Lüftungssysteme für Wohnungen lassen sich im Grundsatz in zentrale und dezentrale Systeme einteilen. Bei der dezentralen Lüftung erhält jeder Raum bzw. jede Raumgruppe eine eigene und unabhängige Anlage. Ihr Herzstück sind die Außenluftdurchlässe (ALD), die in der Wandfläche, in der Fensterlaibung oder in baulichem Zusammenhang mit den Fenstern eingebaut werden können.
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- Vorteile von Außenluftdurchlässen gegenüber Fensterfalzlüftern
- Vorteile von Außenluftdurchlässen gegenüber Fenstern
- Vorteile der dezentralen Lüftung gegenüber zentralen Lüftungsanlagen
- Aufbau der Außenluftdurchlässe
- Einbaupositionen
- Betriebsweisen
- Steuerung
Auch Fensterfalzlüfter lassen sich im weitesten Sinne zu den ALD zählen, werden jedoch wegen ihrer besonders kompakten Bauweise und ihrer speziellen Funktionalität für die Lüftung zum Feuchteschutz hier separat behandelt.
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Vorteile von Außenluftdurchlässen gegenüber Fensterfalzlüftern
- Größere Luftvolumenströme: Es lassen sich Lüftungsstufen oberhalb der Lüftung zum Feuchteschutz bis hin zur Nenn- oder sogar Intensivlüftung realisieren.
- Bessere Energieeffizienz: Moderne ALD sind in der Regel mit Wärmetauscher ausgestattet, wodurch keine kalte, sondern vorkonditionierte angewärmte Luft in den Raum strömt. Die Energiebilanz des Gebäudes verbessert sich.
- ALD sind regelbar: Bei vielen Modellen lässt sich der Luftvolumenstrom regeln oder der Luftdurchlass völlig schließen. Auch Regelsysteme in Abhängigkeit von der Raumluftfeuchtigkeit sind möglich.
- Ventilatorgestützter Betrieb: ALD für die dezentrale Lüftung lassen sich mit Ventilatoren ausstatten, wodurch die Funktion unabhängig von der natürlichen Winddruckdifferenz und der Einbauposition in Luv oder Lee wird.
- Viele Zusatzfunktionen: ALD in der Wand, in der Laibung oder am Fenster sind größer als Fensterfalzlüfter und optisch meist etwas auffälliger. Dies kann man zwar als Nachteil bewerten, es eröffnet jedoch die Möglichkeit von Zusatzfunktionen wie Pollenfiltern oder Schallschutzvorkehrungen.
Vorteile von Außenluftdurchlässen gegenüber Fenstern
Bei sehr großzügiger Betrachtung lassen sich auch geöffnete Fenster als Außenluftdurchlässe beschreiben. Es gibt jedoch in der Funktionsweise wesentliche Unterschiede:
- Nutzerunabhängiger Betrieb: Handbetätigte Fenster als Lüftungselemente erfordern stets das aktive Zutun der Bewohner. Das Öffnen der Fenster kann jedoch ebenso vergessen werden wie das Wiederverschließen.
- Lüftung auch bei Abwesenheit: Berufstätige Bewohner haben über Tag meist gar keine Gelegenheit zur Fensterlüftung. Gut gemeinte Lüftungsempfehlungen – etwa sechs Mal am Tag für 10 Minuten – lassen sich dann mit Fenstern nicht realisieren, während ALD kontinuierlich für eine hygienisch einwandfreie Luft und die Abführung der Raumluftfeuchte sorgen.
- Geregelte Luftzufuhr: Durch die Möglichkeit, die dezentrale Lüftung mit ALD zu automatisieren, gelangt stets genau die benötigte Menge Frischluft in den Raum. Die Räume werden ausreichend belüftet und kühlen auch nicht durch zu langes Lüften aus.
Vorteile der dezenralen Lüftung gegenüber zentralen Lüftungsanlagen
- Einfachere Anlagentechnik: Zentrale Lüftungsanlagen benötigen aufwändige Luftkanäle zu jedem Raum und ein vergleichsweise großes Zentralgerät. ALD-Baueinheiten sind deutlich kompakter.
- Kostenrelation: Kompakte ALD sind als Einzelgerät meist kostengünstiger als zentrale Anlagen. Allerdings werden pro Wohnung mehrere Geräte benötigt, was den Kostenvorteil relativieren kann. Eingespart wird in jedem Fall der bauliche und finanzielle Aufwand für die Verlegung der Luftkanäle.
- Leichter zu reinigen: Luftkanäle müssen aus hygienischen Gründen regelmäßig durch eine Fachfirma gereinigt werden. Der finanzielle Aufwand dafür ist bei den Betriebskosten zu berücksichtigen. Dezentrale Systeme lassen sich meist von den Bewohnern reinigen.
- Nachrüstung im Bestand: Die nachträgliche Installation von zentralen Lüftungsanlagen im Altbau schafft Platzprobleme und verursacht meist hohen baulichen Aufwand. Im Rahmen von Modernisierungen ist darum eher die raumweise Lüftung mit ALD zu empfehlen.
Aufbau der Außenluftdurchlässe
Außenluftdurchlässe können im Detail unterschiedlich aufgebaut sein, enthalten aber folgende Kernbestandteile:
- Äußere Blende (für den Witterungsschutz und die architektonische Anpassung an die Fassade),
- Wärmetauscher bzw. Wärmespeicher,
- Ventilator,
- innere Blende,
- Einbaugehäuse.
Optionale Bestandteile können außerdem sein:
- Staub- und Pollenfilter,
- Verschlusselemente (oft in Kombination mit einer der Blenden),
- schalldämmende Ausrüstung,
- Feuchtigkeitssensoren,
- CO2-Sensoren.
Einbaupositionen
Betriebsweisen
Die dezentrale Lüftung per ventilatorgestützter Außenluftdurchlässe ist von der natürlichen Winddruckdifferenz weitgehend unabhängig. Die ALD müssen also nicht an sich gegenüberliegenden Gebäudeseiten positioniert werden. Zu beachten ist jedoch auch hier, dass die Luft sowohl ein- als auch ausströmen kann.
Dies kann erreicht werden durch …
- paarweise Anordnung von ALD: als Einström- und Ausströmöffnung in jedem Raum.
- ALD mit Richtungsumkehr: Verwendung von nur einem ALD pro Raum, der jedoch mit einem reversierenden Ventilator sowie einen Wärmespeicher ausgestattet ist und in zwei Takten arbeitet: Der Ventilator fördert zunächst die verbrauchte Luft nach außen und speichert deren Wärme im Wärmespeicher. Im nächsten Zeittakt kehrt sich die Förderrichtung um, sodass Frischluft angesaugt und im Wärmespeicher erwärmt wird.
- Abluftventilator Küche oder Bad: Sofern die Zimmertüren mit Überströmöffnungen versehen werden, lassen sich zum Beispiel in den Küchen und/oder Bädern Abluftventilatoren installieren, die einen gerichteten Luftstrom sicherstellen. Zu beachten ist die richtige Richtung des Lufttransports: von den Wohnräumen zu den geruchsanfälligen Bereichen und von dort nach außen.
Steuerung
Wie bei den ALD mit Richtungsumkehr bereits angedeutet kann das Fördervolumen der Frischluft über die Zeit gesteuert werden. Die Luftwechselrate lässt sich dadurch sehr genau berechnen und einstellen. Eventuell hat der Nutzer die Möglichkeit, verschiedene Stufen zu wählen, etwa für die reduzierte, die Nenn- oder die Intensivlüftung.
Andere Steuerungsmöglichkeiten basieren auf Sensoren, die die Feuchtigkeit der Raumluft oder ihren CO2-Gehalt messen. Dadurch kann die Lüftung sehr genau auf den aktuellen Bedarf abgestimmt werden.
Grundlage der Planung für die Betriebsweise und Steuerung sowie die Geräteauswahl muss in jedem Fall der erforderliche Luftvolumenstrom in Abhängigkeit von der Wohnungsgröße und -nutzung sein. Danach ist die Anzahl, Anordnung und Dimensionierung der ALD zu bemessen.
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