils unabhängig von den Nutzern gewährleistet werden.
  • Nennlüftung: Lüftung für den Regelbetrieb bei normal genutzter Wohnung. Da die Bewohner anwesend sind, kann die Fensteröffnung bei der Lüftung berücksichtigt werden.
  • Intensivlüftung: Zeitweilig erhöhter Luftvolumenstrom zum Abbau besonderer Lastspitzen etwa durch Kochen, Waschen oder Anwesenheit vieler Menschen (Feier). Die Lüftungsaktivität der Bewohner kann berücksichtigt werden.

Ergibt sich aus dem Lüftungskonzept, dass der erforderliche Luftwechsel für bestimmte Lüftungsstufen nicht erreicht wird, müssen lüftungstechnische Maßnahmen für das Gebäude vorgesehen und geeignete Lüftungssysteme ausgewählt werden.

Mehr zum Thema Lüftungsplanung und Lüftungskonzept lesen Sie hier »

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Lüftungsarten

  • Freie (natürliche) Lüftung: Hierbei strömt frische Außenluft durch Öffnungen ins Gebäudeinnere. Winddruck, thermischer Auftrieb oder Temperaturdifferenzen zwischen innen und außen erzeugen dabei einen Luftvolumenstrom, der durch das Gebäude fließt und für Luftaustausch sorgt. Zur freien Lüftung gehört beispielsweise die klassische Fensterlüftung, aber auch die Schachtlüftung (z.B. für die Lüftung von fensterlosen Bädern und Toilettenräumen ohne Ventilator).
  • Fensterfalzlüfter oder Außenluftdurchlässe (in der Regel nur für die Lüftung zum Feuchteschutz)
  • Mechanische Lüftung: Reicht die natürliche Lüftung für den notwendigen Luftwechsel nicht aus, kommt eine ventilatorgestützte Lüftung zum Einsatz – auch mechanische oder maschinelle Lüftung genannt. Aufgrund der zunehmend luftdichten Bauweise (s.o.) ist diese Lüftungsart auf dem Vormarsch. Lüftungsanlagen lassen sich nach ihren Funktionsprinzipien zum Beispiel unterscheiden in:
    •  Zentrale oder dezentrale Lüftungsanlagen,
    • Lüftungsanlagen mit oder ohne Wärmerückgewinnung (WRG),
    • Raumweise dezentrale Lüftung (ohne Überströmöffnungen innerhalb der Wohnung),
    • Wohnungsweise dezentrale Lüftung (mit Überströmöffnungen innerhalb der Wohnung).

Zu den Vor- und Nachteilen der jeweiligen Lüftungsarten lesen Sie hier weiter »

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