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Mediterranes Lebensgefühl

Gartensiedlung in Lorsch
Mediterranes Lebensgefühl

Elke Stamm / red.

Lorsch ist eine beschauliche Kleinstadt an der Bergstraße am Rande des Odenwaldes. Hier entsteht die Gartensiedlung „Asturien“, genannt nach der nordspanischen Region am Golf von Biskaya. Für südlichen Charme sorgen Architektur, Straßendetails und mediterran engobierte Tonziegel.
„Wohnen wie im Süden“ lautet das Motto des neuen Wohngebietes. Der Baustil einzelner Gebäude, mediterrane Farben an Fassaden und auf Dächern sowie Straßenbegrenzungen aus Trockenmauerwerk sind dem Ambiente des Fürstentums Asturien nachempfunden. Gemeinsam mit den Behörden konnte eine Gesamtplanung erstellt werden, die sowohl Bebauungsplan als auch Verkehrskonzept umfasst, was bisher in Deutschland noch relativ selten ist.
Die südhessische Gemeinde ermöglichte architektonische Harmonie in Verbindung mit sorgfältiger Landschaftsgestaltung und Ökologie. Ein Randbereich als fester Bestandteil des Bebauungsplanes schafft die notwendigen ökologischen Voraussetzungen zum Beispiel für die Wasserableitung.
Zur Gartenstadt gehören eine Tiefgarage und insgesamt 95 Wohneinheiten. Sie verteilen sich auf fünf Reihenhäuser, ein Drittel einzeln stehender und zwei Drittel Doppelhäuser. In drei Objekten stehen 17 Eigentumswohnungen zur Verfügung. Ein Gestaltungshandbuch regelt den Einsatz von Farben, Materialien, Bepflanzung, Anbauten etc. verbindlich.
Farben und Material
Zum südlichen Flair trägt auch der Baustil bei. So sind alle Dächer relativ flach geneigt, großzügig angelegte Dachterrassen oder Balkone laden zum Sitzen im Freien ein. Andere Gebäude sind mit Aufbauten über dem Hauptdach versehen, die für gemütliche, helle Dachzimmer sorgen. Eingedeckt wurde auf etwa 7 000 m² mit mediterran engobierten Flachdachziegeln von Nelskamp in gelb- oder rotbraun geflammten Naturtönen.
Vorherrschende Fassaden-Farben sind gelbe und rötliche bis braune Naturtöne (Caparol). Die Pflasterung der Gehwege und Straßen bilden naturfarbene Rustikal- und Rasenfugen-Steine. Als Blickfang und Sitzgelegenheit dienen kleine Mauern.
Idee der Jahrhundertwende
Die Idee der „Gartenstadt“ kommt aus Großbritannien um die Jahrhundertwende als Modell des Zusammenlebens zwischen Stadt und Land. Zu ihren gestalterischen Merkmalen gehören in Lorsch-Asturien:
  • Einheitliche Einfriedung mit Hecken oder Staketenzäunen
  • Alleen mit Straßenbäumen
  • Zentrale Plätze als Treffpunkt
  • Gemeinschaftliche Grünflächen
  • Privatgärten mit viel Grün und markanten Bäumen
  • Erschließungssystem mit Straßen und Fuß-Wegen.
Öffentliche und private Flächen unterscheiden sich zwar durch den Einsatz verschiedener Materialien und Farben, das führt aber nicht zur „Abschottung“ der einzelnen Grundstücke. In der Siedlung entsteht eine möglichst geringe Belastung durch Autoverkehr – Garagen und Stellplätze befinden sich am Rand.
So werden öffentliche Straßenflächen zum Begegnungs- und Aufenthaltsort für die Bewohner. Straßenbäume betonen den Alleecharakter – für die Trennung zu privaten Grünflächen sorgen Kornelkirschen- und Hainbuchenhecken am Siedlungsrand. Innerhalb der privaten Grundstücke sind Blumeneschen zur Abtrennung vorgesehen – alle weiteren Blumen und Sträucher, mit denen die Eigentümer ihre Gärten bestücken können, sind im Gestaltungshandbuch festgelegt. Durch den Einsatz möglichst weniger Pflanzenarten wird der Charakter der Gartenstadt als Einheit hervorgehoben.
Regenwasserkonzept
Neben dem in der Siedlungsmitte gelegenen Treffpunkt mit einem Quellstein erhält die Siedlung eine Vielzahl kleinerer Plätze, die den nachbarschaftlichen Kontakt unterstützen. Jeder dieser Bereiche steht unter einem speziellen Motto – die Nutzung wird durch die Farbe des Straßenpflasters bestimmt.
Daneben entsteht eine typische Struktur u.a. durch Regenwasserrinnen, die neben ihren ökologischen Aufgaben den Kindern der Siedlung im Spiel die Erfahrung mit Wasser ermöglichen sollen.
Der Umgang und das Dasein mit Wasser gehört zu den grundlegenden Elementen des neuen Wohnquartiers. „Leben wird durch Wasser gefördert und ist mit diesem Stoff eng verbunden. Lebendigkeit wird durch bewegtes Wasser unmittelbar erlebt und sinnlich wahr genommen. Es tendiert von sich aus zu einem Gleichgewicht und zu Harmonie“ – so lautet die Philosophie des Planungsbüros Dreiseitl aus Überlingen. Deshalb sorgten sie dafür, dass Regenwassersammlung, Ableitung und Rückhalt gestalterische Bestandteile der öffentlichen Räume in der Gartenstadt bilden.
Das gesammelte Regenwasser speist beispielsweise einen kleinen Wasserlauf. Um die Wasserqualität zu erhalten, ist eine Umwälzung eingeplant.
Ein alter Landgraben wird als Vorflut für das gesammelte Regenwasser der Siedlung genutzt. Im Zuge der Erschließung soll er überformt und ökologisch aufgewertet werden – zu einer überörtlichen Grünachse bzw. Biotop mit Naherholungscharakter. Synergieeffekte entstehen aus der Zurückhaltung von Regenwasser in den Grünflächen, das über den Boden dem Grundwasser wieder zugeführt wird.
Überschüssiges Wasser gelangt in das Biotop Landgraben und versickert dort. Für etwa 220 Bewohner bedeutet dies eine Abwasser-Gebührenentlastung und spart Kanalrohre beim Bau.
Weitere Informationen
Tondachziegel bba 512
Planung: Atelier Dreiseitl, Überlingen
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