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Belastbar eingebettet

Neugestaltung des Wiesbadener Bowling Greens
Belastbar eingebettet

Werner Roßkopf, Fachjournalist, Wachenheim/r.

In Verbindung mit dem Bau einer Tiefgarage wurde der Platz vor dem Wiesbadener Kurhaus, das Bowling Green, neu gestaltet.
Die vom Landschaftsarchitekten zur Oberflächengestaltung verwendeten Basaltsteine wurden in den verkehrsbelasteten Bereichen in „gebundener Bauweise“ verlegt.
Wahrzeichen
Wiesbaden ist eines der ältesten Kurbäder Europas mit 26 heißen und einer kalten Thermalquelle.
Das Wahrzeichen der hessischen Landeshauptstadt ist das 1904 bis 1907 auf Wunsch Kaiser Wilhelms II. gebaute Kurhaus.
Im Jahr 1987 restauriert, dient es heute als Zentrum für Kongresse, Tagungen und Konferenzen sowie kulturelle Veranstaltungen.
Neben zwölf Sälen und einem Bistro befindet sich hier auch eine der ältesten Spielbanken Europas. Direkt vor dem Kurhaus befindet sich das sogenannte „Bowling Green“. Dieses gestreckte Rasenviereck wurde nach dem dort einstmals ausgeübten englischen Kugelspiel „Bowls“ benannt.
Neben dem Kurhaus erstrecken sich auf der einen Seite des Bowlings Greens die Theaterkolonnaden mit dem Hessischen Staatstheater und ihnen gegenüber die Kurhauskolonnaden. Diese sind mit 129 Meter Länge die längste Säulenhalle Europas. In ihnen ist das „Kleine Spiel“ der Spielbank untergebracht. Wegen dieser Kulisse wird das Bowling Green oft für Open-Air-Veranstaltungen oder als zentraler Treffpunkt bei besonderen Ereignissen genutzt. In Verbindung mit dem Bau einer Tiefgarage für das Kurhaus wurde das Bowling Green komplett neu gestaltet.
Basaltbelag aus Vietnam
Die Neugestaltung des Bowling Greens und des Kurhausplatzes orientierte sich am historischen Zustand der Anlage.
Gleichzeitig sollte dabei den Ansprüchen eines modernen Kongress- und Veranstaltungs-Standortes Rechnung getragen werden. Sowohl der Fußgängerbereich als auch die befahrbaren Bereiche erhielten eine sowohl optisch attraktive als auch funktionale Pflasteroberfläche.
Das für die Planung zuständige Landschaftsarchitekturbüro Karl Bauer aus Karlsruhe entschied sich für einen aus Vietnam stammenden Basaltstein mit einer Größe von ca. 21 x 16 cm.
Ein Stein, der „sehr homogen und glatt“ und damit – so Landschaftsarchitekt Jürgen Frietsch – besonders „gehfreundlich“ ist.
Speziell in den auch ausdrücklich für einen Schwerlastverkehr ausgelegten Fahrzonen reichte die „Gehfreundlichkeit“ des Belags jedoch nicht aus. Gleiches galt für die in den Fußgängerbereichen übliche sogenannte „ungebundene Verlegung“ der Pflastersteine. Hierunter versteht man eine Verlegung der Steine in einem losen Splittbett mit anschließendem Einrütteln. Die Fugen werden dabei mit feinem Sand oder Edelsplitt verfüllt.
Diese bewährte Pflasterbauweise ist jedoch den heute verstärkt auftretenden Verkehrslasten nicht mehr gewachsen. Ungebundene Beläge werden beispielsweise durch LKWs oder Busse in Mitleidenschaft gezogen. Zudem begünstigt der Einsatz von Kehrsaugmaschinen, die das ungebundene Fugenmaterial aufnehmen und somit die Fuge ausräumen, das Eindringen von Wasser in die Konstruktion und somit die nachhaltige Schädigung des Gesamtaufbaus. Ähnliches gilt für den Einsatz von Wasserdruckstrahlgeräten.
Diese Schäden stellen sich dann als Spurrillen und Absenkungen, aber auch als lockere, verkantete Steine und Verschiebungen dar.
Gebundene Bauweise
Um diesen Schäden vorzubeugen, muss bei hohen Verkehrslasten die „gebundene Bauweise“ zur Anwendung kommen. Hierbei werden für Fuge, Bettung und Tragschicht bindemittelhaltige Materialien eingesetzt. Der Pflastersteinbelag wird also zunächst in einem hydraulisch erhärtenden Mörtelbett, in der Regel dränagefähig, hammerfest versetzt.
Der Stein ist dabei mit einem ausreichenden, möglichst gleichmäßigen Fugenabstand zu versetzen. Anschließend erfolgt die Verfüllung der Fuge ebenfalls mit einer gebundenen Fugenmasse.
Im Falle des Bowling Greens ging der Steinverlegung ein größerer Erdaushub voraus. Mit dem Bau der Rinne, der einzigen Abgrenzung zwischen Straße und Bürgersteig, begannen dann die eigentlichen Pflasterarbeiten.
Die Basaltsteine in den Flächen zwischen der Rinne und den Kolonnaden, also den später geringer belasteten Bereichen, wurden traditionell in der „ungebunden Weise“ verlegt und mit Splitt so weit aufgefüllt, dass keine Hohlräume mehr verblieben.
Speziell der Eingangsbereich des Theaters sowie die Rampen des Kurhauses wurden wegen des Gehkomforts in der gebundenen Bauweise erstellt.
Damit das Pflaster nicht nur für das Gehen, sondern auch für das Auge etwas bietet, kamen verschiedene optische Varianten zur Anwendung. So wurden die Steine im Gehbereich als Reihenpflaster verlegt, während im Verkehrsbereich eine diagonale Verlegung erfolgte.
Die Steine im gesamten Bereich der Fahrbahn rund um das Bowling Green sowie die Bus-Vorfahrten vor dem Theater sowie die Rampen vor dem Haupteingang des Kurhauses wurden ebenfalls in der „gebundenen Bauweise“ verlegt und verfugt, um die hohen Belastungen aufnehmen zu können und Schädigungen der Natursteinoberflächen zu verhindern.
Um eine hydraulisch gebundene, drainfähige Tragschicht herzustellen, wurden zunächst Splitt und Zement zu einem Untergrundbeton gemischt. Hierauf kam ein ebenfalls drainfähiger Bettungsmörtel, in den die Steine eingeklopft wurden.
Im Straßen- und Gehwegbau wird dem Grundsatz „von oben nach unter wasserdurchlässig“ entsprechend gefolgt, um die Konstruktion wasserfrei und somit frostsicher zu machen.
Fugenmaterial
Als Fugenmaterial kam mit dem Sopro PflasterFugMörtel hochfest ein spezieller Pflasterfugmörtel zum Einsatz. Wie bereits der Name sagt, handelt es sich dabei um einen zementären, trasshaltigen und schnell erhärtenden Fugenmörtel speziell zum Verfugen von Natur- und Betonsteinpflaster in hoch belasteten Bereichen.
Dabei sind Fugenbreiten von 5 bis 30 mm möglich. Das Fugenmaterial eignet sich vor allem für schwer beanspruchte Straßenbereiche und Fußgängerzonen. Es ist kehrsaugmaschinenfest und hochdruckwasserstrahlgeeignet sowie Frost- und Tausalzbeständig. Der Trassgehalt verhindert zudem mögliche, die Optik beeinträchtigende Kalkhyrdatausblühungen.
Verarbeitung
Der Fugenmörtel wird in annähernd flüssiger Konsistenz angemischt und auf die vorgenässte Pflasterfläche aufgebracht.
Durch seine flüssige Konsistenz lassen sich selbst schmalste Fugen mit geringem Aufwand verfüllen. Der Fugenmörtel verdichtet sich von selbst und entwickelt Festigkeiten $ 45 N/mm². Selbst bei großen Fugentiefen verhält sich der Fugenmörtel verarbeiterfreundlich, indem er nicht nachsackt. Nach einer kurzen Standzeit erfolgt die Reinigung des Pflasters mittels Sprühlanze oder einer Schwammbandmaschine.
Da durch die gebundene Bauweise eine feste Fahrbahn bzw. ein monolithisches Endlosbauwerk entsteht, ist es erforderlich das Bauwerk durch Bewegungsfugen in Abschnitte einzuteilen, damit das Bauwerk temperaturbedingte Längenänderungen schadensfrei aufnehmen kann.
Die Bewegungsfugen sind bei Natursteinpflaster in einem Abstand von 6–8 m anzulegen, während bei Betonwarensteinen die Felder maximal 5 m groß sein dürfen.
Weitere Informationen
Fugenmaterial „Sopro PflasterFugMörtel hochfest“ bba 504
Planungsbüro: Landschaftsarchitekt Karl Bauer, Karlsruhe
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