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Kistefos Museum von Bjarke Ingels erhält „Museums-Oscar“

Auszeichnung
Kistefos Museum von Bjarke Ingels erhält „Museums-Oscar“

Mit einer 90-Grad-Drehung macht „The Twist“ im norwegischen Jevnaker bei Oslo von sich reden. Realisiert wurde der spektaktuläre Neubau – ein Hybrid aus Galerie, Brücke und Kunstobjekt für das dortige Kistefos Museum – von BIG – Bjarke Ingels Group. In Berlin erhielt „The Twist“ nun den „Oscar für Museen“. Ausgezeichnet wurde das Gebäude in der Kategorie „Beste Architektur“.

„The Twist“ überbrückt den Randselva-Fluss bei Jevnaker und schließt damit einen Rundweg, der für den Skulpturenpark des dortigen Kistefos Museums angelegt wurde. Das Bauwerk präsentiert sich als weißer Quader, der sich 90 Grad um die eigene Achse dreht.

Durch die Verdrehung nimmt das 60 Meter lange, in Aluminium und Glas gehüllte Volumen den Höhenunterschied der beiden Uferzonen auf. Im Inneren des Bauwerks lässt die Windung drei unterschiedliche Bereiche entstehen: Der nördliche Brückenabschnitt öffnet sich mit Panoramablick zum Fluss und zum Museumsbau hin. Der Galerieraum im Süden ist geprägt durch hohe Decken und das aus der gläsernen Fassade resultierende, sich verjüngende Oberlicht. Im Zwischenbereich, dem eigentlichen „Twist“, lösen sich Vertikale und Horizontale auf. In fließender Bewegung wird die Wand zum Boden, fließend ist auch die Transformation der Decke zur Wand.

Vom Wasser bestimmt

Anspruchsvolle Konstruktion

Die Konstruktion der Brücke basiert auf einem stählernen Fachwerk, das jedoch weitestgehend hinter der Metallfassadeverborgen liegt. Im Inneren sind Decke und Wände bzw. Schrägen mit Streifen aus 8 cm breiten, weißen Holzstäben beplankt. Die Außenhaut setzt sich aus 40 cm breiten Aluminiumpaneelen zusammen. Diese schmalen Bleche fächern sich im Bereich der Spirale durch phasenweise Verschiebung auf. Die Verkleidungen aus Holz und Metall nehmen mit gerade geformten Elementen die Bauwerkskrümmung auf, während die in die Metallhaut integrierte Glashülle der Spiralbewegung mittels dreidimensional geformter Scheiben folgt.

Deren Entwicklung und Fertigung übernahm das Saint-Gobain Glassolutions Objekt-Center Döring aus Berlin. Projektleiter Michael Hering berichtet: „In seiner Art und Ausführung ist das Projekt Kistefos einzigartig und von der Komplexität der Geometrie extrem anspruchsvoll. Gebogen haben wir zehn Elemente von insgesamt 98 m² in ‚Climaplus Contour‘. Die größte Scheibe misst 5,2 x 2,5 m bei einem Gewicht von 1,2 t, die kleinste 2,4 x 1,1 m. Diese wiegt 255 kg. Für jede Scheibe wurde eine 3D-Freiform kreiert, deren Biegeform wiederum auf dem 3D-BIM-Modell des Architekten basiert.“

Gebogen wurden die Scheiben auf einer eigens entwickelten, stählernen Unterkonstruktion bei rund 600° C mittels Schwerkraftbiegung. Dieses Biegeverfahren ermöglicht die Realisierung verschiedenster komplexer Formen und anspruchsvoller Geometrien. Das Glas legt sich durch das Eigengewicht in die gewünschte Form. Der Gesamtelementaufbau der bei „The Twist“ realisierten vierlagigen Scheibenpakete beträgt 55,04 mm, der erreichte Schallschutz entspricht Rw = 42 dB. Die PVB Folie im Scheibenpaket sorgt für einen verminderten UV-Eintrag, der die ausgestellten Kunstwerke vor schädlicher Sonneneinstrahlung schützt. An den Höhenkanten kommen spezielle U-Profile mit SG Verklebung zum Einsatz, die Glasfassade wurde als „Structural Glazing“ Fassade realisiert.

Authentisches Licht

Auszeichnung mit dem „Museums-Oscar“

„The Twist“ für das Kistefos Museum ist das erste realisierte Werk des Architekturstars Bjarke Ingels in Norwegen, aber auch das dritte Objekt, bei dem er auf das Know-how von Döring zurückgegriffen hat: So wurden freigeformte Gläser aus dem Berliner Saint-Gobain Glassolutions Objekt-Center bereits in seinen beiden Projekten Panda Zoo Kopenhagen und Faroe University eingesetzt.

Das Projekt überzeugte auch die Jury der „Leading Culture Destinations“ LCD 2020, die den „Museums-Oscar“ vergibt. Die Preisverleihung war in diesem Jahr nach fünf Jahren von London nach Berlin umgezogen. Insgesamt gehörten 50 kulturelle Einrichtungen aus 28 Ländern zu den Nominierten. In der Kategorie Architektur überzeugte „The Twist“ die prominent besetzte Jury und entschied den Wettbewerb für sich.


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