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Doppelten Vorteil nutzen

Holz-Aluminium-Kombinationen
Doppelten Vorteil nutzen

Dem Wetter die kalte Schulter zeigen, nach innen aber wohnlich-warm wirken. Unterschiedlicher könnten die Funktionen auf beiden Seiten von Fenstern kaum sein. Mit Holz-Alu-Bauteilen lässt sich diese Dialektik von innen und außen unmittelbar im Werkstoff darstellen. Über die Architekturassoziationen hinaus kann sich die kombinierte Bauweise auch technisch mit „reinen“ Ausführungen messen.

Markus Hoeft

Bis Ende des vergangenen Jahres erwarteten die Verbände der Fensterbranche einen Marktanteil bei Holz-Metall-Fenstern – wohinter sich überwiegend Holz-Alu – verbergen dürften – von rund 7,7 %. Das ist wenig gegenüber Kunststofffenstern (ca. 57 %) und selbst im Vergleich zu reinem Metall (19,2 %) oder reinem Holz (16,2 %) eine recht deutliche Minderheitenposition. Allerdings verzeichnen die Holz-Alu-Fenster seit Jahren einen stetigen Bedeutungsanstieg und den höchsten Marktzuwachs unter allen Rahmenmaterialien mit zuletzt 9,2 %. Manches spricht also dafür, dass sich hier eine ehemals eher als Nischenprodukt anzusehende Lösung zu einer normalen technischen Anwendung entwickelt.
Klare Funktionstrennung in den Werkstoffen
Wie der Name schon sagt, bestehen die Rahmen von Holz-Aluminium-Fenstern aus der Kombination zweier Werkstoffe, die beide ihre jeweils spezifischen Vorteile ausspielen. Das Holz auf der Innenseite sorgt für einen hohen Wärmeschutz des Rahmens und gibt dem Raum eine wohnlich-behagliche Note. Denn die Hölzer können zwar, aber müssen eben auf der witterungsgeschützten Seite nicht lackiert werden. Die Holzoptik lässt sich also erhalten und kann durch die Auswahl unter verschiedenen Hölzern variiert und an den Raum angepasst werden.
Die Witterungsanfälligkeit und der daraus resultierende Instandhaltungsaufwand von Holz wäre auf der Außenseite gerade der Schwachpunkt des Materials, weshalb hier Aluminiumverblendungen spannungsfrei mit Haltern aufgesetzt sind. Aluminium ist auch im Außenbereich ein pflege- und wartungsarmer Werkstoff, der zudem sehr einfach und in einer großen Anzahl von Tönen farblich beschichtet werden kann. Kaum zum Tragen kommt hingegen der typische Nachteil aller Metalle und damit auch des Aluminiums: Die hohe Wärmeleitfähigkeit, die in reinen Metallfenstern schnell zu schlechten Wärmeleitfähigkeitswerten führen kann.
Die Holzauswahl innen und die Farb-auswahl außen ergeben bei Holz-Alu-Fenstern eine fast nicht zu überblickenden Vielfalt der Gestaltungsvarianten. Vor allem aber bedeuten sie eine grundsätzlich unterschiedliche Optik der Innen- und der Außenseite. Die Fassade kann eine sachlich-klare, sehr technische Anmutung erhalten, ohne dass damit ein warmes und natürliches Ambiente im Innenraum ausgeschlossen wird. Die moderne Aluminiumoberfläche außen lässt sich dadurch auch mit einer eher traditionellen Wohnraumgestaltung innen kombinieren. Oder etwas überhöht formuliert: Das Metallfenster ist hoffähig im Wohnungsbau geworden.
In der Frontalansicht ist die kombinierte Bauweise in der Regel kaum zu erkennen, der Betrachter sieht je nach Standort entweder ein Holz- oder ein Metallfenster. Je mehr der Blickwinkel verändert wird, desto deutlicher werden jedoch die zwei Werkstoffe der Fenster sicht- und bemerkbar. Was sehr spannend sein kann, aber vielleicht auch die Frage nach Materialehrlichkeit und Sehgewohnheiten aufwirft. Bisher kannten wir „reine“ Fenster, beidseitig jeweils aus Kunststoff, Holz oder Metall, die hybride Ansicht zweier unterschiedlicher Materialien wirkt (noch) überraschend.
Bei genauerer Überlegung vollziehen die Fenster aber hier nur nach, was für Fassaden mit der Funktionstrennung längst die Regel ist: Jede Schicht übernimmt spezielle Aufgaben und wird mit dem dafür funktionsgerechten Werkstoff als Tragschicht, Wärmedämmung oder Bekleidung ausgeführt.
Bei Fassaden sind auf diese Weise sehr verschiedene Materialkombinationen entstanden, was sich als Entwicklung auch schon für Fenster andeutet. Denn neben Holz-Alu-Fenstern gibt es auch die Kombinationen Holz-Kunststoff oder Kunststoff-Alu sowie Fensterprofile mit allen drei Komponenten Holz-Kunststoff-Alu.
Doppelseitige Fenster und Ergänzungen
Dass ein Produkt sein Nischendasein verlassen hat, ist u.a. auch an der Vielfalt des Zubehörs und der Ausführungsvarianten zu erkennen. Holz-Alu-Fenster sind hier auf einem guten Weg, dem Planer alle Möglichkeiten der bisherigen „reinen“ Rahmenmaterialien zu eröffnen. Das betrifft die Öffnungsformen als Dreh-, Kipp- oder Drehkippfenster ebenso wie die geometrische Ausbildung des äußeren Versatzes zwischen Blendrahmen und Flügel.
Den Standard bilden in den meisten Sortimenten Flügel, die konventionell flächenversetzt zum Blendrahmen schließen. Weniger optische Textur bringen die sogenannten halbflächenversetzten oder schließlich sogar flächenbündigen Fenster hervor. Bei letzteren liegen die Flügel- und Blendrahmenoberflächen in einer Ebene, sind aber durch eine Fuge als verschiedene Bauteile erkennbar. Völlig aufgehoben ist die Trennung in der Ansicht bei flügelübergreifenden Blendrahmen, bei denen die Fenster im geschlossenen Zustand kaum noch von einer Festverglasung zu unterscheiden sind.
Die Profiltiefen beginnen in der Regel bei 68 mm. Für einen besseren Wärmeschutz und vor allem bei Dreifachverglasungen muss man jedoch eher mit Größenordnungen von 78 mm oder mehr planen.
Die dreifache Materialkombination aus Holz auf der Innenseite, Kunststoffkammern in der Mitte und Aluminiumblenden außen kann in Kombination mit einer entsprechenden Dreifach-Verglasung sogar Passivhausqualität erreichen.
Je nach Anbieter gibt es neben normalen Fenstern verschiedene Zusatzelemente für Balkone oder Terrassen, etwa Türen, Faltanlagen, Schiebe- und Schiebe-Hebetüren sowie schließlich Festverglasungen und Wintergartenelemente. Die Gestaltungsidee der Kombination von Holz und Aluminium kann dadurch bruchlos über alle Fensterelemente des Gebäudes hinweg fortgesetzt werden.
Urban statt rustikal
Besonders konsequent wird die Idee der Funktionstrennung und der Zuordnung bestimmter Funktionen zu verschiedenen Werkstoffen mit Holz-Alu-Fassaden dargestellt. Pfosten-Riegel-Konstruktionen aus Brettschichtholz oder Furnierschichtholz auf der Innenseite übernehmen die Tragwirkung und sind zugleich markanter Teil der Raumgestaltung. Sie sorgen für einen warmen Raumeindruck – sowohl psychologisch im Anblick der warmen Holztöne als auch tatsächlich durch den guten Wärmeschutz des Holzes. Die äußere Aufsatzkonstruktion aus Aluminium nimmt die Verglasung auf, sorgt für eine unproblematische Entwässerung der Fassade und bildet die Abdichtung bzw. den Witterungsschutz der Konstruktion. Wie bei den Fenstern sind die möglichen Farbgebungen über Einbrennlackierungen des Aluminiums nahezu unbegrenzt.
Holz-Alu-Fassaden sind auch für großflächige, vielfach unterteilte Fassaden im mehrgeschossigen Bauen geeignet. Ihre äußere, im Wesentlichen von Metall und Glas geprägte Formensprache erlaubt eine Integration in urbane oder gewerblich geprägte Umgebungen – ohne demonstrative Rustikalität, aber auch ohne Verzicht auf Holz in der Innenarchitektur. Mit ähnlicher Überspitzung wie oben bei den Fenstern ließe sich hier formulieren: Mit Holz-Alu-Fassaden wird der Holzbau hoffähig in der City.
Die Ansichtsbreiten der Holz-Alu-Fassadenprofile beginnen bei eher unauffälligen 50 bzw. 55 mm und damit in einem auch für andere Materialien typischen Bereich. Markanter sind hingegen die Profiltiefen der hölzernen Pfosten oder Riegel, wodurch es vor allem bei farblosen und weitgehend entspiegelten Verglasungen zu spannenden schrägen Durchblicken durch die Fassade von außen kommt: Die zunächst als Metallfassade erscheinende Konstruktion offenbart im entsprechenden Blickwinkel ihre Janusköpfigkeit. Wie der römische Gott Janus, dem u.a. die Verantwortung für Türen und Tore zugeschrieben wird, „schauen“ Holz-Alu-Fassaden dann gewissermaßen mit zwei Gesichtern in entgegengesetzte Richtungen.
Dieses assoziative Spiel zwischen den Materialien und den Raumseiten lässt sich durch eine Kombination mit geschlossenen Fassadenabschnitten und Schiebeläden aus Holz oder mit metallischen Brüstungen, Vordächern und Sonnenschutzanlagen in vielfältigen Facetten fortsetzen. Dem Planer öffnen sich hier Freiräume, die mit ihrer Individualität und ihren überraschenden Ansichten deutlich über das Potenzial reiner Holz- oder reiner Metallkonstruktionen hinausgehen.
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