Startseite » Trockenbau »

Frei von jeder Effekthascherei

Neubau eines Museums in Neumarkt
Frei von jeder Effekthascherei

Ein maßgeschneidertes Museum ganz an der größtmöglichen Strahlkraft der eigenen Kunstwerke orientiert; von diesem Wunsch dürften nicht wenige Künstler erfüllt sein.

Für den 2004 verstorbenen Bildhauer Lothar Fischer im bayerischen Neumarkt ging er postum in Erfüllung.
Die Architekten Berschneider + Berschneider entwickelten für seine Ansprüche ein aufregendes, weil ganz der Kunst gewidmetes Raumkonzept.
Erscheint das Museum Lothar Fischer am Stadtpark Neumarkt mit seinem aus strengen Quadern komponierten Baukörper von außen selbst wie eine Skulptur, so ordnet sich die Gestaltung seiner Räume im Inneren doch ganz der Kunst unter, für die es erbaut wurde.
Zurückhaltung als oberstes Gebot
Zu Beginn der rund zweijährigen Planungsphase formulierte Lothar Fischer selbst sein zentrales Anliegen: „Im Unterschied zu einem Museum für Malerei braucht ein Haus der Skulptur gerade keine gleichmäßig ausgeleuchteten Räume.
Bildhauerische Arbeiten kommen nur dann gut zur Wirkung, wenn die Lichtführung differenziert eingesetzt wird.“
Das gesamte Gebäude wurde daraufhin als Tageslichtmuseum geplant, für jeden Raum jeweils das optimale Ober- bzw. Seitenlicht gesucht.
Einerseits lagen die Standorte für besonders wichtige Arbeiten und Werkgruppen bereits fest, andererseits sollten die Räume aber auch genügend Flexibilität für Wechselausstellungen bieten. Gemeinsam untersuchten Architekt und Künstler daher zunächst verschiedene Möglichkeiten der Raumaufteilung anhand eines Modells im Maßstab 1:20, für das der Künstler sogar entsprechende Miniaturen seiner Arbeiten anfertigte.
Architekt Johannes Berschneider erinnert sich: „Von Anfang an stand die Kunst von Lothar Fischer im Mittelpunkt. Das Haus sollte der Sammlung dienen und nicht selbst zum Kunstwerk werden.“
Entsprechend sollten Gebäude und Ausstellungsräume zurückhaltend und frei von jeder Effekthascherei gestaltet werden.
Vollkommene Flächen
Einen entscheidenden Beitrag zur „inneren Ruhe“ der Ausstellungsräume leistete die Integration sämtlicher Gebäudetechnik in Vorsatzschalen und Montagewände, die mit Rigidur-Gipsfaserplatten von Rigips realisiert wurden.
Um auch auf Lüftungsgitter verzichten zu können, wurden zahlreiche Rigidur-Vorsatzschalen mit Abstandsfugen von Boden, Wand und Decke ausgeführt, die als Lüftungsöffnungen für die Klimatechnik fungieren.
Mit den Rigidur-Platten konnten die geplanten Konstruktionen präzise erstellt werden. Denn bei aller Stabilität, die diese Gipsfaserplatten bieten, können sie leicht mit einer Handkreissäge bearbeitet und Zuschnitte exakt ausgeführt werden.
Das Architekturbüro zeigte sich insbesondere von den fließenden Übergängen zwischen Beton- und Trockenbauwänden und deren einheitlicher Oberflächengüte begeistert.
Unsichtbare Türen
Ganz im Sinne der strengen Quader-Architektur verzichteten Architekt und Bauherr auch auf sichtbare Türen.
Zur Revision der Haustechnik lassen sich vielmehr raumhohe Elemente der Trockenbauwand als Türen öffnen.
Im geschlossenen Zustand bleiben diese bis zu 3,80 m hohen Flügelelemente mit verdeckt liegenden Bändern und Schlössern vollkommen unsichtbar in den Wandflächen verborgen. Aufgeschlagen lassen sie sich mittels minimaler Buchsen im Boden fixieren und als Wandscheibe zur Gliederung der Räume für Wechselausstellungen nutzen.
Ähnlich zurückhaltend zeigt sich auch eine ebenfalls 3,80 m hohe Schiebetür, mit der zwei Ausstellungsräume im Erdgeschoss zu teilen sind.
Als Trockenbaukonstruktion mit identischer Oberfläche „tarnt“ sich auch dieses große Öffnungselement als Wandfläche mit bündig eingelassenen und versteckten Schlössern.
Kein Leuchtmittel sichtbar
Einige Montagewände, an denen schwergewichtige, beispielsweise aus Baumstämmen geformte Kunstwerke aufgehängt werden sollten, wurden mit sehr massiv ausgeführten Unterkonstruktionen realisiert und doppelt mit Rigidur beplankt. Für die Unterkonstruktionen wurde ein Ständerabstand von 417 mm vorgesehen und mit verstärkten UA-Profilen gearbeitet.
Kleinere Ausstellungsobjekte werden in wandbündigen Vitrinen präsentiert, die in Montagewänden und Vorsatzschalen gleichermaßen integriert wurden.
Die Vitrinen wurden auf den Millimeter genau ebenfalls aus Rigidur-Platten erstellt. Noch verstärkt wird die Optik dadurch, dass dank indirekter Beleuchtung keinerlei Leuchtmittel sichtbar sind.
Die Vitrinen scheinen wie aus den Wänden geschnitten. Weder Fußleisten noch Zargen stören die Wirkung der großen ebenen Wand- und Deckenflächen.
Samtener Putz für weiches Licht
Die Oberflächen aller Decken und Wände – einerlei ob aus Beton oder Gipsfaserplatten erstellt – wurden mit einer samtigen, naturweißen Spachtelmasse versehen und erhielten keinen zusätzlichen Anstrich.
Ihre daraus entstehende kreideartige „Haut“ beschert allen Räumen weiches Licht und eine homogene Ausstrahlung.
Gleichzeitig erlauben die gespachtelten Oberflächen jederzeit den Verschluss von Bohrungen ohne sichtbare Spuren – für ein Museum eine nützliche Eigenschaft.
Weitere Informationen
Gipsfaserplatten bba 548
Vorsatzschalen bba 549
Architekten: Berschneider + Berschneider, Architekten BDA / Innenarchitekten BDIA, Neumarkt-Pilsach
Unsere Top-3-Projekte des Monats
MeistgelesenNeueste Artikel
Denkmalgerechte Fassadensanierung des Kulturamtes Rottenburg am Neckar
Neue „Alte Welt“

Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der bba-Infoservice? Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum bba-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des bba-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de