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Auch für Extremfälle

Gipsputz in häuslichen Bädern
Auch für Extremfälle

Eine aktuelle Untersuchung bestätigt, dass Gipsputz in allen Räumen mit üblicher Luftfeuchtigkeit und damit ausdrücklich auch in Küchen und Bädern von Wohnungen oder in Hotel- oder Krankenzimmern eingesetzt werden kann. Selbst bei starker Feuchtebelastung erlangt das Material nach dem Trocknen seine volle Funktionsfähigkeit zurück.

Dipl.-Ing. Elmar Limley, Leiter Referat Technik im Bundesverband der Gipsindustrie e.V.

Wegen seiner Vielseitigkeit sowie seiner nutzungs- und verarbeitungstechnischen Vorteile findet Gipsputz im Wohn- wie im Nichtwohnbau gleichermaßen Anwendung. Und zwar in Innenräumen aller Art, also auch in häuslichen Küchen und Bädern. Letztere zählen nicht zu den Feuchträumen, sondern gelten gemäß DIN V 18550 Putz und Putzsysteme – Ausführung ausdrücklich als Räume mit „üblicher Luftfeuchte“, weil Feuchtebeanspruchungen für Wände und Decken nur vorübergehend und nur durch Spritzwasser auftreten. Bei bestimmungsgemäßer Raumnutzung können Gipsputzoberflächen zwar zeitweise benetzt werden, danach aber auch wieder trocknen, ohne dass es zu Beeinträchtigungen des Putzes kommt.
Anders ist die Situation in tatsächlichen Feuchträumen, etwa in gewerblichen Küchen, Schwimmbädern oder öffentlichen Duschräumen. Hier kann eine lang anhaltende Durchfeuchtung der Oberflächen auftreten, weshalb Gipsputz nicht eingesetzt werden sollte. Denn im dauerhaft mit Wasser beanspruchten Milieu verliert die Kristallstruktur des Gipses an Festigkeit.
Homogener einlagiger Putz
Diese Unterscheidung von (gewerblichen oder öffentlichen) Feuchträumen und häuslichen Küchen und Bädern wird sowohl in der bereits genannten DIN V 18550 als auch in einer Reihe von technischen Merkblättern, etwa dem Merkblatt Verbundabdichtungen, vorgenommen. Sie ist realitätsnah und hat sich in der Praxis bewährt.
Der Planer kann damit die Vorzüge des Gipsputzes durchgängig für alle Räume in Wohn- und wohnähnlichen Gebäuden nutzen:
  • Architektonisch und ästhetisch durch ein sehr feines Material, mit dem sich selbst erhöhte Oberflächengüten bis Q3 ohne zusätzliche Glättschichten direkt mit dem Putz herstellen lassen.
  • Baubiologisch durch ein reizfreies Innenraumklima ohne allergenes Potenzial.
  • Bauphysikalisch durch warme und trockene Bauteiloberflächen.
Im Bauablauf bietet die Planung mit einlagig zu verarbeitendem Gipsputz vor allem wirtschaftliche Vorteile. Denn der Ausführende muss keinen Materialwechsel mit der dazugehörigen Maschinenreinigung vornehmen und kann stattdessen sehr rationell alle Räume einer Wohnung in einem Arbeitsgang verputzen. Von den kurzen Abbindezeiten des Gipsputzes profitieren Nachfolgegewerke wie Maler oder Fliesenleger und der gesamte Bauablauf.
Test simuliert Havariesituation
Weil häusliche Bäder und Küchen häufig verfliest werden, hat die IGB Industriegruppe Baugipse im Bundesverband der Gipsindustrie e.V. eine Untersuchung vornehmen lassen, die sich speziell mit den Einsatzbedingungen von Gipsputz als Untergrund für Fliesen beschäftigt. Als anerkannte und neutrale Prüfstelle wurde das Untersuchungs- und Beratungsinstitut für Wand- und Bodenbeläge der Säurefliesner-Vereinigung e.V. beauftragt.
In der Untersuchung wurden Probekörper aus unterschiedlichen Untergründen mit Gipsleichtputzen in zwei Putzstärken sowie verschiedenen Grundierungen und Fliesenkleber mit badtypischen Fliesenbelägen getestet.
Entscheidendes Qualitätskriterium des Gipsputzes als Fliesenuntergrund ist die Haftzugfestigkeit, die normgemäß im Verbundsystem 0,5 N/mm² betragen muss. Erwartungsgemäß erfüllten die normal trocken gelagerten Proben diese Forderung bzw. übertrafen sie mit Werten um 0,7 N/mm² sogar.
Mit anderen Proben wurde eine Nassbelastung simuliert, wie sie z.B. bei Havarien und Rohrbrüchen auftreten könnte. Nach 28 Tagen Trocknung lagerten diese Prüfkörper für fünf Tage in einem Wasserbecken, so dass der Untergrund wassergesättigt war. Nach anschließenden weiteren 28 Tagen der Austrocknung wurden erneut Haftzugfestigkeitsmessungen vorgenommen. Dabei zeigte sich, dass mindestens die ursprüngliche Haftung wieder erreicht wird und teilweise sogar erhöhte Haftzugfestigkeiten auftraten. Gipsputz erlangt also auch unter starker Wasserbeanspruchung nach dem Trocknen wieder seine volle Funktionsfähigkeit als Untergrund für Fliesen und hat damit beim Einsatz in häuslichen Küchen und Bädern eine ausreichende Sicherheitsreserve auch für unvorhergesehene und außergewöhnliche Wasserbelastungen.
Checkliste für den Planer
Aus der beschriebenen Testreihe, früheren Untersuchungen und den aktuellen Regelwerken ergeben sich verschiedene Qualitäts- und Ausführungsparameter, die bei der Planung und Bauüberwachung von Gipsputz als Fliesengrund in häuslichen Bädern und Küchen zu beachten sind:
  • Verbundabdichtungen: Die abzudichtenden Flächen werden gemäß ZDB-Merkblatt Verbundabdichtungen festgelegt. Gipsputz der Mörtelgruppe P IV ist als Untergrund für Verbundabdichtungen in der Beanspruchungsklasse A0 einsetzbar (direkt und indirekt beanspruchte Flächen in Räumen, in denen nicht sehr häufig mit Brauch- und Reinigungswasser umgegangen wird).
  • Putzsystem: Einlagiger Gips- oder Gipskalkputz mit Druckfestigkeit ≥ 2,0 N/mm² wird im Regelfall mit 10 mm Putzdicke verarbeitet, unter günstigen Randbedingungen (ebener Putzgrund, wasserrückhaltender Fliesenkleber) sind auch 5 mm Putzdicke systemstabil. Putzoberflächen unter Fliesen nur abziehen, nicht glätten oder filzen!
  • Fliesenkleber: Es können gängige Dünnbettkleber auf Dispersions- oder Zementbasis eingesetzt werden, sofern das konkrete Produkt für den Einsatz auf Gipsputz freigegeben ist. Bei zementhaltigen Klebern sind bevorzugt solche mit hohem Wasserrückhaltevermögen und schneller Trocknungszeit zu verwenden, etwa die im Test verwendeten Produkte Microtec Natursteinkleber S27 von Ardex oder Flexkleber von Knauf Bauprodukte. Sie geben nur wenig Feuchtigkeit an den Untergrund ab und beeinträchtigen dadurch nicht dessen Kristallstruktur.
  • Verfugung: Die Schutzwirkung des Fliesenbelags lässt sich durch Fugenmörtel mit Dichtungsmittelzusatz oder auf Epoxidharzbasis sowie durch dauerelastische Verfugungen erhöhen.
  • Bauablauf: Beim Systemaufbau sind unbedingt die Trocknungszeiten einzuhalten. Der Wandbildner muss vor Beginn der Putzarbeiten trocken sein, was auch für die Untergrundvorbehandlung und den Gipsputz selbst vor Auftrag der jeweils nachfolgenden Komponente gilt.
Ein pdf zu MultiGips-Putzsystemen ist sofort abrufbar in der Downloadbibliothek von www.bba-online.de
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