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Dynamisch gerundet

Elektromotorenwerk in Wien
Dynamisch gerundet

Lange Zeit wurde Industriearchitektur hauptsächlich unter funktionellen Aspekten betrachtet. Das Resultat ist in vielen Industrieregionen präsent und stempelt die Arbeitswelt zu einem wenig menschlichen Milieu.

Dass Industriearchitektur durchaus auch ästhetischen Ansprüchen genügen kann und die Arbeitswelt auch ansprechend und menschenfreundlich gestaltet werden kann, ist ein Stück Unternehmenskultur, und erfreulicherweise stellen fortschrittliche Unternehmen und Architekten diese Sicht heute immer öfter unter Beweis.
Beispielhaft
Zu ihnen zählt auch der Wiener Architekt Martin Kohlbauer, der jetzt mit dem Elektromotorenwerk SEW-Eurodrive im Südwesten Wiens nach dem 1996 erbauten Fernwärmewerk Süd bereits das zweite spektakuläre Industrie-Bauwerk in die gemischt bebaute und genutzte Landschaft setzte. Bereits das Kraftwerk zeigte eine wuchtig-dynamische Halbtonnenform, die durch die regelmäßig angeordneten hohen Schornsteine akzentuiert wird. Dieses außergewöhnliche Bauwerk inspirierte die bedeutende, international tätige SEW-Gruppe dazu, für das Architekturdesign ihres neuen Produktionswerkes ebenfalls Martin Kohlbauer zu gewinnen.
Dach als fünfte Wand
Auch bei seinem neuen Projekt prägen markante Rundungen und dynamisch geschwungene Formen den Baustil. Über einem flachen Betonsockel erhebt sich die dreigeschossige 3.250 m² Grundfläche umfassende Montagehalle in einem konvex über das Fundament schwingenden Halbkreis auf zunächst sechs Meter Höhe, um dann im Verlauf von annähernd 100 m in einer gewellten, über weite Strecken nur flach geneigte Wellenbahn auf zwölf Meter Höhe anzusteigen.
Dazu der Architekt Martin Kohlbauer: „Die Dachfläche habe ich bewusst als eine Art „fünfte Fassade” interpretiert. Sie thematisiert in Form eines geschwungenen Anstiegs Dynamik und Bewegung in Symbiose mit der Firmenphilosophie. Höhepunkt bildet der darüber hinaus ragende Solarturm als dreiecksförmige, rote „Flosse” -ein unverwechselbares Zeichen und Träger des Firmenlogos.„
Dieser Turm besteht aus einem räumlichen Fachwerksystem aus Walz- und Hohlprofilen und dient der natürlichen Be- und Entlüftung des Gebäudes.
Die Ganzmetall-Gebäudehülle des eindrucksvollen Hallenkomplexes ist programmatisch und weist auf die HighTech-Funktion des Bauwerkes hin, in dem weltweit vermarktete Elektromotoren für die unterschiedlichsten Einsatzgebiete von der Rolltreppe bis zum Montageband in der Automobilindustrie und von Abfüllanlagen bis zu Hochregallagern montiert werden.
Das schimmernde Metall der Gebäudehülle aus stucco-dessinierten Kalzip Aluminium Stehfalzprofilen wird schon von weitem zum Blickfang und beeindruckt, aus der Nähe betrachtet, durch den kühnen Schwung, in dem die Fassade ansatzlos in die flach gewellte Dachlandschaft übergeht.
Die in Längsrichtung des Daches verlaufenden Stehfalze unterstreichen den Duktus der dynamischen Architektur, die dem 100 x 40 m messenden Hallenbau eine eindrucksvolle Leichtigkeit und Dynamik verleiht. Zu seiner Entscheidung für Kalzip bemerkt Architekt Kohlbauer:
„Ich halte Kalzip für ein ausgesprochen intelligentes Bauprodukt, das sowohl hinsichtlich seiner Art der Herstellung und Verarbeitung, seiner Einsatzmöglichkeiten sowie seines Erscheinungsbildes für mich eine hohe Faszination ausstrahlt.”
Vor Ort gefertigt
Die Dachkonstruktion der Montagehalle ist als Gleitbügeldach auf Trapezblech ausgelegt. Ihr Tragwerk besteht aus gekrümmten, vollwandigen, geschweißten Doppel-T-Trägern mit einer Stützweite von 20,3 m sowie Wellsteg-Trägern. Die Lastableitung erfolgt über Schleuderbeton-Fertigteilstützen mit 50 cm Durchmesser, die in das Fundament eingespannt sind.
Die Eindeckung bilden profilierte Kalzip Aluminium Stehfalzbahnen mit stucco-dessinierter Oberfläche, die vor Ort mittels eines mobilen Rollformers in voller Bahnenlänge produziert wurden. Während auf diese Weise Querstöße völlig vermieden wurden, finden die Profile im seitlichen Anschluss einen sicheren Verbund durch die einander überlappenden Bördel der schlanken Stehfalze. Dadurch wird nicht nur eine homogene Optik des Daches erreicht, sondern auch eine perfekte Dichtigkeit.
In die Bördel greifen von unten T-förmige Montage-Klipps ein, die die Dachhaut durchdringungsfrei auf der Unterkonstruktion fixieren. Diese spezielle Befestigung lässt eine lineare Bewegung der Alu-Profilbahnen zu, um Längenänderungen durch thermische Einflüsse spannungsfrei aufzufangen und so Bahnlängen von 100 m Länge und mehr zu ermöglichen.
Die thermische Längenänderung kann in diesem Fall bis zu 10 cm betragen. Um einen entsprechenden Ausgleich zu ermöglichen, ist der Übergang zwischen der halbkreisförmig gerundeten Fassadenverkleidung und dem eigentlichen Dach überlappend ausgeführt und in diesem Gleitbereich zugleich eine Entwässerungsschiene integriert.
Um eine einwandfreie Entwässerung sicherzustellen, war eine sehr präzise Einhaltung der Dachkrümmung gefordert, zumal das Dach insgesamt eine sehr geringe Neigung aufweist.
Mit dem SEW-Komplex in Wien ist dem Architekten Kohlbauer ein eindrucksvolles Beispiel moderner Industriearchitektur gelungen, das Corporate Design, Unternehmenskultur und ein weites Spektrum funktioneller Anforderungen zu einer zwanglosen Symbiose führt und Maßstäbe setzt.
• Kalzip Aluminium Stehfalzbahnen
Weitere Informationen bba 533
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Architekt:
Martin Kohlbauer, Wien
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