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Zur geistigen Erbauung

Generalsaniertes Pfarrzentrum St. Bonifaz in München
Zur geistigen Erbauung

Kirchliche Bauten stellen nutzungsbedingt besondere architektonische Anforderungen. Die Atmosphäre soll dezent sein, um die geistige Sammlung zu unterstützen statt durch zu aufdringliche Gestaltung abzulenken. Gleichzeitig sind ausgewählte visuelle Anregungen erwünscht zur Förderung meditativer Gedankengänge. Diese anspruchsvolle Aufgabe verlangt klare Formensprache und ausgewogene Materialselektion – erst recht, wenn es sich um eine Sanierung handelt, bei der der bisherige Charakter erkennbar bleiben soll, aber trotzdem aktuelle technische Anforderungen zu erfüllen sind. Im Pfarrzentrum St. Bonifaz wurde dieser Spagat zwischen Tradition und Moderne mit Bravour gelöst.

Zeitzeuge der 70er Jahre
Das Pfarrzentrum St. Bonifaz liegt in der Innenstadt Münchens. Erbaut wurde es 1970 auf der Grundfläche des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Mittelteils eines alten Kirchenschiffs. Das Gebäude verfügt über eine Bruttogeschossfläche von knapp 4 000 Quadratmetern und ein Gebäudevolumen von über 18 000 Kubikmetern. Das vom damaligen Entwurfsverfasser Prof. Carl Theodor Horn geschaffene Bauwerk ist ein herausragendes Zeugnis der Architektur der frühen siebziger Jahre. Zusammen mit der unmittelbar angrenzenden Basilika und dem Benediktinerkloster steht das gesamte Ensemble unter Denkmalschutz.
Die Erzdiözese München beauftragte den Architekten BDA Andreas Hlawaczek mit der Generalsanierung, die 2004 begonnen und 2006 abgeschlossen wurde. Zusammen mit dem Erzbischöflichen Baureferat und der Pfarrei St. Bonifaz erarbeiteten Hlawaczek und Projektleiterin Stefanie Schadt ein detailliertes Gesamtkonzept.
Neben den zwischenzeitlich veränderten Nutzungsanforderungen wurde dabei auch die Modernisierung der Haustechnik und der Bausubstanz berücksichtigt. Die weit reichenden Maßnahmen beinhalteten sogar Veränderungen der Grundrisse und der Flurabschlusswände. Weitere Schwerpunkte waren die Aktualisierung des Brand-, Wärme- und Schallschutzes sowie der Einbau eines Aufzugs, um einen behindertengerechten Zugang zu gewährleisten.
Alle Sichtbeton- und Ziegel-Flächen wurden renoviert, sämtliche Decken, Wände, Böden und Türen erneuert sowie die Holzkonstruktion des Dachstuhls gründlich gereinigt – der Ausdruck Generalsanierung ist somit absolut gerechtfertigt.
Differenzierte Materialwahl
Die Basis des neuen Konzepts bildet im wahrsten Sinne des Wortes der Bodenbelag. Die Wahl fiel auf keramische Fliesen des Herstellers Agrob Buchtal. Die exakt definierten Vorstellungen orientierten sich an der ursprünglichen Lösung und wurden vom Hersteller durch eine projektspezifische Individualfertigung erfüllt. Ein Unterschied zu früher liegt dagegen in der Materialdicke: Statt vorher drei Zentimeter sind es nun nur noch ein Drittel davon, ohne dass Stabilität und Belastbarkeit leiden.
Der daraus resultierende Höhenspielraum war sehr nützlich, weil dadurch die detailgenaue Anpassung der einzelnen Komponenten erleichtert wurde. Die neuen Fliesen im alten Herstellmaß 51,7 x 25 cm sind so wie vorher in einer Art Halb-Verband verlegt. Der unglasierte ziegelrote Farbton wurde ebenfalls sorgfältig rekonstruiert, um Ruhe und Großzügigkeit zu vermitteln. Der Belag wirkt harmonisch und besticht durch seine archaische, erdig-warme Anmutung.
Die im besten Sinne schlichte Optik korrespondiert stilistisch sauber mit den anderen Raum prägenden Elementen aus Holz, Stein, Beton, Glas oder Metall. Auch diese Baustoffe wurden nicht in unzähligen Ausführungen eingesetzt, sondern man entschied sich für bestimmte Varianten, die dann konsequent und durchgängig verwendet wurden.
Nutzungsgerechtes Ergebnis
Diese Generalsanierung ist ein gelungenes Beispiel nutzungsgerechter Architektur: Formensprache, Raumproportionen, das Spiel mit Licht und Schatten sowie sorgfältig gewählte Materialien schaffen eine Atmosphäre der geistigen Erbauung. Mitten aus dem Trubel der Großstadt kommend, kann man eintauchen in eine Oase der akustischen und optischen Stille. „Weniger ist mehr“ – eine bekannte These, die durch das Pfarrzentrum St. Bonifaz eindrucksvoll belegt wird.
Weitere Informationen
Keramikfliesen bba 535
Architektur: Andreas Hlawaczek Architekt BDA, München Projektleiterin Stefanie Schadt
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