Weiterführende Applikationen immer wichtiger

Dipl.-Ing. Olaf Meier

Die Zahl von CAAD-Systemen ist trotz einiger Insolvenzen von Software-Häusern immer noch groß. Die technischen Unterschiede allerdings sind nicht mehr ganz so groß – in Konstruktionsfunktionen unterscheiden sich die verschiedenen Lösungen nur marginal.

Das Arbeiten in einem 3D-Gebäudemodell oder die Definition von Bauelementen als Objekte können schon fast als Standard bezeichnet werden.

Die verschiedenen CAAD-Hersteller versuchen sich daher zunehmend über weitergehende Kriterien wie komfortable Projektverwaltung oder Durchgängigkeit zu weiterführenden Applikationen, wie AVA- oder Berechnungs-Lösungen, zu positionieren. Einen Überblick über die wichtigsten am Markt befindlichen Systeme gibt die folgende Übersicht.

acadGraph hebt bei seiner aktuellen CAAD-Lösung Palladio X 5 besonders die intuitiv bedienbare, architektengerechte Bedienoberfläche sowie einen problemlosen Datenaustausch mit Fremdsystemen hervor. Letzteres ist auf die Basis-Software dieses CAD-Systems zurückzuführen, denn Palladio X setzt auf AutoCAD Architectural Desktop 3.3, AutoCAD 2002 oder Map 5 auf.

So kann der Architekt Zeichnungen ohne Konvertierung mit AutoCAD-Anwendern austauschen und auch an die Visualisierungssoftware 3D Studio VIZ weitergeben. Mit Hilfe eines kostenlos verfügbaren Zusatzmoduls können Palladio X-Zeichnungen auch durch Planungspartner weiterbearbeitet werden, die nur über AutoCAD verfügen.

Über die Bedienoberfläche des Systems können alle AutoCAD-Befehle auch auf die PALLADIO X-Bauteile angewendet werden.

Palladio X 5 unterstützt nicht nur das Arbeiten mit intelligenten 3D-Bauteilen, sondern ist laut Hersteller ebenso für Anwender geeignet, die klassisch mit 2D-Linien arbeiten möchten. Mit den Zusatzmodulen Flächen + Massen werden Flächenermittlungen nach II. BV oder DIN 277 sowie Massenermittlung nach VOB mit Auswertungsmöglichkeit in übersichtliche Excel-Tabellen unterstützt.

Autodesk Architectural Desktop 3.3, entwickelt von autodesk, in Deutschland auch vertrieben von der Mensch und Maschine AG, ist für Planungstätigkeiten während der gesamten Lebensdauer des Gebäudes konzipiert – von der ersten Idee bis zur Bewirtschaftung.

Dabei unterstützt Autodesk Architectural Desktop sowohl die 2D-Zeichnungserstellung als auch die Errichtung eines virtuellen Gebäudemodells, aus dem sich dann beispielsweise automatisch Schnitte und Ansichten generieren lassen.

Autodesk Architectural Desktop 3.3 erweitert die Möglichkeiten und den Nutzen des objektorientierten Planungsansatzes mit neuen, intelligenten Bauteilen, wie Tragwerke, Fassaden, Tür- & Fensterkombinationen. Weitere Branchenlösungen, basierend auf Architectural Desktop, wie beispielsweise für den Hochbau (Architectural Office), für die Haustechnik (RoCAD) oder die statische Bewehrung runden die Palette für die Bauplanung mit AutoCAD ab. Seit September 2002 bietet autodesk mit Autodesk Architectural Studio eine Lösung für das kreative Skizzieren an. Die entstandenen Daten sind vollständig kompatibel zu Autodesk Architectural Desktop und können zur exakten Weiterverarbeitung einfach übernommen werden.

Wichtigstes Anliegen der RIB Software AG bei der Entwicklung ihrer CAAD-Lösung ARRIBA war die Integration der einzelnen Applikationen.

Damit soll ein durchgängiges Arbeiten von der CAD-Planung, über die alphanumerische Planung mit AVA und Kostenschätzung, die Bauausführung in Kalkulation und Baumanagement bis hin zum Facility Management ermöglicht werden.

In Analogie zu “ARRIBA planen”, dem System für AVA und Projektsteuerung, sind bei ARRIBA CA3D vom Entwurf bis zur Detailplanung Grundrisse, Ansichten, Schnitte und Isometrie aktiv miteinander verknüpft – im 3D-Modell des CAD.

Durch den 3D-Effekt erhält der Anwender räumliche Volumen-Gebäudemodelle mit automatischer Erzeugung von Ansichten, Schnitten und perspektivischen Darstellungen. Das 3D-Volumenmodell stellt bereits während der Konstruktion sämtliche Mengen zur Verfügung. Über die direkte Koppelung zu “ARRIBA planen” durch das interaktive LV können diese Mengen weiterverwendet werden.

Das CAD-Grundmodul kann durch zahlreiche Programmerweiterungen ergänzt werden, so zum Beispiel durch ein Modul “Dach” zur interaktiven polygonalen Dacherzeugung oder ein Modul “60 MB”, durch das auch Projektdateigrößen über 60 MB bearbeitet werden können.

Graphisoft kündigte im Juli auf dem UIA Weltkongress in Berlin die neue Version 8 von ArchiCAD an. Die neue Version soll nun verfügbar sein und eine völlig neue und überarbeitete Benutzeroberfläche, ein verbessertes Navigations- und Dokumentationsmanagement, eine höhere Anwendungsgeschwindigkeit und wesentliche Veränderungen im 2D-Bereich bieten.

Graphisoft sieht die Zielgruppe für das System sowohl bei großen Architekturbüros wie auch bei mittelständischen und kleineren Firmen.

ArchiCAD 8 bietet dem Architekten einen leichten und sofortigen Zugriff auf alle in der Projektdatei gespeicherten Dokumente und versetzt den Architekten in die Lage, sein Projekt in sogenannte Dokumentationspakete zu gliedern wie z. B. Planungsvorlagen, Angebots- oder Konstruktionszeichnungen und bietet damit eine ständige und komplette Kontrolle über die Dokumentation.

Einschneidende Veränderungen wurden im Bereich der 2D- und 3D-Navigation vorgenommen.

Ganz gleich wie groß der Grundriss ist, Anwender können ab sofort mit Hilfe der Scrollleiste in Echtzeit navigieren.

Die Unterstützung der Open GL Graphikkarte nutzt die Leistung von Graphikkartenbeschleunigern im Bereich der Echtzeit 3D-Navigation – mit Fotorendering-Qualität – vollständig aus.

Das Gebäude bleibt hierbei voll editierbar.

Das CAAD-System Allplan von Nemetschek unterstützt durchgängig alle planerischen Kernprozesse. So sind neben dem reinen CAD-System Allplan FT zahlreiche Anwendungen verfügbar, von Allplot FT für den Ingenieurbau, über Allklima für die Haustechnik und Allright FT als AVA-System bis hin zu speziellen Berechnungsprogrammen für Statik oder Grundbau. Dies ermöglicht einen vereinfachten Datenaustausch zwischen den verschiedenen Fachplanern, der zusätzlich durch die neuentwickelte Schnittstellentechnologie ODX unterstützt wird.

Mit dieser Schnittstelle ist ein vollständiger Datenaustausch im DXF-, DWG- oder DGN Format für andere CAD-Systeme möglich.

Allplan FT ist in drei Produktpaketen erhältlich: Das Paket Basic ist für Einzelarbeitsplätze oder kleine Büros konzipiert und bietet als preisgünstige Stand-alone-Lösung ein 2D-CAD-System mit voller Allplan FT Technologie. Das nächst höhere Paket S enthält alle notwendigen Funktionen, um auch größere Bauvorhaben zu meistern. Die 3D-Lösung ist über alle Phasen der HOAI einsetzbar und ist sozusagen die “Allround-Lösung” von Nemetschek.

Die High-end-Lösung ist das Paket M. Es enthält alle Funktionen und Möglichkeiten von Allplan FT. Selbst sehr große Projekte können hiermit geplant, berechnet und abgewickelt werden.

Der modulare Aufbau von Allplan FT ermöglicht darüber hinaus, den Funktionsumfang der Standardpakete an die individuellen Bedürfnisse anzupassen. Es stehen die Optionen Architektur basic, Visual, Architektur advanced, Bestand Scan, Modell und Geo zur Verfügung.

Damit ist Allplan nicht nur für Hochbauplaner, sondern auch für Innenarchitekten, Messebauer sowie Stadt- und Landschaftsplaner geeignet.

Ausgehend von einem einheitlichen redundanzfreien 3D-Gebäudemodell bietet die CAAD-Lösung speedikon von der IEZ Software, Consulting & Services GmbH ausgereifte modulare und objektorientierte Lösungen. Diese lassen sich flexibel auf die individuellen Bedürfnisse der Anwender abstimmen.

Die CAAD-Lösung speedikon wird für verschiedene Betriebssysteme angeboten, wie AutoCAD, MicroStation, Windows, UNIX oder Linux.

Besonders für UNIX-Anwender ist die Lauffähigkeit von speedikon unter Linux interessant.

Sie können ihr UNIX-Netz problemlos mit Linux-PCs erweitern und zusätzliche, preiswerte Arbeitsplätze innerhalb des Netzes oder auch als “Heimarbeitsplätze” schaffen.

Das speziell für LINUX entwickelte speedikon XL zeichnet sich durch seine binäre Kompatibilität zu der UNIX-Lösung aus.

Nach der gelungenen Loslösung von der insolventen mb-Software AG ist die SoftTECH GmbH wieder ein eigenständiges Softwarehaus. Über langfristige Lizenzverträge gelang es dem Unternehmen, die Technologie der bisherigen Produktkooperationen abzusichern.

So ist die Weiterentwicklung des hauseigenen Softwaresystems gesichert – SoftTECH stellt seine CAAD-Lösung SPIRIT jetzt in der neuen Version 11 vor.

Die neue Version bietet auf Grund zahlreicher Neuerungen in den Bereichen Akquisition, Entwurf, Planung und Präsentation auch für Architekturwettbewerbe alle erforderlichen Funktionen.

Die Bedieneroberfläche kann vom Anwender ergonomisch gestaltet und exakt auf sein persönliches Arbeitsumfeld zugeschnitten werden.

Darüber hinaus wird das Produktportfolio durch das digitale Gebäude-Modell PRO NTo pro und durch das AVA-Komplettsystem AVA NTi pro in den Bereichen Kalkulation, Mengenermittlung, Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung ergänzt.

Die Roland Messerli AG ist einer der größten Hard- und Software-Anbieter für das Schweizer Bauwesen und seit Oktober 2001 auch in Deutschland mit einer eigenen Niederlassung vertreten. Das von Messerli entwickelte CAAD-System EliteCAD unterstützt den Architekten in allen Projektierungsphasen: bei Entwurf, Planung, Visualisierung, Auswertung und Massenermittlung.

EliteCAD ist ein 32-Bit-Programm für Windows NT/Windows 2000. Komplexe 3D Funktionen sind genau so zu realisieren wie einfache 2D-Konstruktionen. Unterstützt wird die Handhabung eines Projektes durch die Nutzung der objektorientierten Intelligenz von EliteCAD.

Das Platzieren geschossübergreifender Fenster und freier Glaselemente (z. B. Wintergärten) erfolgt direkt am Modell. Es kann auch jederzeit klassisch grundrissorientiert gezeichnet werden, wie man es von konventionellen CAD-Systemen her kennt.

Die nach der Insolvenz der mb Software AG gegründeten Nachfolgegesellschaften entwickeln keine eigenen CAD-Lösungen für Architekten mehr, sondern nur noch ein CAD-System für den Ingenieurbau (mb AEC Software GmbH).

Die aus der mb Software AG hervorgegangene Vertriebsgesellschaft First AEC GmbH vertreibt allerdings die CAAD-Software ArchLINE des österreichischen Softwarehauses IT-Concept. Die aktuelle Version XP wird auf der ACS vorgestellt.

Die ABISPLAN-Palette des österreichischen Softwarehauses ABIS wird in verschiedenen Versionen angeboten. ABISPLAN LT richtet sich an Designer, Messebauer und Handwerker.

Für Architektenbüros mit Bausummen bis ca. 2,5 Millionen Euro wurde ABISPLAN 750, die Standardlösung von ABIS, entwickelt. ABISPLAN 950 richtet sich an mittlere bis große Architekturbüros und ABISPLAN 2000 ist schließlich die High-end-Version und entspricht der Version 950, allerdings inklusive aller Zusatzmodule.

Neben den CAD-Lösungen bietet das österreichische Softwarehaus auch Lösungen für AVA, Statik und FEM.