Anforderung:
Bezahlbare Seniorenwohnungen direkt über der U-Bahn
Lösung:
Bodenplatte und Dämmung freischwingend ausgeführt, um Tragwerk von Umgebung zu entkoppeln
Auf einem Grundstück, das durch Bäume und eine zu überbauende U-Bahn eine besondere Herausforderung darstellte, errichtet das ESW, evangelisches Siedlungswerk in Bayern, 50 öffentlich geförderte Seniorenwohnungen in Nürnberg. Der Achtgeschosser steht frei auf dem Grundstück.
Im EG ist Platz für Tagespflege sowie eine Wohnung und den Gemeinschaftsraum. Ab dem 1. OG sind pro Etage sieben Wohnungen (50 m²) mit Balkon geplant. Das Gebäude ist komplett barrierefrei nach DIN 18040–2 konzipiert und wird den gesetzlichen Anforderungen an den Wärmeschutz gemäß KfW-Effizienzhaus 55 sowie an den Schallschutz nach differenzierten Festlegungen der Bauphysik entsprechen.
Entkoppelung mit freischwingend ausgeführten Dämmstoffplatten
Die Gründung erfolgte als Tiefgründung: Links und rechts der U-Bahn-Trasse wurden Bohrpfähle (Durchmesser:120 cm) bis auf eine Tiefe von circa 25 m in das Erdreich gebohrt. Da auf die Tunnelfirste keine Lasten eingeleitet werden dürfen, entschieden sich die Planer nach eingehenden Überlegungen dafür, diesen Bereich (Spannweite: circa 13 m) mit Hilfe einer Stahlbetonbodenplatte mit Vorspannung sowie leistungsfähigen Wandscheiben in Spannbetonbauweise zu überbrücken. Wandscheiben und Bodenplatte sollten dafür rechts und links neben der U-Bahnröhre auf den Trägerrost aufgelegt werden, um auf diese Weise die Tunnelröhre zu überspannen. Wenn die Bodenplatte Kontakt zum umgebenden Boden hat, würden jedoch die Erschütterungen durch die U-Bahn direkt in das Gebäude eingeleitet; es erfolgte eine unerwünschte flächige Lasteinleitung in den Baugrund.
Abhilfe konnte nur geschaffen werden, indem sowohl die Bodenplatte als auch die Dämmung mit Austrotherm XPS-Dämmstoffplatten freischwingend über dem U-Bahn-Tunnel ausgeführt wurde. Der Hohlraum unter der Bodenplatte sollte circa 10 cm betragen. Zum Einsatz kamen Ecgovoid-Platten, spezielle Papierwabenplatten, die als verlorene Schalung dienen. Hierfür wurden die Platten einer kontrollierten Wasserbeaufschlagung ausgesetzt, sie zersetzten sich und es entstand so der Hohlraum.
Die Dämmplatten dürfen durch die Wasserbeaufschlagung und die freihängende Ausführung jedoch in keiner Weise in Mitleidenschaft gezogen werden. Dementsprechend waren neben der geforderten Dämmleistung gemäß Gebäudeenergie-Gesetz auch die Zusicherung einer dauerhaften Form- und Druckstabilität die entscheidenden Kriterien bei der Dämmstoffauswahl. Austrotherm erfüllte alle Kriterien und lieferte hochleistungsfähige XPS-Dämmstoffplatten just in time direkt auf die Baustelle. Damit sie nach der Freispülung der Ecgovoid-Platten weiterhin sicher an der Unterseite der Bodenplatte „hängen“ bleiben, kamen spezielle Kunststoffdübel (umgangssprachlich Tannenbäume) ins Spiel. Sie wurden in die 80 mm starken ‚XPS Top 30‘ Dämmstoffplatten getrieben und ihre Spitzen anschließend „für die Ewigkeit“ einbetoniert.
Projekt: Seniorenwohnheim
Standort: Webersgasse 21, Nürnberg Deutschland
Bauherrschaft: ESW Evangelisches Siedlungswerk in Bayern GmbH, Nürnberg
www.esw.de
Planung: Robert Flock, Architekt und ESW-Geschäftsführer, ESW Bauplanung GmbH, Nürnberg
Robert Flock, Architekt und ESW-Geschäftsführer: „Bezahlbare, seniorengerechte Mietwohnungen sind in allen Städten Mangelware. Gleichzeitig werden innerstädtische Grundstücke zur Wohnraumbebauung immer knapper. Mit den 50 einkommensorientiert geförderten Mietwohnungen für Seniorinnen und Senioren leisten wir einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag. Wir haben uns deshalb entschlossen, trotz der großen Herausforderungen durch bestehenden U-Bahn-Tunnel und dichtem Baumbestand auf diesem zentral gelegenen Grundstück zu bauen.“
Entkopplung
Freihängend ausgeführt: Spezielle Kunststoffdübel wurden in die 80 mm starken Austrotherm XPS TOP 30 Dämmstoffplatten getrieben und ihre Spitzen anschließend „für die Ewigkeit“ einbetoniert.