Modulare Mooswände sollen in Feinstaub-geplagten Metropolen einen nachhaltigen Beitrag zur Luftreinigung liefern. Derzeit wird die praktische Umsetzung dieser innovativen Idee im Forschungsprojekt „MoosTex“ getestet. Nun sind die drei Projektpartner* bei der Entwicklung des Systems einen entscheidenden Schritt vorangekommen: Gemeinsam haben sie einen Weg gefunden, mit dem die Feinstaub-absorbierende Aktivität der vertikal gepflanzten Moose gezielt gesteuert werden kann.
Moose binden und verstoffwechseln Feinstaub über ihre großen Blattoberflächen – eine natürliche Eigenschaft, die sich das Projekt „MoosTex“ zunutze machen will. Seit November 2017 sind dazu zehn modulare Mooswände an vier verschiedenen Standorten in der Region Stuttgart bei unterschiedlichen Witterungsbedingungen und Himmelsausrichtungen intensiv getestet worden.
Die Projektpartner haben daraus nun zwei entscheidende Kernelemente für die Konstruktion der Mooswände abgeleitet, um deren Feinstaub-schluckendes Potenzial optimal ausschöpfen zu können: ein aktives Bewässerungssystem und einen speziellen, auf das Moos angepassten textilen Unterbau.
Tests mit unterschiedlichen Moos-Arten geplant
In den heißen und trockenen Sommermonaten des Jahres 2018 ist es im Projekt „MoosTex“ mit einer gezielten aktiven Bewässerung gelungen, die begrünten Module der Testwände biologisch aktiv zu halten und sogar zu signifikantem Wachstum anzuregen.
Ohne hinreichende Feuchtigkeit trocknet Moos vollständig aus, nimmt dann zwar keinen Schaden, kann in dieser Schlafphase (Dormanz) aber auch keinen Feinstaub verstoffwechseln. Mit dem integrierten Bewässerungssystem lässt sich also die Fähigkeit der Mooswände, Feinstaub zu absorbieren, jederzeit aktiv und gezielt steuern.
Weitere umfangreiche Messungen ab 2019
Im zweiten Schritt wollen die Partner des MoosTex-Projekts nun das im Labor nachgewiesene Feinstaub-Aufnahmevermögen der Mooswände auch unter realen Bedingungen verifizieren. Im Frühjahr 2019 starten dazu umfangreiche Untersuchungen und Messungen an den Testwänden im Bereich Neckartor in Stuttgart, an der B 27 in Ludwigsburg sowie auf den Geländen von Helix (Kornwestheim) und DITF (Denkendorf).
Im Zuge der Erprobungen werden zudem unterschiedliche Moosarten getestet. Es ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zum Ziel, ein mit Moosen besiedeltes, modulares Wandsystem zur Feinstaubbindung zu entwickeln, das in urbanen Räumen mit hoher Verkehrsbelastung flexibel und wirtschaftlich eingesetzt werden kann.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fördert das Forschungsvorhaben MoosTex im Rahmen des Förderprogramms „ZIM-Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand“. Das im April 2017 gestartete Projekt läuft über 36 Monate bis April 2020.
* die Ed. Züblin AG, die Helix Pflanzen GmbH und die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung (DITF)