Umbau einer Bauruine zu einem Ferienhaus im italienischen Itri

Eine Bauruine nahe der italienischen Stadt Itri hat der preisgekrönte Architekt Cherubino Gambardella in ein schickes Ferienhaus verwandelt. Die Architektur der »Casa Capriccio Alto« sollte die ohnehin fantastische Aussicht auf das Tyrrhenische Meer, den Vesuv, Ischia und die Pontinischen Inseln noch verstärken. Entstanden ist ein farbenfrohes Gebäude mit großen Panoramafenstern und einer Poolterrasse auf dem Dach.

Anforderung:

Ausbau einer verlassenen Bauruine zu einem Ferienhaus mit guter Aussicht auf die umgebende Landschaft

Lösung:

Zweigeteiltes Haus mit Poolterrasse auf dem Dach und einem dreiseitig bodentief verglasten Wohnbereich im EG

In Süditalien ragen viele unvollendete Bauruinen in den Himmel – traurige Zeugnisse für eine Zeit des wirtschaftlichen Niedergangs sowie politischer und sozialer Veränderungen. Mehrere dieser als »Cementi armati« bezeichneten Betonskelette fanden sich auch auf einem Hügel nahe der kleinen Stadt Itri in der Region Latio, umgeben von verlassenen, über die Jahrzehnte verwilderten Olivenhainen.

„Diese Ruinen sind die betongeformte Bitte: ‚Mach was mit mir!‘“, so die Bauherrin aus Deutschland. Gemeinsam mit ihrem Mann sowie Architekt Cherubino Gambardella fasste sie den Plan, einige der Ruinen zu Ferienhäusern umzubauen. Die »Casa Capriccio Alto« ist – neben der »Villa Due Pini« und der »Villa Capri« – bereits das dritte vollendete Werk. 

„Das Bauherrenpaar überlegte nicht lange und übernahm auch die dritte Ruine“, erzählt Architekt Gambardella. „Sie war zwar die kleinste von allen, bot aber die schönste Kulisse – gerade, weil sie sich richtiggehend an die landwirtschaftlichen Terrassen zu schmiegen schien.“

Zwei Häuser in einem

Um die umgebende Kulturlandschaft weitgehend unberührt zu lassen, wurde der 12 Meter lange Pool aufs Dach des neuen Hauses verlegt. Dazu wandelte der Architekt das ursprüngliche Satteldach in einen großzügig gestalteten, terrassierten Liegebereich um. „Entstanden ist ein amphiteatrisches ‚Solario‘ – so nennen die Italiener den Sonnenplatz um den Pool herum“, erklärt der Bauherr. Drei halbkreisförmige Pergolen aus Bambus sorgen für Schatten – und verbergen gleichzeitig die Photovoltaikanlage.

Die Wohn- und Schlafräume der »Casa Capriccio Alto« befinden sich alle auf einer Ebene im Erdgeschoss unterhalb der Poolterrasse. Das Gebäude beherbergt ein Hauptschlafzimmer sowie zwei Gästeschlafzimmer, die jeweils über ein eigenes Bad sowie einen Zugang zum Außenbereich verfügen. Ein großzügiger Wohn-Ess-Bereich mit offener Küche dient als sozialer Mittelpunkt. Dreiseitig angebrachte, bodentiefe Panorama-Schiebefenster ermöglichen freie Ausblicke auf die umgebende Landschaft. 

„Durch die Veränderung des Querschnitts erhielt ich zwei Häuser: ein geschlossenes und geschütztes unten und ein zur Landschaft hin offenes oben“, fasst Architekt Gambardella das Entwurfskonzept zusammen.

Mut zur Farbe

Die Zweiteilung des Hauses in ein „oben“ und „unten“ wird auch an der Fassadenverkleidung sichtbar: Während der Sockel mit rotglänzenden Fliesen verkleidet ist, erhebt sich der Dach-Pool-Bereich darüber in strahlendem Weiß. 

„Es war klar, dass wir Fliesen wollten , wie bei unserem ersten Haus auf demselben Hügel“, so die Bauherrin. „Es ist eine süditalienische Lösung und viel praktischer als weiß gekalkt.“ Und fügt hinzu: „Da unser Architekt in Neapel und Capri lebt, haben wir bei der Verkleidung des Sockels an ein pompejanisches Rot oder ein Rot wie die Verwaltungsgebäude im Hafen von Neapel gedacht.“

Generell ist Mut zur Farbe Prinzip. „Für die Innengestaltung wollte ich die Farben der Natur hereinholen“, so die Bauherrin. „Der Boden ist ein sandfarbener Terrazzo; einzelne Wände, Decken und festeingebaute Schränke sind in Olivgrün, Piniengrün und Zitronengrün gehalten, bis hin zu Limone in den Bädern.“

Das Betonskelett der ursprünglichen Ruine wurde innen teilweise sichtbar gelassen; die Decken sind in jedem Raum ganz individuell gearbeitet. „Kurvig, etwas alkovenmäßig, wie im arabisch geprägten Capri-Stil“, erklärt die Bauherrin. Alle (Einbau-)Möbel wurden vom Architekten entworfen und sind maßgefertigte Einzelstücke.

Reaktivierte Außenbereiche

Eine breite, sich nach oben weitende Außentreppe verbindet das Erdgeschoss mit der Poolterrasse auf dem Dach. „Unterwegs kann man auf den relativ großen Treppenabsätzen Station machen – zum Plausch, für den Apperitivo, für den Blick zur Insel Ventotene“, schwärmt der Bauherr. Unterhalb der Treppe sind ein Technikraum sowie ein weiteres Mikroappartment untergebracht.

Ein Platz aus gehämmertem Beton und Kies bietet außerdem Fläche für vier Parkplätze. Ansonsten bleiben der terrassierte Garten und die mediterrane Macchia, die das gesamte Grundstück umgibt, unberührt.

Die »Casa Capriccio Alto« liegt inmitten alter Oliven-, Feigen- und Zitronenbäume, umgeben von grünbewachsenen Bergen. Als die Bauherren die Ruine übernahmen, war der Olivenhain seit Jahrzehnten verlassen und völlig verwildert. „Die Olivenbäume wurden sozusagen reanimiert, tragen jetzt wieder und liefern jedes zweite Jahr Öl fantastischer Qualität“, berichtet der Bauherr. 

Vertrauensvolle Zusammenarbeit

Wie immer bei guten Objekten brauchte es auch bei der »Casa Capriccio Alto« die offene, kritische, vor allem aber respekt- und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Architektenteam und Bauherrschaft.

„Der von Freunden vorhergesagte Herzinfarkt beim Bauen in Italien blieb aber aus“, so der Bauherr. „Vielmehr haben wir in den letzten zwölf Monaten süditalienische Handwerkskunst und ein Arbeitsverständnis erlebt, das uns viel Freude bereitet hat.“

Die »Casa Capriccio Alto« wird als Ferienhaus vermietet und kann über die Seite www.casa-capriccio-alto.com gebucht werden. Rom und Neapel sind jeweils nur eine Autostunde entfernt.