Firmen im Artikel
Anforderung:
Aufmerksamkeitserregende Fassade mit edler, monolithischer Anmutung für ein Hotel
Lösung:
Metallfassade aus großformatigen Aluminium-Rauten in Reinweiß
Lange lag das Grundstück am Wiener Donaukanal brach und die Zwänge durch Bauvorschriften machten den Bauplatz kompliziert. Dem Investor war es wichtig, möglichst viel nutzbare Fläche aus dem Grundstück herauszuholen. Gleichzeitig sollte der Entwurf über hohe architektonische Qualitäten verfügen.
Den Vorschlag, an dieser Stelle ein Hochhaus als urbane Landmark zu schaffe, lehnte die Stadt Wien ab. Sie bestand auf einer maximal genehmigten Traufhöhe von 16,27 Metern zur einen und 21 Metern zur anderen Straße. Die Architekten versuchten deshalb, den engen Spielraum mithilfe der Baukörpergeometrie auszureizen, und formten das Bauvolumen als klassische Blockrandbebauung mit monolithischer und scharfkantiger Gebäudekubatur.
Das Hotel »The Rock Radisson Red Vienna« beherbergt 179 Zimmer auf 8.500 m² Bruttogeschossfläche und elf Geschossen. Anzahl und Größe der Zimmer wurden optimiert, indem man die Fassade durch nutzbare Fensterlaibungen als Fläche hinzugewann. Da man an einigen Stellen Bauvolumen einsparen konnte, ließ sich zudem die Idee einer separaten Bar auf dem Dach realisieren.
Aufmerksamkeit durch edle Metallfassade
Der Wahl der Fassade kam beim neuen Hotel in Wien eine besondere Bedeutung zu. Sie sollte über hohe ästhetische Qualitäten verfügen und an dieser prominenten Stelle für die notwendige Aufmerksamkeit sorgen. Deshalb entschieden sich die Planer für eine Metallfassade aus großformatigen Aluminium-Rauten. Zum Einsatz kamen 44×44 Rauten in Reinweiß von Prefa.
„Nicht alles lässt sich mit jedem Material gleich gut lösen“, so Klaus Zidek. Der Spengler kommt aus der Südsteiermark und war mit seinem Familienunternehmen an der Ausführung der Metallfassade am »The Rock Radisson Red Vienna« beauftragt. Es sei eine wichtige Expertise von Dachdeckern und Fassadenbauern, so der Spengler, mit den Architekten über Format und Material zu beraten.
Relativ früh waren er und sein Unternehmen mit den Architekten von Innocad für erste Planungsgedanken in Kontakt. Klaus Zidek schätzt die Anteile an der ausgeführten Lösung bei dem Wiener Hotelprojekt auf 60 Prozent zu 40 Prozent – Spengler zu Architekt. Denn: Es hätte für die Fassade mit ihren verschiedenen Übergängen in die stark unterschiedlich geneigte Dachlandschaft keine Standarddetails gegeben.
Komplexe Ausführung
Da das Projekt eine durchgehende Haut bekommen sollte – ein über Fassade wie Dach hinweg führendes Rautenmuster –, gab es nur die Möglichkeit, von einer Ecke aus in zwei Richtungen zu arbeiten.
„Das sind die Momente eines guten Spenglers!“, so Zidek. „Man sieht ja leider nicht, was hier alles per Hand gemacht wurde.“
Verdeckte Entwässerungen, Verschneidungen und Fensteranschlüsse gab es auf der großen Fassade am Wiener Donaukanal viele zu bewältigen. Da Zidek den Fassadenbau ebenfalls anbot, verantwortete sein Unternehmen zudem die Unterkonstruktion mit etlichen Sonderdetails.
Die extremen Dachneigungen von bis zu 80° konnten mit Industriekletterern bearbeitet werden. Ab einer Neigung der Entwässerung von circa 50° musste man sich zusätzliche Gedanken machen, wie mit dem Druck des fließenden Wassers umgegangen werden sollte. Stauelemente und verdeckte Rinnen aus Folienverbundblechen verlangsamen letztlich den Wasserstrom. Gearbeitet werden konnte an dieser Stelle des Gebäudes nur ohne Gerüst.
„Von dem her“, so Zidek, „ist mein Handwerk schon ein lässiger Job!“
Gemeinsam entwickelte Details
Über 9.000 Rauten wurden beim Hotel-Projekt in Wien an Straßenfassade, Dach und Innenhoffassade verlegt – die letzte unter Beifall gemeinsam mit dem Architekten Oliver Kupfner. Architekt und Spengler kämpften gemeinsam für die Aluminiumfassade, hätte der Bauherr doch fast aus Zeit- und Geldgründen zur Putzfassade gegriffen. Schlussendlich überzeugte die edle Erscheinung aber auch den Betreiber des Hotels.
Zum Thema Details hält sich Architekt Kupfner etwas zurück. Nicht, weil diese nicht gelungen wären, sondern weil viele der Detaillösungen mit dem Fassadenbauer auf der Baustelle weiterentwickelt und spezialisiert wurden. Deren prototypischer Charakter sei prägend für die Arbeitsweise von Innocad architecture, da auch die Architektur an sich ortsspezifisch und wenig standardisiert sei.
Hinzu kam eine komplexe Geometrie der Dachlandschaft, bei deren Ausführung abschließende Entscheidungen nur vor Ort mit den Handwerkern beraten und realisiert werden konnten. Die Rauten der Fassade wurden zum Beispiel über die äußere Baukörperecke hinweg gearbeitet, ohne dass Taschenprofile den Abschluss bilden. So erlangte man den monolithischen Eindruck des Gebäudes, der ästhetisch essenziell für das Gesamtkonzept ist.
„Faszinierend, wie sich die Patina im Streiflicht zeigt“, so Kupfner. Er spricht von einer – trotz Aluminium und Vorfabrikation – weichen Fassadenhülle, die mit dem harten Fensterraster kontrastiert. Gleichzeitig spiegeln sich in den über 100 Fassadenfenstern die Bewegungen der Stadt und des Himmels. Gebäude und Stadt gehen somit einen spannungsreichen Dialog ein.
Projekt: Neubau Hotel »The Rock Radisson Red Vienna«
Standort: Obere Donaustraße 61, 1020 Wien, Österreich
Bauherr: Radisson Hotel Group
Architekten: Innocad architecture, Graz
www.innocad.at
Fassadenbauer: Klaus Zidek GmbH, Straden
www.zidek.cc