Startseite » Brandschutz »

Baustoffklassen nach deutscher und europäischer Norm

Brandverhalten von Baustoffen
Baustoffklassen nach deutscher und europäischer Norm

Baustoffklassen nach deutscher und europäischer Norm
Wohnungsbrand in Hochhaus. Bild: Robert Leßmann/stock.adobe.com

Baustoffe werden hinsichtlich ihres Brandverhaltens in sogenannte Baustoffklassen eingeteilt. Die Landesbauordnungen regeln, welche Baustoffklassen wo in der Gebäudekonstruktion zum Einsatz kommen dürfen. Auf nationaler Ebene erfolgt die Klassifizierung nach DIN 4102-1, auf europäischer Ebene nach DIN EN 13501-1. Hier erfahren Sie, worin sich diese unterscheiden.

Baustoffklassen nach DIN 4102-1

Nach »DIN 4102-1: Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen – Teil 1: Baustoffe, Begriffe, Anforderungen und Prüfungen« werden Baustoffe in …

  • nichtbrennbare (= Baustoffklasse A) sowie
  • brennbare (= Baustoffklasse B) Baustoffe unterteilt.

Diese werden jeweils nochmals differenziert, sodass es insgesamt fünf Baustoffklassen gibt.

Baustoffklassen
nach DIN 4102
Anforderung Baustoffe
A1 nichtbrennbar ohne brennbare Bestandteile z.B. Kies, Zement, Kalk, Mörtel, Beton, Ziegel, Glas, Stahl …
A2 nichtbrennbar mit brennbaren Bestandteilen z.B. Gipskartonplatten mit geschlossener Oberfläche …
B1 schwerentflammbar z.B. Holzwolle-Leichtbauplatten, Hartschaum-Wärmedämmplatten mit zusätzlichem Flammschutz, Kunstharzprodukte …
B2 normalentflammbar z.B. PVC-Bodenbeläge, Gipskarton-Verbundplatten, elektrische Leitungen, Dach- und Dichtungsbahnen aus Bitumen …
B3 leichtentflammbar z.B. Schaumkunststoffe …

nach oben

Baustoffklassen nach DIN EN 13501-1

Auch auf europäischer Ebene gibt es ein Klassifizierungssystem für Baustoffklassen. Die Einteilung erfolgt nach »DIN EN 13501-1: Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten – Teil 1: Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Prüfungen zum Brandverhalten von Bauprodukten«.

Ziel der DIN EN 13501 ist es, die europaweit unterschiedlichen Klassifizierungssysteme zu harmonisieren. Die europäische Norm gilt parallel zur deutschen DIN-Norm.

Nach DIN EN 13501-1 gibt es nicht nur fünf, sondern sieben Baustoffklassen. Außerdem werden zusätzlich die Rauchentwicklung (s1 – s3) sowie das Abtropfverhalten (d0 – d2) von Baustoffen berücksichtigt. Damit ist die Einteilung nach europäischer Norm deutlich komplexer.

Baustoffklassen
nach DIN EN 13501
Anforderung
Klassen A1, A2 nicht brennbar
Klasse B schwerentflammbar
Klasse C schwerentflammbar
Klasse D normalentflammbar
Klasse E normalentflammbar
Klasse F leichtentflammbar

Die Aufteilung nach Rauchentwicklung erfolgt in Kleinbuchstaben:

Rauchentwicklung
nach DIN EN 13501
Anforderung
s1 keine oder kaum Rauchentwicklung
s2 begrenzte Rauchentwicklung
s3 unbeschränkte Rauchentwicklung

Die Rauchentwicklung hat einen unmittelbaren Einfluss auf die Rettung von Menschen, da sie zu einer stark eingeschränkten Sicht führen kann. Außerdem erhöht sie die Wahrscheinlichkeit von Rauchvergiftungen. Deshalb wird der Rauchentwicklung eine wichtige Bedeutung zugemessen.

Auch die Aufteilung nach Abtropfverhalten erfolgt in Kleinbuchstaben:

Abtropfverhalten
nach DIN EN 13501
Anforderung
d0 kein Abtropfen
d1 begrenztes Abtropfen
d2 starkes Abtropfen

Durch das Abtropfen bei einem Brand (z.B. von einer Decke) können weitere Brandherde entstehen. Je mehr Einzelbrände, desto schwieriger gestalten sich die Löscharbeiten. Deshalb berücksichtigt die DIN EN 13501 explizit auch das Abtropfverhalten von Baustoffen.

Hinweis: Das Brandverhalten von Rohrdämmstoffen bzw. Bodenbelägen wird gesondert durch Angabe eines Buchstabens gekennzeichnet.

  • L – Brandverhaltensklasse für Rohrdämmstoffe (Beispiel: CL – s2, d0)
  • fl – Brandverhaltensklasse für Bodenbeläge (Beispiel: Cfl – s1)

nach oben

Deutsche und europäische Norm im Vergleich

Die unterschiedlichen Baustoffklassen nach DIN 4102 und DIN EN 13501 sind nicht direkt aufeinander übertragbar, da ihnen unterschiedliche Prüfkriterien zugrundeliegen. Nur bei nichtbrennbaren Baustoffen (Klasse A) gibt es eine weitgehende Übereinstimmung zwischen nationaler und europäischer Normung.

Nach der Muster-Verwaltungsvorschrift »Technische Baubestimmungen (MVV TB) Anhang 4« können allerdings sowohl die nationalen als auch die europäischen Bezeichnungen den bauaufsichtlichen Benennungen (nicht brennbar, schwer entflammbar, normal entflammbar und leicht entflammbar) zugeordnet werden.

Baustoffklasse
nach DIN 4102
Baustoffklasse
nach DIN EN 13501
keine Rauch-
entwicklung
kein brennendes
Abtropfen
Bauaufsichtliche Anforderung
A1 A1 x x nichtbrennbar ohne brennbare Bestandteile
A2 A2-s1, d0 x x nichtbrennbar mit brennbaren Bestandteilen
B1 B, C-s1, d0 x x schwerentflammbar
A2, B, C-s2, d0   x schwerentflammbar
A2, B, C-s3, d0   x schwerentflammbar
A2, B, C-s1, d1 x   schwerentflammbar
A2, B, C-s1, d2 x   schwerentflammbar
A2, B, C-s3, d2     schwerentflammbar
B2 D-s1, d0 x x normalentflammbar
D-s2, d0   x normalentflammbar
D-s3, d0   x normalentflammbar
D-s1, d2 x   normalentflammbar
D-s2, d2     normalentflammbar
D-s3, d2     normalentflammbar
E   x normalentflammbar
E-d2     normalentflammbar
B3 F     leichtentflammbar

nach oben

Hinweise / FAQ

Welche Klassifizierung ist in Deutschland relevanter – die nach DIN 4102 oder DIN EN 13501?
Beide Einteilungen sind in Deutschland parallel gültig. In Deutschland ist die „alte“ Klassifizierung nach DIN 4102 im Brandschutz allerdings noch weit verbreitet.
Inwieweit sind die Klassifizierungen nach DIN 4102 und DIN EN 13501 vergleichbar?
Die unterschiedlichen Baustoffklassen nach DIN 4102 und DIN EN 13501 sind nicht direkt aufeinander übertragbar, da ihnen unterschiedliche Prüfkriterien zugrundeliegen. Nach der Muster-Verwaltungsvorschrift »Technische Baubestimmungen (MVV TB) Anhang 4« können allerdings sowohl die nationalen als auch die europäischen Bezeichnungen den bauaufsichtlichen Benennungen (nicht brennbar, schwer entflammbar, normal entflammbar und leicht entflammbar) zugeordnet werden.

Die europäische Klassifizierung nach DIN EN 13501-1 berücksichtigt zusätzlich die Rauchentwicklung sowie das Abtropfverhalten von Baustoffen. Nach DIN 4102-1 sind diese Bewertungen im Prüfzeugnis zu vermerken.

Wie erfolgt die Einteilung der Baustoffe in Baustoffklassen?

Der Nachweis erfolgt über einen Brandversuch nach DIN 4102. Hersteller müssen Baustoffklassen für ihre Baustoffe ausweisen. 

Für Baustoffe, die in der DIN 4102-4 katalogisiert sind, ist keine Brandprüfung notwendig. Diese können ohne einen Brandversuch eingesetzt und verwendet werden.

In welche Baustoffklasse wird Holz eingeordnet?

Holzwerkstoffe, die dicker als 2 mm sind und eine Rohdichte von mehr als 400 kg pro m³ haben, werden der Baustoffklasse B2 zugeordnet und gelten damit als normalentflammbar. Holz mit geringeren Werten wird der Klasse B3 (leichtentflammbar) zugeordnet.

Inwieweit wird das Glimm- und Schwelverhalten von Baustoffen in der Normung berücksichtigt?

Zum Glimm- und Schwelverhalten von Baustoffen gibt es auf europäischer Ebene bisher noch keine rechtsverbindlichen Regelungen. Die Bauministerkonferenz der Länder hat sich mit der EU darauf geeinigt, dass Deutschland „vorübergehend Anforderungen an das Glimmverhalten von Bauprodukten stellen kann, bis diese in die europäische Produktnorm aufgenommen worden sind.“

Dürfen leichtentflammbare Baustoffe beim Bauen verwendet werden?

Leichtentflammbare Baustoffe (F nach DIN EN 13501 bzw. B3 nach DIN 4102) dürfen laut Muster-Bauordnung und allen Landesbauordnungen nicht im Hochbau verwendet werden – Ausnahme: Sie sind in Verbindung mit einem anderen Baustoff nicht leichtentflammbar.

Sind Baustoffklassen dasselbe wie Brandklassen?

Nein. Brandklassen beschreiben nach EN 2 die Klassifizierung von Bränden nach der Art des Brennstoffs und dienen dazu, geeignete Feuerlöscher für die Brandbekämpfung zu bestimmen. Als synonymer Begriff zu „Baustoffklasse“ kann „Brandschutzklasse“ verwendet werden.

Was sind Feuerwiderstandsklassen?

Feuerwiderstandsklassen beschreiben, wie lange Bauteile – z.B. Tragwerke, Wände, Decken, Türen u.Ä. – ihre Funktionalität bei einem Brand aufrechterhalten können. Ihr spezifisches Brandverhalten wird durch eine Brandprüfung festgestellt. Auch hier existiert eine nationale sowie europäische Klassifizierung. Mehr dazu erfahren Sie im Beitrag Feuerwiderstandsklassen ».

nach oben


Mehr zum Thema

Unsere Top-3-Projekte des Monats
MeistgelesenNeueste Artikel
Neubau einer Brücke im schweizerischen Aarau 
Beton in Bögen

Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der bba-Infoservice? Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum bba-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des bba-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de