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Gute Luft planen

Lüftungstechnik im Ein- und Zweifamilienhaus
Gute Luft planen

Seit dem Inkrafttreten der EnEV im Februar 2002 erhält die Lüftungstechnik sehr viel mehr Aufmerksamkeit als zuvor.

Planer und Architekten müssen seitdem vor allem von der Nachfrageseite her Antworten geben, wie sie beispielsweise die so genannte „Kontrollierte Wohnraumlüftung“ realisieren.
Notwendiger Luftaustausch
Sowohl immer noch dichtere Bauweisen bei Neubauten als auch Dämm-Maßnahmen im Bestand tragen dazu bei, den Heizwärmebedarf deutlich zu senken.
Dies hat allerdings auch Kehrseiten: der für ein gesundes und angenehmes Raumklima notwendige Luftaustausch von verbrauchter Luft gegen Frischluft findet nicht oder nicht mehr in ausreichendem Umfang statt.
Messgröße für den Luftaustausch ist die Luftwechselrate (LWR) h-1. Der Wert der LWR, z.B. 0,5 h-1, gibt an, dass ein Luftwechsel innerhalb einer Stunde 0,5-mal abläuft.
Das bedeutet, dass in zwei Stunden ein kompletter Luftaustausch stattfindet. Ein Wohnhaus, errichtet nach den Standards der Niedrigenergie- oder Passivhausbauweise, erreicht eine LWR von 0,1 h-1. Um eine ausreichende Grundlüftung zu erhalten, setzen Experten eine LWR von mindestens 0,5 h-1 an.
Um diesen Wert zu erzielen, könnte manuell gelüftet werden: Jedes Fenster im Haus müsste dazu jede Stunde einmal für die Dauer von fünf Minuten geöffnet werden (Tag und Nacht, auch während der Abwesenheit der Bewohner). Dies ist realistisch gesehen nicht machbar.
Kontrollierte Be- und Entlüftung
Systeme zur kontrollierten Be- und Entlüftung sorgen hier für Abhilfe und liefern gleich bleibend hohe Raumluftqualität. Die mit Wasserdampf, Gerüchen oder Schadstoffen belastete Raumluft wird kontinuierlich durch Frischluft ersetzt.
Maßstab für die Raumluftbelastung ist der entsprechende CO2-Gehalt, weitere Verunreinigungen verhalten sich nach Expertenmeinung proportional zum gemessenen CO2-Wert.
Liegt dieser Wert bei weniger als 0,1 Volumenprozenten, so wird das Klima als angenehm empfunden.
Nicht nur Gerüche und Schadstoffe werden durch Systeme zur kontrollierten Be- und Entlüftung nach außen transportiert: Wichtiger ist das Ableiten des in der Raumluft enthaltenen Wasserdampfes.
Nur so wird vermieden, dass die Feuchtigkeit an kalten Stellen im Raum kondensieren kann und sich dort Schimmel bildet. Notwendig ist auch hierzu eine Luftwechselrate von 0,5 h-1.
Lüftungstechnik als Einflussfaktor
Kontrollierte Be- und Entlüftungsanlagen wurden in ihrem Stellenwert durch die EnEV aufgewertet.
Denn die EnEV betrachtet erstmals nicht nur Wärmeschutz, sondern auch Haus- und Lüftungstechnik als wichtige Einflussfaktoren zur Senkung des Energieverbrauchs.
Wie letzten Endes die vorgeschriebenen EnEV-Kriterien erfüllt werden, bleibt dem Architekten überlassen.
Kontrollierte Wohnraumlüftung ist dabei in jedem Fall eine wichtige Komponente.
Das Fachinstitut Gebäude-Klima (Bietigheim-Bissingen) empfiehlt Planern in diesem Zusammenhang, bei der Entscheidung für eine Kontrollierte Wohnraumlüftung das Nachweisverfahren für die EnEV mit detaillierten Produktkennwerten (DIN 4701 Teil 10) zu führen. Gerade bei hohem thermischem und hygienischem Komfort seien die Geräte oft deutlich besser als die in der Norm enthaltenen Standards. Somit lässt sich eine unnötig hohe Investition in zusätzlichen Wärmeschutz vermeiden.
In Rohbauplanung integrieren
Als eine wichtige Voraussetzung gilt, die Anlagentechnik für die Lüftung so früh wie möglich in die Planung eines Neubaus mit einzubeziehen.
Bei der Systemauswahl sind hier Anlagen im Vorteil, die bereits im Rohbau eingebaut werden können: Hier ist die Planung einfacher und zudem entfallen nachträgliche Veränderungen an der Gebäudehülle. Bei den Systemen unterscheidet man in dezentrale und zentrale Anlagen. Die dezentrale Anlage sorgt für die Be- und Entlüftung jeweils einzelner Räume, ein Zentralsystem be- und entlüftet komplette Wohnungen.
Nachfolgend soll eine zentrale Lüftungsanlage, die im Rohbau eingebaut wird, näher betrachtet werden: Das System heißt „Aera“ und wurde von der Schiedel GmbH auf den Markt gebracht.
Das Bauvorhaben wird in Kirchwerder (Schleswig-Holstein) realisiert: Im Rahmen einer Ortserweiterungsmaßnahme entstehen hier 54 Wohneinheiten (Doppelhäuser und Einfamilienhäuser). Architekt Dipl.-Ing. Klaus-Dieter Brömmer hat sich für das Schiedel-System zur Wohnungslüftung entschieden.
Komponenten und Funktionsprinzip
Aera ist eine reine Abluftanlage, bestehend aus einer Vertikalleitung (Schacht) mit Dachdurchführung, einer Lüftungseinheit (Ventilator, Schalldämmung), Abluftventilen und einer Zuluftführung durch Frischluftventile.
Funktionsprinzip: Der Ventilator erzeugt einen für die Bewohner nicht spürbaren Unterdruck in den angeschlossenen Räumen. Über die Frischluftventile – vor allem in Wohn- und Schlafräumen – wird eine definierte Menge Frischluft angesaugt.
Sie strömt unmerklich für die Bewohner über den Raumluftverbund der Wohnung in Küche, Bad und WC. Durch Abluftventile in diesen Räumen gelangt der Luftstrom in die Vertikalverteilung und wird über das Dach nach außen abgeführt.
Bereiche ohne Direktanschluss zum Vertikalschacht lassen sich über eine einfache Querverteilung und eine Schnittstelle im Abluftschacht anbinden. Die Schnittstelle ist für alle gängigen Lüftungsrohr- und Lüftungskanaltypen geeignet.
Die Leitung zur Vertikalführung besteht aus Polypropylen und ist werksseitig in den Leichtbetonmantelstein mit integrierter Wärmedämmung eingebettet. Der Aera-Schacht misst unverputzt 28 x 28 cm. Die Lüftungseinheit mit dem luft- und körperschallgedämmten Ventilator wird im Dachgeschoss installiert.
Das Steuermodul mit Ein/Aus-Schalter und fünf Regelungsstufen kann überall im Haus montiert werden. Damit ist eine individuelle Steuerung der Luftmengen möglich.
Die Positionierung des Schachtes erfolgt in Firstnähe, um die lichte Höhe von 0,80 m für den Einbau der Lüftungseinheit im Spitz- oder Dachboden zur Verfügung zu haben.
Außerdem ist die Platzierung des Schachtes angrenzend an Feuchträume sinnvoll, da so der Aufwand für die Querverteilung in den Geschossen minimiert werden kann.
Planung und Einbau
Für den Architekten Klaus-Dieter Brömmer waren verschiedene Aspekte ausschlaggebend, Aera als Lüftungssystem in alle 54 Häuser einbauen zu lassen: “Der Anstoß kam eigentlich von unserem Bauunternehmer, der bereits mit Schiedel-Produkten Erfahrung hat. Er kann den Aera-Schacht Stein für Stein in Dünnbettmörtel selbst versetzen und wir können so auf ein zusätzliches Gewerk mit zusätzlicher Planung und Abstimmung verzichten. Das senkt bei 54 Hauseinheiten den Aufwand schon enorm.”
Wichtig war für den Planer auch die günstige Dimensionierung der Komponenten. „Die sind so bemessen, dass man sie auch in kleineren Doppelhaushälften oder Reihenhäusern gut unterbringen kann.”
Durch die Möglichkeit, das System bereits in den Rohbau zu integrieren und fertig zu stellen (Verputzen, Verkleiden mit Gipskarton etc.), wird später nur noch die Lüftungseinheit im Zuge der Haustechnik-Montage angeschlossen.
Brömmer: „Beim Aufbau des Schachtes lässt sich durch die integrierte Wärmedämmung ein Arbeitsgang sparen, da keine weitere Ummantelung notwendig ist.”
Die kombinierte Bauweise verhindert außerdem die Kondensatbildung und macht eine entsprechende Abführung überflüssig. Ein weiteres Argument für Aera aus Planungssicht war die eingebaute Schalldämmung, die ohne Zusatzmaßnahmen wirksam ist.
Brömmer: „Wo in den Obergeschossen unserer Häuser eine Querverteilung notwendig war, haben wir diese nicht wie üblich in den Estrich gelegt, sondern eine eigene Installationsebene geschaffen.
Sie misst 60 mm, besteht aus Tragekonstruktion und Zusatzdämmung und liegt direkt hinter der Gipskartonverkleidung vor der Dampfbremse, die dadurch zusätzlich geschützt wird.”
Die Zuluftventile sind durch ihre farbliche Anpassungsmöglichkeit (Material ist überstreichbar) in die Fassadengestaltung integriert und liefern die als Richtwert vorgesehene Durchschnittsmenge von 30 m³ Frischluft pro Stunde.
• Lüftungssystem Aera
………………………….
Architekt:: Klaus-Dieter Brömmer, Marne
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