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Öffentlichen Raum gestalten

Innenstädte neu beleben: Beispiele aus Essen, Düsseldorf und Langenfeld
Öffentlichen Raum gestalten

Dipl.-Ing. Olaf Meier

Straßen und Plätze sind mancherorts gestalterisch vernachlässigte Orte. Dass hier aber die Architektur eine lohnende Aufgabe findet, nämlich echte Lebensräume zu gestalten, zeigen vier Beispiele im Ruhrgebiet.
Mit einer hochwertigen Gestaltung, wozu auch ausgewählte Bodenbeläge gehören, wurde hier unter anderem sozialen Brennpunkten neues Leben eingehaucht und verödete Durchgangsstraßen wieder zu einem attraktiven Treffpunkt gemacht.
Kaum irgendwo ist die Architektur so „politisch“ wie bei der Gestaltung öffentlicher Plätze und Straßen: Denn hier werden nicht nur politische Vorgaben umgesetzt, sondern auch direkt Einfluss auf die Attraktivität eines Stadtviertels oder gar einer ganzen Stadt genommen – mit allen sozialen und wirtschaftlichen Folgen.
Ein wesentliches Element der Gestaltung solch öffentlicher Räume sind dabei die Bodenbeläge. Sie unterteilen Flächen, prägen Orte mit ihren Farben und geben Straßen und Plätzen zu einem großen Teil ihre Atmosphäre.
Verbindungen schaffen
Ein Beispiel, wie ein Pflasterstein entscheidend zur Atmosphäre eines Ortes beiträgt, findet sich bei der Philharmonie in Essen. Schon seit rund 100 Jahren ist der Saalbau der Stadt Essen ein traditionsreicher Ort mit hohem Identifikationswert. Die multifunktionale Veranstaltungsstätte wurde von den Architekten Busmann + Haberer GmbH und Müller-BBM GmbH bis Ende 2004 zur Philharmonie der Stadt Essen umgebaut.
Das städtebauliche Konzept resultiert aus der Lage des Gebäudes im Stadtgarten. Die bis dahin bestehende Saalachse in Ost-West-Richtung wurde durch eine Nord-Süd-Achse ergänzt und die Verbindung zwischen dem nahe gelegenen Aalto-Theater und den neuen Foyerflächen mit Anschluss an die Bürgersäle gesucht. Die neue Erschließung des Hauses verstärkt die landschaftlich bezogene Einbindung in den Stadtgarten und ergänzt den traditionellen Eingang an der Huyssenallee.
In den Erschließungs-Bereichen wurden die vorhandenen eher dunklen Materialien durch helle und freundliche Materialien und Oberflächen ersetzt.
Sie finden sich auch bei der Neugestaltung der Außenanlagen wieder. Auf dem 4 000 Quadratmeter großen Vorplatz an der Huyssenallee nehmen La Linia Grande Pflaster-Steine die sandbeige Farbe der Fassade auf, wobei die dunklen Säulen vom Eingangsbereich des Saalbaus ihre Entsprechung in dunklen Steinen im Pflaster finden. So entstand eine einladende, offene Plattform für kulturelles Leben und ein repräsentativer Auftritt zur Huyssenallee.
Der neue Eingang an der Nordseite des Gebäudes stellt die Verbindung zum Aalto-Theater her. Das „Musikforum“ am neu entstandenen RWE-Pavillon ist nun über eine großzügige Treppenanlage direkt mit dem Stadtgarten verbunden. Verlegt wurden hier Arcadia-Platten in der Farbe San Remo und feingestrahlte Scalana-Blockstufen in Sandbeige von Stein + Design.
Weitere Informationen bba 501
Soziale Brennpunkte aufwerten
Doch nicht nur bei Kultur-Objekten wie der Philharmonie in Essen machen hochwertige Oberflächen auf Plätzen und Wegen Sinn.
Die Stadt Düsseldorf zum Beispiel verwendet gezielt hochwertige Beläge bei der Gestaltung des öffentlichen Raums in sozial eher benachteiligten Gegenden. Ein Beispiel dafür ist die Kölner Straße.
Der Düsseldorfer Stadtteil Oberbilk wurde in den letzten Jahren städtebaulich vernachlässigt und hatte sich zum sozialen Brennpunkt entwickelt. Ein sehr hoher Ausländeranteil wirkte sich deutlich auch in der Struktur der Geschäfte aus, zudem fungierten Kölner Straße und Stoffeler Straße als Ein- und Ausfallstraßen.
Faktoren, die unter anderem zu sehr starken Verschmutzungen von Fahrbahn- und Gehwegbelägen geführt hatten.
Ziel der Umgestaltung des Straßenzugs Kölner/Stoffeler Straße war es, vor allem die Kölner Straße durch eine adäquate Neugestaltung zu einer verkehrsberuhigten Hauptwohn- und Hauptgeschäftsstraße mit höherer Aufenthaltsqualität umzubauen.
Im Auftrag des Amtes für Verkehrsmanagement erarbeitete das Kölner Planerbüro Südstadt die Planung für den Umbau der Straße. Generell wurde ein zweistreifiger Ausbau mit überbreiten Fahrspuren und Gehwegbreiten von mindestens 4,00 m geplant.
In Anbetracht der Ausgangssituation mit starker Verschmutzung wurde als Gehwegbelag das besonders pflegeleichte Betonsteinpflaster Belpasso von Stein+Design im Farbton Grigio (grau nuancierend) gewählt.
Seine patentierte Schmutz abweisende Oberfläche ist leichter und weniger oft zu reinigen. Es wird optisch ansprechend von hellerem La Linia-Betonsteinpflaster umgrenzt. Und die hochwertige Gestaltung der Kölner Straße zeigt auch bei den Anrainern Wirkung – inzwischen beginnen auch Geschäfts- und Privatleute ihre Häuser und Grundstücke optisch und gestalterisch zu erneuern.
Weitere Informationen bba 502
Ein von der Gestaltung her schon mutig zu nennendes Konzept realisierte die Stadt Düsseldorf mit dem Worringer Platz: Er befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof östlich der Düsseldorfer Innenstadt und gilt als Verkehrsplatz, Durchgangsplatz und Parkplatz. Den eigentlichen Charakter des Platzes machen zum einen die zahlreichen Bevölkerungsgruppen, die stetige Bewegung auf dem Platz und die hohe Lärmbelastung aus.
Durch die Nutzung (Parkplatz und Straßenbahn) ist er zergliedert. Hinzu kommen soziale Probleme durch Alkoholismus und Drogen sowie Personengruppen ohne festen Wohnsitz. Die Aufenthaltsqualität war nicht anders als schlecht zu bezeichnen.
Die Planungsgruppe Contur 2 aus Bergisch Gladbach/Essen hatte nun die Aufgabe, diesem „Problem-Platz“ ein neues Gesicht zu geben. Ziel war es, eine „grüne Insel“ in Mitten von Oberbilk entstehen zu lassen. „Grün“ nicht nur, weil im Rahmen der Umbaumaßnahmen zwölf zusätzliche Platanen gepflanzt werden. Grün ist auch die Farbe des Pflasters. Auf dem Platz wurden 4 500 Quadratmeter des Betonpflasters Belpasso von Stein+Design in der Farbe Pesto verlegt. „Mit Rasen konnte wegen des starken Verkehrs der grüne Platz nicht geschaffen werden“, so Landschaftsarchitekt Alexander Nix und gibt einen weiteren Grund für die ausgefallene Farbe: „Durch die grüne Pflasterung konnten zudem die verschiedenen Teilflächen des Platzes zusammengezogen werden.“
Weitere Informationen bba 503
Menschen anziehen
Einen vernachlässigten Ort wieder ins Interesse der Menschen zurücken, war auch das Ziel der Stadt Langenfeld, die in einem mehrjährigen Ausbauprogramm behutsame Stadtreparatur betreibt, um Menschen wieder stärker in die Innenstadt zu ziehen. Die Stadtverwaltung Langenfeld beauftragte das Planungsbüro Czock Ingenieure, die planerischen Voraussetzungen zu schaffen, Straßenräumen der Innenstadt ein neues Erscheinungsbild zu geben. So auch der Hauptstraße, einer ehemaligen Bundesstraße. Sie war die Hauptverkehrsstraße der Stadt, auf der neben dem zahlreichen Durchgangsverkehr auch noch täglich 200 Busse fuhren. Wenig attraktiv für Menschen und damit auch für Geschäfte.
Durch die Umgestaltung in einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich sollte die Hauptstraße aufgewertet werden, wobei allerdings der Busverkehr weiterhin über die Straße führen sollte.
Die Umgestaltung erfolgte mit „Mischflächencharakter“. Fahrbahn und Gehwege sind ohne trennende Bordsteinkanten separiert, so dass das Wechseln von Spaziergängern und Kunden von der einen auf die andere Straßenseite wesentlich erleichtert wird.
Der Rückbau der Fahrbahn auf eine Breite von sechs Meter gewährleistet einerseits das Passieren zweier Busse, schafft aber gleichzeitig genug Raum, um die angrenzenden Gehwege deutlich zu verbreitern.
Der umgestaltete Straßenabschnitt ist als verkehrsberuhigter Geschäftsbereich mit einer zugelassenen Geschwindigkeit von 20 Stundenkilometern und Zonenhalteverbot ausgeschildert.
Anthrazitfarbige Gehwegbeläge und Bänderungen mit Granitpflasterstreifen nehmen die Gestaltung der angrenzenden Fußgängerzone auf.
Die Fahrbahn der Hauptstraße erhielt einen diagonal verlegten Betonpflasterbelag mit „Leise Fahrbahn“ in der Ausführung La Linia Granithell und Basaltanthrazit, der dank der Verklebung im Mörtelbett auch für die Belastung durch den Busverkehr geeignet und nicht lauter als eine Asphaltdecke ist.
Die Umrandung der in Felder aufgeteilten Straße erfolgte mit Boulevard-Pflaster in den Farben Nardo, Trentino und Bianco.
Weitere Informationen bba 504
Architekten/Planung Essen, Saalbau Philharmonie: Kiparlandschaftsarchitekten, Milano – Duisburg Düsseldorf, Kölner Straße: Planerbüro Südstadt, Köln Düsseldorf, Worringer Platz: Architektin und Stadtplanerin Christiane Voigt, Essen und Landschaftsplaner Alexander Nix, Bergisch Gladbach Langenfeld, Hauptstraße: Czock Ingenieure, Düsseldorf
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