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Diffusionsoffen und wasserdicht

Schadensfreie Steildachkonstruktionen
Diffusionsoffen und wasserdicht

Dipl.-Ing. Carlo Weber, Leiter der Anwendungstechnik Tyvek(r) bei DuPont , Luxembourg

Einwandfreie Steildachkonstruktionen waren schon immer ein Thema, das die Sachverständigen und Gutachter beschäftigte.
Denn mit dem zunehmenden Ausbau des Dachgeschosses kam es auch häufiger zu Schäden. Bis dahin war die Steildachkonstruktion bauphysikalisch eher einfach gehalten.
Entweder lagen die Ziegel unmittelbar auf der Konstruktion aus Sparren und Traglattung oder zwischen Sparren und notwendig gewordener Konterlattung war eine regensichere Unterspannbahn angeordnet.
Zur fachgerechten Abführung auftretender Feuchtigkeit wurde die letztere Variante zudem mit einer Hinterlüftung ausgestattet. Anfänglich vernachlässigte man diese Hinterlüftung und es kam zu Feuchteschäden aufgrund von Kondensatbildung. In diesem Stadium verlegte man oberhalb der letzten Geschossdecke eine Wärmedämmung, meist aus Mineralfaser oder Polystyrol.
Dachausbau führt zu neuen Konstruktionen
Mit dem Anstieg der Dachausbauten verlagerte sich die Wärmedämmung vom Dachgeschossboden zwischen die Sparren. Da hier aufgrund der einfacheren Verarbeitbarkeit vor allem Mineralfaser als Wärmedämmung eingesetzt wurde, veränderte sich auch die Konstruktion, da zusätzliche Anforderungen zu erfüllen waren. Schließlich mussten nicht nur die Räume unterhalb, sondern auch die Konstruktion selbst vor Feuchteschäden geschützt werden.
So ordnete man unterhalb der Sparren eine Dampfsperre bzw. -bremse, zwischen den Sparren die Wärmedämmung, oberhalb der Sparren eine wasser- und dampfdichte Unterspannbahn und darüber auf der Konter- und Traglattung die Deckung an. Zum Schutz der Wärmedämmung konnte der Sparrenzwischenraum nicht in voller Höhe mit Wärmedämmung aufgefüllt werden. Vielmehr musste zwischen Wärmedämmung und Unterspannbahn ein Lüftungsraum von mindestens 2 cm berücksichtigt werden. Auch bei dieser Konstruktion kam es häufig zu Schäden. Ein häufiges Phänomen war der fehlende oder unzureichende Lüftungsquerschnitt zwischen Wärmedämmung und Unterspannbahn sowie die Beschädigungen der Dampfsperre bzw. Dampfbremse.
Neue Generation von Unterspannbahnen
Anfang der 90-er Jahre kam es bei der fachgerechten Erstellung einer Dachkonstruktion zu einer entscheidenden Wende. Bis dahin war nie der komplette Sparrenzwischenraum zur Wärmedämmung nutzbar.
Eine neuartige Generation von Unterspannbahnen ermöglichte jedoch den Durchbruch. So sind diese Bahnen einerseits dampfdiffusionsoffen und andererseits wasser- und winddicht.
Unterschiedliche Rahmenbedingungen führten dazu, dass diese dampfdiffusionsoffene Bauweise immer mehr Steildächer eroberte. Hierzu zählen die Novellierung der Wärmeschutzverordnung, das zunehmende Umweltbewusstsein von Bauherr, Planer und Verarbeiter sowie begleitende Studien, die den Einsatz solcher dampfdiffusionsoffener Unterspannbahnen wissenschaftlich untermauerten.
Neue Bahnen – alte Probleme
Verlegte man diese neuartigen Unterspannbahnen oberhalb der Sparren, konnte nicht nur auf die Hinterlüftung der Bahn verzichtet werden, sondern vor allem die komplette Sparrenhöhe zur Wärmedämmung genutzt werden.
Damit, so schien es, war einer der einstigen Schwachpunkte – die Hinterlüftung der Unterspannbahn – ausgemerzt. Auch konnten Wärmedämmschichten in bis dahin ungeahnten Schichtdicken verlegt werden.
Einer Erfüllung der neuen WSVO stand zumindest für das Dach nichts mehr im Wege. Selbst eine kombinierte Dämmung – Zwischen- und Aufsparrendämmung – ist mit den neuen Bahnen möglich. Auch auf die chemische Imprägnierung der Sparren gegen die meisten Pilze und Ungeziefer konnte man (nach DIN 68800 T3) verzichten. Obwohl das System um vieles einfacher schien, kam es weiterhin zu schädigendem Tauwasseranfall in der Dachkonstruktion.
Detailarbeit
Dies hing unter anderem damit zusammen, dass es bis dahin kaum Erfahrung mit der Verarbeitung und Nutzung dieser Unterspannbahnen gab. So mussten einige Planer, Bauherren und Dachdecker zunächst Lehrgeld zahlen, da insbesondere die Detailausbildung erst im Zuge der immer größeren Verbreitung auch fachgerecht gelöst wurde.
Die bis dahin geltenden Regelwerke boten hier auch keine Hilfe, da sie die neue, dampfdiffusionsoffene Bauweise noch nicht berücksichtigten.
Hinzu kam der Umstand, dass die Verarbeitung sehr sorgfältig und vor allem fehlerfrei auszuführen ist.
Da dieses neue System aber auch unter dem Aspekt der Arbeitserleichterung vermarktet wurde, nahmen die Dachdecker es auch genau unter diesem Aspekt an.
Aufgrund des im Gegensatz zu den traditionellen Dachkonstruktionen komplexeren Aufbaus galt es, vor allem hinsichtlich der Winddichtigkeit sowie der raumseitigen Dampfdichtigkeit exakt zu arbeiten.
Nur unter dem Vorbehalt der fachgerechten Ausführung aller Anschlussdetails war diese neue Dachkonstruktion auch langfristig schadensfrei zu halten.
Anforderungssystematik
Mittlerweile finden sich am Markt eine Vielzahl von dampfdiffusionsoffenen Bahnen. Auch in dem für das Dachdeckerhandwerk geltenden Regelwerk wurde diese neue Bauweise berücksichtigt. Mehr noch, für die Unterkonstruktion des Steildaches bildete man drei unterschiedliche Anforderungs- und Leistungsgruppen (Tabelle 1):
1. Unterdach, 2. Unterdeckung und 3. Unterspannung.
Das höchste Anforderungsprofil hat die Gruppe Unterdach mit den beiden Varianten wasserdichtes Unterdach und regensicheres Unterdach. Ein mittleres Leistungsprofil bietet die Unterdeckung mit der verschweißten oder verklebten Unterdeckung, der überdeckten Unterdeckung mit Bitumenbahnen und der überlappten bzw. verfalzten Unterdeckung.
Nur geringste Anforderungen erfüllt die Unterspannung. Gerade für die letzte Gruppe gibt es derzeit am Markt die meisten Angebote. Je höher die Anforderungen, desto weniger Produkte werden angeboten. Neben den Leistungsmerkmalen der einzelnen Bahnen unterscheiden sich die angebotenen Systeme wesentlich in der Verarbeitung.
Die langfristige Funktionssicherheit der Unterkonstruktion hängt zum größten Teil von der fachgerechten Detailausbildung ab. Dies gilt insbesondere bei den hohen Anforderungen an wasser- oder regendichte Unterdächer.
Hier sind sowohl der Planer als auch der ausführende Handwerker gefragt. An den nachfolgenden Details treten die häufigsten Mängel auf.
Luftundichtigkeiten
Grund für schadhafte Unterkonstruktionen ist in vielen Fällen die unzureichende Luftdichtigkeit.
Eine raumseitig unterhalb der Sparren verlegte Dampfsperre/-bremse lässt sich weitaus schlechter verarbeiten als oberhalb der Sparren. Durch das Überkopfarbeiten entstehen häufig Fehler und Mängel bei der fachgerechten Verlegung.
Deshalb ist grundsätzlich zu überlegen, ob nicht die Dampfsperre/-bremse besser oberhalb der Sparren einzuplanen ist und darüber eine Aufsparrendämmung. Zu weiteren Luftundichtigkeiten kommt es bei Dachdurchdringungen durch Dunstrohre o.ä. Vielfach wird hier die Dampfsperre/-bremse als Luftdichtigkeitsschicht nicht sauber an die durchdringenden Bauteile angeschlossen. Im Trauf- und Ortbereich fehlt häufig der fachgerechte Anschluss der Luft-/ Dampfsperre an das Mauerwerk bzw. das Sparrenauflager. Bei der oberhalb der Sparren verlegten Dampf-/Luftsperre führt man diese zwar bis zur Traufe fachgerecht, jedoch fehlt auch hier der Anschluss an das Mauerwerk bzw. das Sparrenauflager. Anschlüsse an First- und Mittelpfetten sowie an Zwischenwände sind unzureichend ausgebildet. All diese Mängel führen zu Zuglufterscheinungen, Kondensatausscheidungen, Durchfeuchtung der Konstruktion und erhöhten Lüftungswärmeverlusten.
Wärmebrücken
Neben den konstruktiv bedingten Wärmebrücken entstehen auch verarbeitungsbedingte Wärmebrücken. Dies gilt insbesondere bei der Verlegung der Wärmedämmschicht an den Stellen, wo eine durchgängige Verlegung nicht möglich ist. Hierzu zählen z.B. Zwischenwände, die bis zur Oberkante der Sparren gemauert sind oder der Bauteilübergang zwischen Steildach und Außenwand im Traufbereich. Hier kann oder wird vielfach die Wärmedämmschicht nicht lückenlos eingearbeitet und es entstehen Fehlstellen. Komplexe und untypische Grundrissgeometrien verleiten zu unsachgemäßer und unzureichender Wärmedämmschichtverlegung, da sie zeit- und arbeitsintensiv ist. Folgen solch fehlerhafter Verarbeitung sind neben dunklen Verfärbungen vor allem die Bildung von Schimmelpilzen, die Kondensatausscheidung an der Oberfläche und erhöhte Wärmeverluste.
Durchlüftung zwischen Unterdach und Hartbedachung
Der Lüftungsquerschnitt zwischen Unterdach und Dachdeckung sorgt für den Abtransport ausdiffundierender Feuchtigkeit aus der Unterkonstruktion. Darüber hinaus ermöglicht die ausreichende Durchlüftung einen verbesserten sommerlichen Wärmeschutz. Innerhalb der Dachfläche kommt es zu Reduzierungen des Lüftungsquerschnittes aufgrund von zu gering dimensionierten Konterlatten oder aufgrund von Dachdurchbrüchen.
Ist die Zuluftöffnung im Traufbereich nicht ausreichend dimensioniert, kommt es nicht zu einer fachgerechten Durchlüftung.
Eine ähnliche Wirkung zeigen ungenügende Abluftöffnungen im First-, Grat- oder Kehlbereich. Als Folge der mangelnden Durchlüftung werden vorhandene Feuchtigkeit (Baufeuchte, nasses Holz) und ausgeschiedene Feuchtigkeit nicht abgeführt. Zudem ist der sommerliche Wärmeschutz ungenügend und der Dachraum heizt sich zusätzlich auf.
Höchste Anforderungen
Besondere Aufmerksamkeit ist der Ausführung von regen- oder wasserdichten Unterdächern zu schenken. Diese sind immer dann notwendig, wenn nach den Fachregeln des ZVDH folgende erhöhte Anforderungen an die Dachdeckung gestellt werden: Unterschreitung der Regeldachneigung, konstruktive Besonderheiten, Nutzung des Dachgeschosses insbesondere zu Wohnzwecken, klimatische Verhältnisse, örtliche Bestimmungen.
Welche Unterkonstruktion mit welchen Eigenschaften wann auszuführen ist, zeigt die Tabelle 2.
Dauerhaft dichte Dächer
Mit der bereits Anfang der 90-er Jahre eingeführten Tyvek(r) Soft gehört DuPont mit zu den ersten Anbietern qualitativ hochwertiger Unterspann- und Unterdeckbahnen.
Damals wie heute überzeugt die mittlerweile umfangreiche Produktfamilie rund um den diffusionsoffenen Dachaufbau durch die produktbezogenen und verarbeitungsfreundlichen Eigenschaften. Diffusionsoffen und wasserdicht – das sind die grundlegenden Leistungsmerkmale dieser Produkte. Kombiniert mit zahlreichen weiteren Eigenschaften lassen sich mit diesen hochtechnischen Folien alle Anforderungen.
Fazit
Ein dauerhaft dichtes und funktionssicheres Steildach mit hochwertiger Unterdachkonstruktion erfordert vom Planer und Dachdecker anspruchsvolle Arbeit.
Gerade die Detailausführungen müssen fachtechnisch einwandfrei ausgeführt werden. Hundertprozentige raumseitige Luftdichtigkeit, fehlerfrei verlegte und optimal dimensionierte Wärmedämmung sowie die fachgerecht verarbeitete Unterdach-, Unterdeck- oder Unterspannbahn bilden die Grundlage für ein schadensfreies Dach.
• Unterspann- und Unterdeckbahn Tyvek(r)
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