Startseite » Sanitär » Schwimmbäder | Sauna »

Baden wie zu Kaisers Zeiten

Sanierung und Erweiterung eines Hallenbades in Hamburg
Baden wie zu Kaisers Zeiten

Das Holthusenbad in Hamburg-Eppendorf ist ein nostalgisch schönes Hallenbad mit moderner Technik. Um den historischen Charme zu wahren, wurde erheblicher Aufwand bei der Wahl der Fliesen betrieben. Die Wandkeramik wurde teilweise nach dem Vorbild der Originalfliesen extra gebrannt.

pi/om

Die von Baumeister Fritz Schumacher entworfene und in den Jahren 1912 bis 1914 erbaute, mittlerweile denkmalgeschützte Badeanstalt in Hamburg-Eppendorf wurde in den letzten Jahren um mehrere Wellness-Einrichtungen erweitert und zugleich umfassend saniert. Dabei sollte der historische Charme von Wellenbad und Therme möglichst bewahrt werden, während die neuen Bereiche eine dazu passende moderne Optik erhalten sollten.
Schon in seinen Anfangsjahren war das Holthusenbad für die Hamburger ein Wellness-Tempel mit zwei imposanten Schwimmhallen jeweils für Frauen und Männer. 1937 kam ein Freibad hinzu, nach dem zweiten Weltkrieg wurde mit der Wiedereröffnung der gemischte Badebetrieb eingeführt.
In den Achtzigern gab es mehrere Umbauten: Es entstand die erste Sauna, die Osthalle wurde zum Wellenbad, zwei Jahre später die Westhalle zur Therme umgenutzt. 1997 wuchs die Saunaanlage um drei weitere Räume, schon zwei Jahre später wurde der Bereich erneut erweitert.
Umkleidekabinen rekonstruiert
Die jüngsten Renovierungsarbeiten am Gebäude ließ sich der Betreiber, die Bäderland Hamburg GmbH, 2,8 Millionen Euro kosten. Dabei wurden zwei Schwerpunkte gesetzt: Zum einen wurde die Nutzung mehrerer Gebäude-Zonen umstrukturiert und durch neue Angebote erweitert. Beispielsweise liegen die Umkleiden für Männer und Frauen heute im Keller, im Obergeschoss kam ein rund 600 m2 großer Wellness- und Spa-Bereich mit zwei Thermalwasser-Becken, verschiedenen Saunen und Aroma-Bädern dazu. Zum anderen wurden Gebäudeteile saniert und zwischenzeitlich entfernte Umkleidekabinen in der oberen Etage des Wellenbads rekonstruiert – mit einer nach dem Vorbild der Originalfliesen gebrannten Wandkeramik.
Heute prunkt die Eingangshalle weiterhin mit nostalgischem Charme. Im Untergeschoss befinden sich jetzt die Umkleide- und Frisierräume, so dass man einen zentralen Zugang zu Therme und Wellenbad hat. Dabei konnten die gewölbten Decken erhalten werden, sie wurden nur in den Bereichen abgehängt, die Beleuchtung und Lüftung aufnehmen mussten.
Für Boden und Wände suchte die Bäderland Hamburg Fliesen, die den Anforderungen an die Ausstattung eines öffentlichen Bades wie Rutschhemmung und Pflegeleichtigkeit genügen, die langlebig und robust sind und die dem historischen Charakter des Gebäudes in moderner Sprache gerecht werden. Sämtliche neuen Fliesen sowie dem historischen Material entsprechend nachgebrannte Keramik lieferte das Mettlacher Unternehmen Villeroy & Boch. Unter anderem auch Fliesen der Serie „Pro Architectura New“: Sie umfasst 54 aufeinander abgestimmte Farbtöne und ein modulares Format- und Formteilsystem. Die quadratischen und rechteckigen Steinzeugfliesen bieten Kleinformate mit 2,5 auf 2,5 cm bis zu Großformaten von 60 auf 60 cm. Am Boden wurde, inspiriert von den vorhandenen Dekorationen im Gebäude, ein schlicht geometrisches Muster in mehreren Braun- und Grautönen gewählt.
Um eine exakte und zügige Verlegung zu gewährleisten, wurden größere Musterpartien schon bei Villeroy & Boch auf Netzpapier geklebt. So musste vor Ort nur noch verlegt und verfugt werden.
Abdichten, kleben, fugen
Dabei kamen auch Produkte von Sopro zum Einsatz: Als Fugenmörtel wurde TitecFuge eingesetzt. Dies ist ein zementärer, schnell härtender, hochfester Mörtel, der auf Grund der feinen und glatten Oberfläche besonders geeignet ist zur Verfugung von Glas-, Porzellan- und Kleinmosaik. Verklebt wurden die Fliesen mit dem Flexkleber No. 1. Mit seiner hohen Kunststoffvergütung ist er auch im Unterwasserbereich, z. B. in Schwimmbecken und Brauchwasserzisternen, einsetzbar. Die neuen Nassbereiche wurden mit der Sopro Dichtschlämme Flex 1-K abgedichtet. Die Schlämme ist geeignet für die Feuchtigkeits-Beanspruchungsklassen A1, A2 und B gemäß der Bauregelliste A (abP) sowie 0, A01, A02 und B0 gemäß ZDB-Merkblatt.
Fliesen nach historischem Vorbild
Ein besonders wichtiges und nicht ganz einfaches Projekt bei der Renovierung des Bades war die Wiederherstellung von neun historischen Umkleidekabinen in der ersten Etage des Wellenbades. Erhalten geblieben waren nur die Kabinen an den Längsseiten des Beckens. Ihre Außenwände tragen noch die ursprünglichen grünen Fliesen von 1914 samt einer plastischen Abschlussbordüre – sie stammten schon damals von Villeroy & Boch ebenso wie die cremeweißen Fliesen und die schmalen dekorativen Bordüren im Kabineninneren.
Villeroy & Boch sollte für den Wiederaufbau Fliesen nach dem Vorbild der Originale liefern. Kein leichtes Unterfangen: Insgesamt 172 grüne Bordüren und 5 350 grüne Fliesen sowie 320 cremefarbene Bordüren und 4 100 cremfarbene Fliesen wurden gebraucht. Das grüne und weiße Farbspiel musste dazu möglichst exakt nachempfunden werden. Dabei war auch zu berücksichtigen, dass die vorhandenen Fliesen eine Patina bekommen hatten und die Glasur ein Krakelee (feine Risse) aufwies.
Eine weitere Herausforderung: Inzwischen sind manche, teilweise auch ungesunde Bestandteile der alten Farben und Glasuren verboten – der gleiche Farbton musste mit modernen Inhaltsstoffen erzielt werden. Nicht zuletzt hat sich seit 1914 die Brenntechnik geändert, was ebenfalls das Ergebnis beeinflusst. So waren zahlreiche Versuche im Labor nötig, um schließlich die zufrieden stellende Oberfläche zu erhalten. Das Ergebnis ist nahezu perfekt: Heute sind alte und neue Fliesen nicht mehr voneinander zu unterscheiden.
bba-Infoservice Fliesen „Pro Architectura New“ 530 Dichtschlämme Flex1-K 531 Fliesenkleber FlexKleber No.1 532 Fugenmörtel TitecFuge 533
Bauherr und Planungsbüro: Bäderland Hamburg GmbH, Hamburg

Kompakt-Info
Fachleute schätzen den Bestand an Kulturdenkmälern in der Bundesrepublik Deutschland auf mehr als eine Million Einzeldenkmäler, Ensembles und historische Stadtkerne. Eine vorrangige kultur- und gesellschaftspolitische Aufgabe des Staates ist es, dieses bauliche Erbe zu bewahren und instand zu halten. So ist für Eigentümer von denkmalgeschützten Gebäuden die Art und Weise der finanziellen Unterstützung bei Sanierung interessant. Neben Fördergeldern sollte man auch die steuerlichen Vorteile kennen.
Unsere Top-3-Projekte des Monats
MeistgelesenNeueste Artikel

Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der bba-Infoservice? Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum bba-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des bba-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de