Bei zentralen Lüftungsanlagen gibt es nur ein Lüftungsgerät, das über Luftkanäle mit allen zu be- oder entlüftenden Räumen verbunden ist. Das zentral aufgestellte Gerät saugt Frischluft an, gewährleistet den Transport der Luft innerhalb des geschlossenen Leitungssystems und führt die Fortluft ab.
Das Bild stammt aus folgendem Beitrag: Zentrales Lüftungsgerät mit WRG auch für Passivhäuser »
- Vorteile zentraler Lüftungsanlagen
- Nachteile zentraler Lüftungsanlagen
- Arten von zentralen Lüftungsanlagen
- Bestandteile zentraler Lüftungsanlagen
- Wärmetauscher
- Kennzahlen von Lüftungsgeräten mit Wärmerückgewinnung
- Winterbetrieb mit vorkonditionierter Luft
- Wärmetauscher im Sommerbetrieb
- Lüftungskanäle
- Schallschutz
- Wartung
- Lüftungsanlagen und Feuerstätten
Vorteile zentraler Lüftungsanlagen
- hocheffiziente Wärmerückgewinnung möglich (Wärmetauscher, Wärmepumpe),
- lässt sich mit vorkonditionierter Zuluft planen (Vorerwärmung über Grundrohre im Fundament oder im Erdreich),
- bei entsprechender Auslegung für Passivhäuser geeignet,
- Frischluft für die gesamte Wohneinheit mit einer zentralen Steuerung,
- einfache Einbindung in übergreifende Regelkreisläufe der gesamten Haustechnik (Vernetzung, Smart Home),
- wirtschaftliche Lösung für große Wohnungsflächen (bevorzugt ab 150 m²),
- Aufstellung des Lüftungsgeräts in untergeordneten Räumen (Hauswirtschaftsraum, Keller),
- architektonischer Gewinn durch weniger Zu- und Abluftöffnungen in der Außenwand.
Nachteile zentraler Lüftungsanlagen
- Platzbedarf und Investitionsaufwand für die Lüftungsleitungen,
- nur bedingt für die Sanierung und Modernisierung in Bestandsbauten geeignet,
- für kleine und mittlere Wohneinheiten meist unwirtschaftlich,
- zusätzlicher Wartungsbedarf für die Reinigung der Lüftungsleitungen.
Arten von zentralen Lüftungsanlagen
Bestandteile zentraler Lüftungsanlagen
- Lüftungsgerät mit den Ventilatoren, meist in einem Raum mit untergeordneter Funktion aufgestellt,
- Wärmetauscher zur Rückgewinnung der Abluftwärme in der kalten Jahreszeit,
- Filtereinheit für die Zuluft, in jedem Fall gegen Staub und Fremdkörper aus der Außenluft, optional auch mit Pollenfilter,
- Filtereinheit für die Abluft (Schutz des Wärmetauschers gegen Hausstaub),
- Bypass zur Umgehung des Wärmetauschers in der warmen Jahreszeit,
- Lüftungskanäle, bei Zu- und Abluftanlagen als doppelter Strang,
- Luftauslässe in jedem Raum bzw. jeder Raumgruppe.
Optionale Ergänzungen
- Wärmepumpe im Abluftstrom für die noch effizientere Erwärmung der Zuluft oder für die Warmwasserbereitung,
- Grundrohre im Fundament oder im Erdreich, mit denen die angesaugte Frischluft im Winter vorgewärmt wird (lässt sich im Sommer gegebenenfalls auch für die Kühlung einsetzen),
- Vorheizregister zum Schutz des Wärmetauschers,
- Fettfilter in der Küche.
Wärmetauscher
Die Wärmerückgewinnung einer Lüftungsanlage hat großen Einfluss auf die Energieeffizienz des Gebäudes. Im Wärmetauscher wird die Wärme der Abluft auf die kältere Zuluft übertragen, sodass möglichst wenig und im Idealfall gar keine Heizenergie für das erneute Anwärmen der Frischluft benötigt wird. Ausgetauscht wird jedoch nur der Energieinhalt der Luft, es kommt nicht zu einer Durchmischung der Luftströme.
Rekuperative Wärmetauscher übertragen nur die fühlbare Wärme vom warmen Luftstrom auf den kalten. Dieser Anteil wird auch sensible Wärme genannt und ist derjenige, der sich als Temperaturdifferenz mit dem Thermometer messen lässt. Regenerative Wärmetauscher und sogenannte Enthalpie-Wärmetauscher können darüber hinaus auch die latente Wärme aus der Luftfeuchtigkeit des Abluftstroms übertragen.
nach obenKennzahlen von Lüftungsgeräten mit Wärmerückgewinnung
nach obenWinterbetrieb mit vorkonditionierter Luft
Unabhängig von der Bauweise des Wärmetauschers darf es im Winter auf der kalten Zuluftseite nicht zu Eisbildung kommen. Die angesaugte Luft muss deshalb bei entsprechender Witterung vorgewärmt werden. Möglich ist ein elektrisches Heizregister im Zuluftstrom, das aber zusätzliche Energie benötigt.
Effizienter ist eine natürliche Konditionierung der Zuluft, etwa indem diese von der Ansaugstelle zunächst durch ein Grundrohr im Fundament oder im Erdreich geführt wird. Bei entsprechender Dimensionierung der Rohrlänge und der Tiefenlage gelangt vorkonditionierte und in jedem Fall frostfreie Luft zum Wärmetauscher, was neben dem Vereisungsschutz auch die Effizienz des Wärmeaustauschs verbessert.
Wärmetauscher im Sommerbetrieb
Der Betrieb des Wärmetauschers auch im Sommer würde zu einer Überhitzung der Raumluft führen. Moderne Geräte für die zentrale Wohnungslüftung enthalten deshalb einen Bypass, der in der warmen Jahreszeit den Wärmetauscher überbrückt. Die Umschaltung von Sommer- auf Winterbetrieb sollte nutzerunabhängig und temperaturgesteuert automatisch geschehen.
Das für den Winterbetrieb eventuell sinnvolle Grundrohr zum natürlichen Vorerwärmen der Zuluft lässt sich bei entsprechender Planung auch für die natürliche Kühlung der Zuluft im Sommer verwenden. Außerdem sollte die Ansaugstelle der Frischluft möglichst im Schatten liegen.
Lüftungskanäle
Den prägnanteren Unterschied zwischen zentralen und dezentralen Lüftungsanlagen stellen die Lüftungskanäle zu den einzelnen Räumen dar. Klassische Zu- und Abluftanlagen erfordern einen Doppelstrang, der bevorzugt im Boden oder in der Decke verläuft.
Das Kanalsystem sollte einen möglichst geringen Strömungswiderstand aufweisen und einen leisen Betrieb ermöglichen. Zu bevorzugen sind große runde Querschnitte mit wenigen Richtungswechseln. Diese Einbaubedingungen müssen bei Neubauten von vornherein planerisch berücksichtigt werden. Bei der Modernisierung von bestehenden Gebäuden fehlt dafür oft der Platz, weshalb sich zentrale Lüftungsanlagen nur bedingt nachträglich einbauen lassen.
Schallschutz
Bei der Geräuschentwicklung von zentralen Lüftungsanlagen sind einerseits der Schallleistungspegel des Lüftungsgeräts und andererseits die Schallübertragung von Raum zu Raum über die Lüftungskanäle zu beachten. Wegen dieses auch Telefonieschall genannten Phänomens sollte bei Mehrfamilienhäusern statt einer Lüftungsanlage für das gesamte Haus der wohnungsweise Einbau zentraler Lüftungstechnik erwogen werden.
Weitere Maßnahmen können sein:
- Lüftungskanäle aus schallabsorbierendem Material, alternativ äußere Schallisolierung,
- vibrationsgedämpfte Aufhängung/Aufstellung des Lüftungsgerät und der Kanäle,
- Einbau von Schalldämpfern im Leitungssystem.
Wartung
Lüftungsanlagen müssen aus hygienischen Gründen gewartet werden. Je nach Verschmutzungsgrad und den vom Hersteller in den Unterlagen angegebenen Wartungsintervallen sind die Filter auszutauschen und die Kanäle zu reinigen.
Neben Feinstaub- und eventuell Pollenfiltern können Fettfilter und Umluft-Dunstabzugshauben in der Küche die Verschmutzungsneigung der Kanäle reduzieren. Abluft-Dunstabzugshauben sind nicht geeignet, weil ihre Luftabsaugung die Funktionalität der zentralen Lüftungsanlage beeinträchtigt.
Lüftungsanlagen und Feuerstätten
Besondere Aufmerksamkeit verlangt der Betrieb von Feuerstätten (z.B. Kamine) in Kombination mit Lüftungsanlagen. Zu beachten ist speziell § 4 Abs. 2 Muster-Feuerungsverordnung (FeuVO) bzw. die Entsprechung in der jeweiligen Landes-Feuerungsverordnung.
Zum einen darf die Verbrennungsluft nicht der Raumluft entnommen werden. Zum anderen muss verhindert werden, dass gefährliche Rauchgase infolge eines Unterdrucks in den Raum gelangen.
In der Regel sind darum eine separate Zuführung der Verbrennungsluft von außen und die Überwachung der Druckverhältnisse im Raum erforderlich. Die genaue Ausstattung muss mit dem Hersteller der Lüftungsanlage und dem Schornsteinfeger abgestimmt werden.