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Urbaner Setzkasten

Neu belebtes Farbenfabrikgelände in Hamburg-Ottensen
Urbaner Setzkasten

Auf dem ehemaligen Gelände einer Farbenfabrik im Hamburger Stadtteil Ottensen wurden Wohneinheiten als Stadthäuser und Geschosswohnungen gemeinsam mit Neubau-Gewerbelofts für Freiberufler implantiert. Die drei Gebäudeteile des Neubaus sind über zwei Innenhöfe mit sehr unterschiedlichem Charakter mit den gründerzeitlichen Wohnhäusern im Blockrand und der Hofstruktur der alten Industrieflächen verwoben.

Den Eingang des ersten Hofes prägt das erhaltene historische Speichergebäude der Fabrik, der zweite, vollständig begrünte Hof bildet den Garten für die neue Blockrandbebauung entlang der Fischers Allee, die mit ihren Dachaufbauten die unterschiedlichen Traufhöhen moderiert.
Die zuvor auf dem Grundstück befindliche Farbenfabrik Max Leonhardt & Co. hat den durch Verkehrs- und Nutzungskonflikte zunehmend problematischen Standort im Jahre 2002 zu Gunsten eines Neubaus im gleichen Stadtteil geräumt. Der städtebauliche Entwurf für 70 % Wohn- und 30 % Gewerbenutzung im Neubauteil gliedert das vormals von der Holstentwiete aus erschlossene Grundstück neu und bindet es an seiner 50 m langen Front zur Fischers Allee wieder in diese Straße ein.
Entstanden sind drei Neubauten und ein Sanierungsprojekt bzw. eine Aufstockung mit insgesamt 22 Wohnungen und 13 Ateliers, Büros und Läden.
Zwei neue Fünfgeschosser
In der Fischers Allee wurden zwei 5-geschossige Neubauten zwischen Gründerzeithäusern eingefügt und ersetzen die 4 m hohe Fabrikmauer, die die Straße hier bislang prägte. Die beiden Bauteile differenzieren sich durch unterschiedliche Fassadengliederung in zwei Gebäude, wobei eines auf den Fundamenten und der Tiefgarage des alten Sozial- und Labortraktes der Fabrik errichtet wurde.
Das Erdgeschoss musste dazu etwa einen Meter gegenüber dem Gehweg angehoben werden, was genutzt wird, um hier Wohnungen als erhöhte Belle Etage mit eigenständigem Eingang über ein paar Stufen zu verwirklichen. Im anderen Haus liegen im Erdgeschoss Ladenbüros.
Das nördliche der beiden Wohnhäuser hat in einer Teilfläche ein sechstes Geschoss, das die Anbausituation an das Eckhaus Fischers Allee/Holstentwiete reflektiert. Mit seinem rückwärtigen Flügel geht es fließend in die Hofbebauung über und teilt das ursprüngliche Grundstück in Garten und befahrbaren Hof.
Speichersanierung mit Innenhof
Das denkmalgeschützte Eingangsensemble der ehemaligen Max Leonhardt Farbenfabrik bildet auch den Eingang zum Neubau im Hinterhof: Der Speicher, sehr zurückhaltend saniert und ergänzt, hat eine erst auf den zweiten Blick sichtbare Glasbox als Penthouse-Aufstockung erhalten.
Gerahmt von Gründerzeit-Eckhaus und Speicher rückt zunächst die rechtwinklige Fassung des neuen Innenhofes ins Blickfeld, die eine fast kontemplative Atmosphäre schafft. Zurückgestuft geht sie in die Hofansicht des Fünfgeschossers Fischers Allee 70 über.
Betritt man den Hof, entdeckt man auf der Längsfront der Neubaulofts und Ateliers die aufgesetzte rote Zeile aus Wohnungen auf zwei Ebenen mit großen Dachterrassen. Diese wird durch einen offenen Gang erschlossen, der durch Rückstaffelung gegenüber der Brandwand auf der Grundstücksgrenze entsteht.
Der Innenhof mit der Seitenfassade des alten Speichers weist eine dunkle Pflasterung sowie quadratische Pflanzgefäße aus unbehandeltem wetterfesten Stahl auf. Seine vielen direkten Eingänge und der Einschnitt mit Hoftreppenhaus halten durch die eigene Interpretation von Wohnen und Arbeiten im Innenhof Verbindung mit der Vergangenheit des Ortes.
Gestaltung und Materialität
In der Fischers Allee sollte durch eine Lochfassade mit mineralischem Wandbaustoff eine grundsätzliche Einheit mit den Putzfassaden der benachbarten Altbauten erzeugt werden. Eigenständigkeit und zeitgenössischer Ausdruck, Transparenz und Großzügigkeit werden durch die Abstraktion des Prinzips Lochfassade als Gegenpositionen der Wende zum 21. Jahrhundert zu den Mietskasernen der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert repräsentiert.
Die Fassade aus geschosshohen Weißbeton-Fertigteilen (Rekers Betonwerk), die ohne Pigment durch gezielte Auswahl der Sande einen hellen Sandsteinton erhalten, verkörpert in sich diese Dualität, da die Platten einerseits Assoziationen von Naturstein wecken, andererseits durch ihre Größe verblüffen und darauf verweisen, dass es sich um einen anders gearteten künstlichen Baustoff handelt.
Die Gebäude haben ihre Wohnräume zur Fischers Allee, in der aber genutzte Balkone als unangemessen angesehen wurden. Stattdessen wurden raumhohe Schiebefenster konzipiert, durch die ein Großteil der Außenwand aufgeschoben werden kann.
Die zur Fensterreinigung unerlässlichen Balkone werden als 40 cm schmale Leichtgewichte mit Ganzglasgeländern ausgebildet und gliedern die Fassade als Antwort auf die Stuckbänder der Nachbarn.
Im Innenhof Holstentwiete überschneiden sich zwei Fassaden-Identitäten mit einfachem Symbolgehalt: Gerasterte Aluminium-Pfosten-Riegelfassade (Reynolds Aluminium Deutschland) mit schmalen Bändern aus Weißbetonfertigteilen bilden die voll verglasten Fronten der Gewerbeeinheiten – für Freiberufler oder emissionsarme Handwerksbetriebe.
Fensterflügel aus dunklem Holz betonen den eher postindustriellen Charakter der heutigen gewerblichen Nutzungen. Großformatige glänzend-rote Kunstharz-Fassadenplatten von Trespa mit großen Holzfensterwänden und Dachterrassen markieren die darüber gelagerten Stadthäuser.
Trespa Meteon Gloss. Fassadenbekleidungsplatten besitzen eine Oberfläche, die dem Material leicht reflektieren lässt. Sie verstärkt und intensiviert die Farbe und spiegelt die Umgebung auf subtile Weise wider.
Weitere Informationen
Kunstharz- Fassadenplatten bba 505
Architekten: Holger Schmidt, Robin Limmroth, HS-Architekten, Hamburg, Bremen
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