Startseite » Flachdach » Gründach »

Keine nassen Füße

Entwässerung von begrünten Flachdächern
Keine nassen Füße

Gründächer brauchen Feuchtigkeit, aber kontrolliert. Nur eine sorgfältig geplante und ausgeführte Gründachentwässerung vermeidet, dass aus einem begrünten Flachdach ein ungewolltes Feuchtbiotop wird.

Rainer Pieper, Prokurist und technischer Leiter der Sita Bauelemente GmbH

Angesichts zunehmender Flächenversiegelung avanciert das Gründach zu einer beliebten Variante der „grünen Lunge“ in der Stadt. Neben ökologischen Pluspunkten bietet es – abgesehen von architektonischen Aspekten – eine Reihe ökonomischer Vorteile: Längere Lebensdauer des Daches, optimierter Lärmschutz und verbesserte Wärmedämmung. Falsch verstandene Naturromantik ist beim Gründach allerdings fehl am Platz. Langfristig Freude bereitet es nur, wenn sorgfältig geplant und gezielt entwässert wird.
Geplante Nutzung, bautechnische Gegebenheiten (z. B. Statik) und Bauweise bestimmen die Auswahl der Begrünungsform. Generell wird zwischen drei Begrünungsarten unterschieden: Extensivbegrünung mit naturnahem Bewuchs auf dünnen Funktionsschichten, einfacher Intensivbegrünung mit bodendeckenden Begrünungen und aufwändiger Intensivbegrünung, die auch Stauden, Buschwerk und kleine Bäume zulässt.
Die wichtigsten Richtlinien für die Entwässerung von begrünten Dächern sind in drei Regelwerken zusammengefasst. Erstens gilt hier die die DIN 1986, Teil 100, die unter anderem standortbezogene Entwässerung fordert. Danach ist jedes Flachdach nicht nur gegen den Berechnungsregen r(5,5), sondern auch gegen den Jahrhundertregen r (5,100), ein fünfminütiges Extremregenereignis, das statistisch einmal in 100 Jahren am Gebäudestandort zu erwarten ist, abzusichern. Zweitens kommen hier – allerdings nur bei extensiv begrünten Dächern – die Flachdachrichtlinien, das Regelwerk des deutschen Dachdeckerhandwerks, zum Einsatz. Und drittens ist die Dachbegrünungsrichtlinie, die Richtlinie für Planung, Ausführung und Pflege von Dachbegrünungen, zu berücksichtigen.
Richtlinienkonformes Arbeiten zahlt sich aus, denn die Folgeschäden mangelhafter Planung können ins Unermessliche wachsen. Schlecht entwässerte Gründächer verwandeln sich schnell in ein Feuchtbiotop. Versumpfung aber bedeutet das Ende der ursprünglichen Bepflanzung und den Beginn unkontrollierten Wachstums ungewünschter Pflanzen, einer so genannten „Vegetationsumbildung“. Das Gründach ist nicht mehr begehbar, angrenzende Bauteile können überflutet werden und der „Teich“ auf dem Dach kann zu Problemen mit der Statik oder zu Undichtigkeiten führen.
Die Faustregel lautet: Kein Gründach ohne standortbezogenes Entwässerungssystem. Das Maß aller Dinge ist die Situation vor Ort. Dabei reicht es nicht, nur die Dachgullys auf das zu erwartende Regenereignis zu dimensionieren. Der gesamte Schichtaufbau, inklusive der Dränageschicht und ungünstiger Dachbedingungen (geringes Gefälle, Gegengefälle, Unebenheiten auf der Dachschicht, zu weite Abstände der Dachabläufe) muss in die Planung einfließen.
Entwässern auf allen Ebenen
Unabhängig von dem Begrünungsaufbau sollte ein Dachgefälle von mindestens 2 % die Regel sein. Flachdächer mit weniger Gefälle eignen sich nur in Ausnahmefällen, z. B. wenn extreme statische Reserven vorhanden sind und besondere Maßnahmen zur Dachentwässerung sowie Dränung ergriffen werden.
Ein weit verbreiteter Irrtum liegt in der Annahme, dass es reicht, begrünte Fläche „unterflur“, also auf der Abdichtungsebene, zu entwässern. Das Regenwasser sickert zwar in den Bodenaufbau, aber langsamer, als viele denken. Bei starkem Regen bilden sich schnell Wasseransammlungen auf der Oberfläche. Daher ist es wichtig, dass auch die oberste Lage der Begrünung/ Vegetationsschicht ein Gefälle zu den einzelnen Dachabläufen aufweist.
Dachabläufe können nur bestimmungsgemäß arbeiten, wenn sie frei zugänglich sind. Dies steht in gewissem Konflikt mit dem Wunsch, Gullys möglichst „unsichtbar“ in die Gründachlandschaft zu integrieren. Ein Kiesrand ist das Mindeste, um Ablaufmündungen von Bewuchs freizuhalten. Die „sauberere“ Lösung ist der Einbau eines speziellen Gründach-Kontrollschachtes, der die Ableitung des Regenwassers auf allen Ebenen des Schichtaufbaus sicherstellt.
Problemlösung
Sita löst diese Aufgabe mit dem Gründachschacht. Dieser Kontrollschacht im Baukastensystem kann durch Aufstockelemente und stufenlos höhenverstellbare Gummipuffer-Füße individuell der Aufbauhöhe der Begrünung angepasst werden. Für intensive Begrünungen mit größeren Aufbauhöhen kommt ein spezieller Gründachschacht mit Lochblechrahmen zum Einsatz, der den Wassertransport standardmäßig bis zu 600 mm Aufbauhöhe gewährleistet. Auf Wunsch sind auch weitere Höhen lieferbar. Die bis zu 1,5 t und damit hoch belastbaren Sita Gründachschächte übernehmen gleich zwei Funktionen: Zum einen leiten sie das Oberflächenwasser gezielt den Dachgullys zu, zum anderen halten sie den Schichtenaufbau zurück und die Einlauftöpfe von Bewuchs sowie Verunreinigungen frei. Den Abschluss bildet immer ein 400 x 400 mm großer Gitterrost aus feuerverzinktem Stahl, der bei Wartungsarbeiten einfach abgenommen werden kann.
Welche Gullys in den Kontrollschacht eingebaut werden, das entscheidet sich nach den örtlichen Anforderungen. In der Regel kommen hier Gullys für Freispiegelsysteme zum Einsatz. Nur bei sehr weitläufigen Dächern, bei denen mit einem entsprechenden Wasseranfall zu rechnen ist, empfiehlt sich ein Druckströmungssystem. Bei Begrünungen mit Wasseraustausch in der Drainageschicht sind generell Freispiegelentwässerungssysteme einzuplanen.
Fassadenwasser ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Je nach Größe der Fassade kommen hier schnell erstaunliche Wassermassen zusammen. Entwässerungsrinnen vor Türen und Wandanschlüssen sind hier die sichere Lösung aber nur, wenn sie auch gezielt entwässert werden. Ein professioneller Aufbau sieht geschlitzte Rinnen vor, aufgeständert auf einer Drainageschicht und über Stichkanäle unterhalb der Begrünung an die Entwässerungsleitung angeschlossen. Entwässerungsrinnen schützen nicht nur vor Überflutung, sondern Fassaden auch vor Verschmutzung und Schäden durch aufspritzenden oder aufgestauten Regen.
Notentwässerung und Wartung
Angesichts der Zunahme extremer Wetterereignisse liegt die Vermutung nah, dass der Jahrhundertregen zukünftig häufiger zu erwarten ist, als nur einmal in hundert Jahren. Begrünte Flachdächer sind daher nach DIN 1986, Teil 100, grundsätzlich auch mit einer Notentwässerung auszustatten, die frei auf das Grundstück entwässert. Die Notentwässerung muss immer oberhalb der obersten Entwässerungsebene erfolgen. Zielsetzung ist, dass die statischen Kraftreserven nicht überschritten werden und kein Wasser – zum Beispiel über Türanschlüsse – in das Gebäude eindringen kann.
Leckagen im Gründach sind für jeden Dachdecker ein Alptraum. Schon die Ortung ist mit erheblichem Aufwand verbunden und oft nur durch professionelle Leckortung erfolgreich. Ganz abgesehen von der Schadensbehebung, die immer den Abtrag des Grünaufbaus voraussetzt. Vorausschauende Planung, fachgerechte Ausführung und regelmäßige Wartung sind der beste Garant für funktionierende Gründächer. Alle Gullys, auch die Notüberläufe, müssen kontrollierbar sein und von Bewuchs freigehalten werden. Halbjährliche Wartungszyklen mit Begehungen, bei denen die Abläufe geprüft und gereinigt werden, sind das Minimum.
Unsere Top-3-Projekte des Monats
MeistgelesenNeueste Artikel

Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der bba-Infoservice? Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum bba-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des bba-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de