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„Akustik-Dragees”

Nikolaisaal in Potsdam
„Akustik-Dragees”

Prägnant, ästhetisch und intelligent funktional – mit dieser Formel wird man den Maßnahmen der Akustik im Potsdamer Nikolaisaal am ehesten gerecht. Die wellenförmige Raumdecke ebenso wie die Diffusoren an den Wänden des großen Konzertsaales wurden von dem französischen Architekten Rudi Ricciotti nicht nur in ihrer akustischen Konsequenz berechnet, sondern per Computersimulation auch Bauherren und Trockenbauern nahe gebracht.

Nur rund ein Drittel des historischen Konzerthauses der Nikolai-Gemeinde in Potsdam blieb erhalten und lockt noch heute mit seiner historischen Fassade. Dahinter entstand ein neuer, erweiterter Baukörper, der den Anforderungen an ein modernes Konzerthaus mit umliegenden Wandelgängen für die Besucher ebenso gerecht wird wie der Vision der Architekten, die durch Licht, Farbe und Oberfläche außergewöhnliche Raumerlebnisse ermöglichen wollten.
Die Treskower Innenausbau sorgte mit erstklassig ausgeführten Schallschutzmaßnahmen dafür, dass rund um den großen Konzertsaal Übungsräume angeordnet werden konnten und auch zum Foyer hin eine perfekte Schalldämmung realisiert wurde.
Ellipse in Licht und Form
Im großen, hell gestalteten Konzertsaal verbinden sich Stuckateurarbeiten aus Meisterhand und professionelle Lichtplanung im Dienst einer inspirierenden Gestaltung und Akustik.
Für die Grundbeleuchtung sorgen Scheinwerfer, deren Licht in den Tälern der Deckenlandschaft eine weiche, indirekte Beleuchtung erzeugt.
Andere Schweinwerfer legen elliptische Kegel auf die Wand, die mit ebenfalls ellipsenförmigen Lichtleitern in der Wand die elliptischen Diffusoren aus Gips umspielen. Ellipsen in Gips und Licht – sie markieren die einzigartige Modernität dieses Raumes.
Ohne Kompromisse und mit großer Liebe zum Detail gingen auch die für die Akustik verantwortlichen Planer zu Werke. Ein großer Klangkörper, optimiert für die Aufführung von Konzerten, sollte entstehen.
Die dafür eigentlich erforderlichen 10 Kubikmeter Raum je Sitzplatz konnten bei geplanten 725 Plätzen jedoch nicht erreicht werden. So erarbeitete das Planungsbüro Thermibel aus Grenoble ein anspruchsvolles Konzept, das diese “Raumnot” auszugleichen hatte.
Klang formen und kultivieren
Schallharte, reflektierende Oberflächen und die unregelmäßig wellenförmige Deckenstruktur, die nahtlos in die Rückwand des Konzertsaales übergeht, sorgen dafür, dass unmittelbar nach dem Direktschall auch die Schallreflexionen – geometrische wie diffuse – das Publikum erreichen. Eine profilierte Wandoberfläche sollte den Schall gleichmäßig verteilen und so für ein weiches und ausgewogenes Klangbild sorgen.
Diese Anforderung wurde zur Geburtshelferin der “Akustik-Dragees”, die Akustiker und Architekt gemeinsam entwickelten. Aus Alabastergips fertigte die TSB Stift GmbH die ellipsenförmigen Halbschalen, die mit Jutefasern armiert und mit GK-Stegen versehen wurden.
Diese bis zu 80 kg schweren Gipsschalen wurden dann nach einem zentimetergenauen Plan des Architekten auf die Vorsatzschale aus GK-Bauplatten RB 12,5 mm von Rigips aufgeklebt und verschraubt.
Schallentkoppelt: Vorsatzschale und Decke
Vor die Stahlbetonwand des Baukörpers wurde eine Lage Gipskartonplatten auf C-Profilen zur Vorsatzschale verarbeitet, die in einem Achsmaß von 40 cm über speziell angefertigte Justierschwingbügel schallentkoppelt an der Stahlbetonwand befestigt ist. Der Hohlraum zwischen Beton und Gipskarton wurde mit 80 mm Mineralwolle ausgefüllt. Ansatzlos wurden die “Dragees” in diese Trockenbauwand geputzt.
Die wellenförmige Decke des Nikolaisaales wurde in traditioneller Rabitztechnik erstellt. Das Traggerüst der abgehängten Decke entstand aus Weitspannträgern und Lochwinkeln, die ihrerseits durch spezielle Elemente schallentkoppelt hin zur Dachkonstruktion sind.
Alle Hänger wurden in ihren Befestigungspunkten auf Gummi gelagert, um sicher zu stellen, dass diejenigen, die nach der Ausführung nicht voll unter Lastspannung stehen, nicht zur unerwünschten Begleitmusik anstimmen.
Das Abziehen der mit „Rimat 2000“ ausgedrückten Decke, ihre Bearbeitung und ihr Anstrich mussten einer Planung Rechnung tragen, laut derer eine Streiflicht-Beleuchtung entlang der Wellentäler vorgesehen wurde.
Diesem Konzept zuliebe wurden auch alle technisch notwendigen Durchstoßpunkte in die Decke eingelassen. Nirgendwo ist eine erhabene Einfassung sichtbar. Der raumgestaltende Gesamteindruck von Wänden und Decke bleibt ungestört.
Weitere Informationen
Bauplatten RB 12,5 bba 546
Architekt: Rudy Ricciotti Architecte D.P.L.G. Ausführungsplanung: HHS Planer + Architekten AG, Kassel Lichtplanung: Die Lichtplaner, Limburg-Staffel Akustik: Planungsbüro Thermibel, Grenoble
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