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Gewickelte Fassade aus Carbonfasern am Texoversum in Reutlingen

Neubau eines Ausbildungs- und Innovationszentrums in Reutlingen
Elegant verwoben

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Mit dem Texoversum hat die Hochschule Reutlingen ein europaweit einzigartiges Ausbildungs- und Innovationszentrum für die Textilindustrie in Betrieb genommen. Das Entwurfsthema »textiles Bauen« spiegelt sich sowohl strukturell in der internen Verwebung der Funktionen als auch in der repräsentativen, identitätsstiftenden Gebäudehülle wider. Die raffinierte Fassaden-Konstruktion wurde am Computer entworfen und basiert auf Carbonfasern, die von Robotern gewickelt wurden.

Anforderung:

Neues identitätsstiftendes Ausbildungs- und Forschungsgebäude für die Textilindustrie

Lösung:

Gebäude mit offener und zugleich »verwobener« Innenstruktur sowie einer repräsentativen Fassade, die aus Carbonfasern gewickelt wurde


Der Neubau ist Teil eines Ensembles, das im Rahmen eines Masterplans für die Erweiterung des Campus Reutlingen entstanden ist. Der Entwurf für das Gebäude stammt von Allmann Sattler Wappner Architekten gemeinsam mit Menges Scheffler Architekten sowie Jan Knippers Ingenieure. Das Entwurfsteam wurde im Gutachterverfahren mit dem ersten Preis ausgezeichnet und anschließend mit der Realisierung beauftragt.

Fassade aus robotisch gewickelten Carbonfasern am Texoversum Reutlingen
Bild: FibR GmbH

Offen und vernetzt

Auf fast 3.000 m² Fläche beherbergt das Texoversum Werkstätten, Labore, multifunktionelle Flächen für Forschung und Entwicklung sowie diverse Unterrichtsräume. Außerdem ist hier die international renommierte Sammlung historischer Stoff- und Gewebeproben der Hochschule Reutlingen untergebracht. 

In seiner inneren Struktur ist das Texoversum als offenes, transparentes Gebäude mit Split-Leveln gestaltet. Die halbgeschossig versetzten Ebenen, die über das Atrium auch visuell miteinander verwoben sind, verbinden die unterschiedlichen Nutzungsbereiche miteinander und bilden ein räumliches Kontinuum, das in einer großzügigen Dachterrasse seinen Abschluss findet. Für das Atrium hat das Unternehmen Ettlin Lux eine textile Lichtinstallation entwickelt, die einen luftreinigenden Charakter hat.

Mit rohen Industrieestrich- und Sichtbetonflächen sowie offen installierten Technikdecken strahlen die einzelnen Ebenen einen robusten Werkstattcharakter aus. Als verbindende Elemente zwischen den Ebenen fungieren Sitzstufen, die als textile Räume gestaltet sind. Einzelne Bereiche können bei Bedarf flexibel über Vorhänge abgetrennt werden.

Das offene Raumkonzept schafft für die unterschiedlichen Nutzergruppen eine gemeinschaftliche Arbeitsatmosphäre, fördert die Kommunikation und bietet eine Plattform für lebendigen Austausch.

Fassade aus robotisch gewickelten Carbonfasern am Texoversum Reutlingen
Bild: Südwesttextil

Robotischer Wickelprozess

Für architektonisches Aufsehen sorgt vor allem die fast 2.000 m² große, textilartige Fassade des neuen Gebäudes. Sie besteht aus Kohlenstoff- und Glasfasern, die in einem robotischen Wickelprozess in eine dreidimensionale Form gebracht und anschließend mit einem speziellen Kunststoffharz fixiert wurden. Jedes Fassadenelement wurde dabei individuell an die Erfordernisse der Nutzung angepasst.

Ausgehend von drei Basismodulen transformieren sich die Elemente entsprechend dem Sonnenverlauf und bilden ein einzigartiges, vielschichtiges Erscheinungsbild. Die Elemente sind komplett selbsttragend und benötigen keine unterstützende Tragstruktur. Ihre versetzte Anordnung erlaubt freie Durchblicke.

Fassade aus robotisch gewickelten Carbonfasern am Texoversum Reutlingen
Bild: Südwesttextil

Reduzierter Materialeinsatz

Ähnlich wie in Netzwerken in der Natur – etwa in Spinnennetzen, Käferflügeln oder Palmenblättern – sind auch die Faserstrukturen der Fassade sehr leichtgewichtig, aber zugleich hoch belastbar, und kommen mit einem sehr geringen Materialeinsatz aus. Das spart nicht nur Ressourcen, sondern erleichtert auch Transport und Montage der Bauelemente.

Miterfinder der innovativen Technologie ist der Architekt Prof. Moritz Dörstelmann, dessen Unternehmen FibR auch die Fassade des Texoversum realisiert hat: „Im Gegensatz zu herkömmlichen Stahl- und Betonkonstruktionen kommen wir mit einem Minimum an Material aus, denn die Roboter verarbeiten nur so viele Fasern, wie für die Festigkeit der jeweiligen Konstruktion benötigt werden. Dadurch sparen wir auch große Mengen an CO2-Emissionen ein.“

Vorteilhafte Anwendungen der Technologie sieht Dörstelmann auch in Dachkonstruktionen, Stützen und nicht zuletzt dem Innenausbau.

Fassade aus robotisch gewickelten Carbonfasern am Texoversum Reutlingen
Bild: Südwesttextil

Stabilität durch Polyurethanharz

Für die nötige Festigkeit und Dauerhaftigkeit des Verbunds sorgt das aliphatische Polyurethanharzsystem ‚Desmocomp‘ von Covestro, in dem die Fasern wie in einer Matrix eingebettet werden.

„Das Harz ist sehr beständig gegen Witterungseinflüsse und die energiereiche UV-Strahlung der Sonne und eignet sich deshalb sehr gut für Außenanwendungen“, erläutert Pejman Norastehfar, Architekt und Fachmann für Bauanwendungen im Segment Coatings and Adhesives bei Covestro. “Weitere Pluspunkte im Baubereich sind seine hervorragende Chemikalien- und Flammbeständigkeit.”

Im Texoversum übernimmt die gesponnene Fassade gleich mehrere wichtige Funktionen: Sie verleiht dem Gebäude eine einzigartige Optik und stabilisiert die umlaufenden Balkone. Zudem dient sie als Geländer und sorgt für die nötige Beschattung der dahinterliegenden Glasfront.


Projekt: Ausbildungs- und Innovationszentrum »Texoversum«

Standort: Alteburgstraße 150, 72762 Reutlingen

Bauherr: Südwesttextil e. V.

Architekten: Allmann Sattler Wappner Architekten (heute: allmannwappner), München
www.allmannwappner.com

Menges Scheffler Architekten, Frankfurt am Main
www.menges-scheffler.de

Jan Knippers Ingenieure, Stuttgart
www.janknippers.com

BGF: 4.200 m²


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