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Unbuilding Walls - Deutscher Beitrag für 16. Architekturbiennale vorgestellt

"Unbuilding Walls" ist Thema für den Deutschen Pavillon
Deutscher Beitrag für 16. Architekturbiennale vorgestellt

„Unbuilding Walls“ – so lautet das Thema für den Deutschen Pavillon auf der 16. Architekturbiennale 2018, zu sehen ab dem 26. Mai in Venedig. Anlässlich der gleichen Zeitspanne von je 28 Jahren mit und ohne innerdeutsche Mauer haben die Kuratoren Graft Architekten und Marianne Birthler ihr Konzept erstmals öffentlich vorgestellt – an der Gedenkstätte Bernauer Straße, passend zum Titel des deutschen Beitrags.

„Unbuilding Walls“ will zur Diskussion über den Umgang mit Stadträumen bestehender und ehemaliger Mauern auffordern. Damit bettet sich der deutsche Beitrag in die Gesamtdiskussion der Architekturbiennale-Direktorinnen Yvonne Farrell und Shelley McNamara ein: um Freiräume, die Architektur für jedermann schafft.

An der Bernauer Straße, an der Grenze zwischen den Berliner Stadtbezirken Wedding und Mitte, hatten die Berlinerinnen und Berliner den Mauerbau und seine Folgen besonders dramatisch erlebt. Der Stadtraum wurde zerstört: Fenster und Türen wurden zugemauert, der Todesstreifen als gewaltsame und künstliche Schneise in die gewachsene Stadtstruktur geschlagen. Nach 28 Jahren überwand die friedliche Revolution die Mauer, und es war wiederum an der Bernauer Straße, wo vor nunmehr 28 Jahren der offizielle Abriss der Grenzanlagen begann.

Baustaatssekretär Gunther Adler: „Die Geschichte der deutsch-deutschen Mauer, die Geschichte von Teilung und Heilung wird nach Venedig in den Deutschen Pavillon getragen. Der geschichtliche Hintergrund hat unsere Kuratoren dazu inspiriert, eine Ausstellung zur städteräumlichen und architektonischen Auswirkung des Phänomens Mauer vorzuschlagen. Dabei geht es um bestehende Mauern, aber auch um Zeiten nach deren Überwindung. Nach ‚Making Heimat‘ auf der letzten Architekturbiennale wollen wir auch dieses Jahr einem internationalen Publikum unsere nationalen Projekte im aktuellen gesellschaftlichen Kontext präsentieren.“

Die Kuratoren Marianne Birthler und Thomas Willemeit, Wolfram Putz sowie Lars Krückeberg von Graft Architekten haben erste Mauer-Projekte vorgestellt, wie z.B. den Axel Springer Neubau, Checkpoint Charlie oder den Iron Curtain Trail, die im Deutschen Pavillon auf der 16. Architekturbiennale zu sehen sein werden. Die Gestaltung des Pavillons selbst bleibt indes weiter geheim. Sie wird erst bei der Eröffnung des Deutschen Pavillons in Venedig am 25. Mai 2018 präsentiert.

Vier herausragende stadträumliche und architektonische Beispiele

Bezugnehmend auf das übergeordnete Architekturbiennale-Thema „Freespace“ liegt besonderes Augenmerk auf herausragenden stadträumlichen und architektonischen Beispielen. Vier ausgewählte Projekte vermitteln einen ersten Eindruck der enormen Bandbreite im Umgang mit der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Ein Team von Journalisten bereist derzeit darüber hinaus Grenzmauern in aller Welt. Ihre Arbeit wird ebenso als Teil der Ausstellung „Unbuilding Walls“ im Deutschen Pavillon präsentiert.

Projektbeispiel Axel-Springer-Neubau

Axel-Springer-Neubau. Bild: courtesy of OMA
Axel-Springer-Neubau. Bild: courtesy of OMA

Auf dem ehemaligen Todesstreifen zwischen Kreuzberg und Mitte entsteht aktuell der Springer-Neubau von OMA. Der Entwurf von Rem Koolhaas führt den Mauerverlauf diagonal als Void (Leere) durch das Gebäude und bildet so einen großzügigen Innenraum aus, der neben der Teilung Berlins auch das Zusammenwachsen der Stadt thematisiert. Der neue Medien-Campus ergänzt die alte Verlagszentrale, die von 1959 bis 1965 durch Axel Springer aus politisch-symbolischen Gründen unmittelbar an der Grenze zu Ost-Berlin errichtet wurde. Obwohl viele Unternehmen sich nach der Teilung der Stadt aus dem ehemaligen Zeitungsviertel zurückzogen, verlegte der Springer-Verlag als einziges Medium seine Hauptzentrale von Hamburg nach Berlin. Während des gesamten Kalten Krieges zog das Gebäude die Blicke von beiden Seiten der Mauer auf sich.

Projektbeispiel Checkpoint Charlie

Checkpoint Charlie. Bild: Wolkenkratzer (CC BY-SA 4.0)
Checkpoint Charlie. Bild: Wolkenkratzer (CC BY-SA 4.0)

Am Kreuzungspunkt entlang der Zimmerstraße und der Nord-Süd-Achse der Friedrichstraße gelegen, war der Checkpoint Charlie nach Checkpoint Alpha und Checkpoint Bravo der dritte Übergang zwischen dem amerikanischen und dem russischen Sektor, der vor allem von Diplomaten und Reisenden aus dem Westen nach Ost-Berlin genutzt wurde. Seit dem Mauerbau und der kurz darauffolgenden Panzerkonfrontation im Oktober 1961 wurde er neben dem Brandenburger Tor zum symbolisch wichtigsten Ort des Kalten Krieges.

Auf Ost-Berliner Seite wurden 1990 die großräumigen Grenzanlagen, Wachtürme und Bestandteile von in diesem Fall drei hintereinander angeordneten Mauerlinien entfernt. So entstand ein fast fünf komplette Blöcke überspannender Leerraum. Im Einklang mit der von der Internationalen Bauausstellung 1987 im Westteil schnell auch auf Ost-Berlin und den Mauerstreifen übertragenen „kritischen Rekonstruktion“ des Stadtzentrums gab es für die Zimmerstraße bald Pläne für eine am historischen Stadtgrundriss orientierte, vollständige Bebauung des Todesstreifens.

Projektbeispiel Iron Curtain Trail / Grünes Band

Die Brücke der Einheit nach Vacha. Bild: Jürgen Ritter
Die Brücke der Einheit nach Vacha. Bild: Jürgen Ritter

Heute verläuft entlang der früheren Westgrenze der Warschauer Pakt-Staaten der Europa-Radweg Eiserner Vorhang. Von der Barentssee an der norwegisch-russischen Grenze bis zum Schwarzen Meer an der bulgarisch-türkischen Grenze führt er auf einer Länge von 10 000 Kilometern durch 20 Länder, von denen heute 15 Mitgliedstaaten der EU sind. Er erinnert an die jahrzehntelange Spaltung des Kontinents – und auch an deren Überwindung durch meist friedliche Revolutionen in Ostmitteleuropa. Gleichzeitig verläuft der Radweg aber auch durch mehrere Nationalparks mit einer interessanten Flora und Fauna und verbindet eine Vielzahl einzigartiger Landschaften, die in der Sperrzone lagen und nahezu unberührt geblieben sind.

Projektbeispiel Wüstungen

Schmerbach vor der "Schleifung". Bild: Privatsammlung Kilian
Schmerbach vor der „Schleifung“. Bild: Privatsammlung Kilian

Unter den Decknamen „Ungeziefer“ und „Kornblume“ (ein Unkraut) wurden auf Befehl der SED 1952 und 1961 in Nacht- und Nebelaktionen ohne gesetzliche Grundlage über 11 000 Menschen aus Dörfern in unmittelbarer Grenznähe zwangsumgesiedelt. Betroffen waren Familien, die nicht als „linientreu“ galten, also als politisch unzuverlässig. Einige kleine Dörfer, die nur wenige Dutzend Einwohner besaßen, wurden so fast völlig entvölkert, manchmal blieb nur eine einzige Familie zurück. Ein Beispiel dafür ist etwa das seit dem Mittelalter bewohnte, kreisförmig angeordnete Bauerndorf Jahrsau (Sachsen-Anhalt). Nachdem 1961 auch die letzte Familie zwangsumgesiedelt worden war, wurde der Ort 1970 „geschliffen“, also komplett abgerissen. Die Natur eroberte das Areal schnell zurück. 2003 wurden ein Stück Grenzzaun und das Areal der ehemaligen Siedlung unter Denkmalschutz gestellt. Dies ist insofern ungewöhnlich, als eigentlich keine physischen Überbleibsel mehr vorhanden sind.

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