Dagmar Ruhnau/pp
Ein fürstliches Residenzstädtchen sechzig Kilometer nordöstlich von Frankfurt ist Büdingen, das seine Blütezeit auf das 15. und 16. Jahrhundert datieren kann. Nach Dreißigjährigem Krieg und Hexenverfolgungen machte es sich durch Religions- und Justizfreiheit einen Namen und begann wieder zu wachsen. Ein Zeugnis davon ist das spätklassizistische Alte Gymnasium von 1878. Das denkmalgeschützte dreigeschossige Gebäude wurde 2006 saniert und dient nun einer Arbeitsvermittlung, einem Theater und dem Stadtarchiv.
Die Substanz des 130 Jahre alten Gebäudes war im großen und ganzen in Ordnung. Ein paar Stellen am Dach waren laut Architekt „jenseits der Schönheitsreparatur“ und mussten repariert werden. Das erste und zweite Obergeschoss wurde durch die Architekten- und Ingenieurgesellschaft Stefan Hennermann GmbH, Büdingen, zunächst von alten Einbauten wie nachträglich eingezogenen Trennwänden oder einer alten Hörsaalbestuhlung befreit.
Alle tragenden Wände sowie vorhandene Unterzüge blieb erhalten. Die ursprüngliche Raumhöhe betrug etwa fünf Meter, die für die neue Nutzung mit Büroarbeitsplätzen ungeeignet war. Deshalb wurden die Räume bei drei Meter Höhe mit Gipskarton-Decken abgehängt.
Die Hohlräume werden nicht genutzt. Im Bereich der Fenster wurden die originalen Deckenhöhen belassen und verspringen erst 1,20 m hinter der Außenwand wieder nach unten.
Historisch angemessen
Für die Fenstersanierung wurden Kunststofffenster von Finstral zugelassen, die baustilgerecht, energetisch zeitgemäß und komfortabel in der Bedienung sind.
Die alten Holzfenster standen wie das Gebäude selbst unter Denkmalschutz. Ursprünglich sollten nur einige durch neue Holzfenster ersetzt werden, genau besehen waren jedoch alle Fenster erneuerungsbedürftig. Sie stammten von 1970 und waren mit Einscheibenverglasung ausgestattet. Dass die Untere Denkmalschutzbehörde von ihrer Forderung nach Holzfenstern abwich, lag nicht zuletzt an der Möglichkeit zur historisch nahezu detailgetreuen Rekonstruktion, die das Finstral-Programm bietet.
Gewählt wurde das bewährte Mitteldichtungssystem 200, das grundlegend gute Wärmedämmwerte und hervorragende Bedienungssicherheit bietet. Die besondere Stabilität der Fensterflügel ermöglichte die Ausführung in der alten, großformatigen Ansicht. Gleichzeitig erlaubt sie auch eine besonders schlanke Rahmenansicht, die der von Holzfenstern entspricht.
Die „Historie-Mittelpartie“ ist speziell nach der Optik von Holzfenstern entwickelt worden und bietet eine schmale Stulpansicht. Darüber hinaus wurde die Oberfläche der papyrusweiß durchgefärbten Rahmen so gewählt, dass eine exakte Holz-Nachbildung sichtbar ist.
Im Gegensatz zu Holz ist diese Oberfläche jedoch außerordentlich witterungsbeständig und wartungsarm. Neben dem generellen Preisvorteil dieser Kunststofffenster bedeutet der geringere Aufwand für den Unterhalt weitere Kosteneinsparungen.
Der Luftaustausch in den Räumen erfolgt wie bisher durch Fensterlüftung. Trotz der wesentlich dichteren Gebäudehülle musste keine besondere Lüftungsanlage eingebaut werden.
Die Fenster wurden anhand alter Fotos rekonstruiert und bieten nun die gleiche Ansicht wie zur Eröffnung 1878. Dazu tragen nicht nur das Format und die schmalen Fensterrahmen bei, sondern auch das historisch detailgetreue Zubehör. Kapitelle und Zierprofile, glasteilende Sprossen und Wetterschenkel am Flügel wurden ebenfalls vom gleichen Hersteller gewählt, dessen Programm auch bei diffizilen Restaurierungsvorhaben kostengünstige, historisch genaue Fensternachbildungen ermöglicht.
Weitere Informationen
Fenster- Mitteldichtungssystem bba 529
Architekturbüro: Architekten- und Ingenieurgesellschaft Stefan Hennermann GmbH, Büdingen
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