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Schwebendes Fernglas

Neubau eines Naturerlebniszentrums nahe Mittenwald
Schwebendes Fernglas

Architektur muss Orte und Funktionen zusammenfügen. Besondere Orte erfordern deshalb eine besondere Architektur. Bei dem Neubau des Naturerlebniszentrums im größten Naturschutzgebiet der Ostalpen in 2 244 m Höhe fand sich ein solch besonderer Ort. Bei den dort herrschenden Wetterverhältnissen galt es auch, eine besondere Problemlösung hinsichtlich Dichtheit der Gebäudehülle ausfindig zu machen.

Sven-Erik Tornow/jo

Seit der Eröffnung im Juli 2008 ragt ein 34 m langes und 8 m breites elliptisches „Fernrohr“ zwischen der Karwendelgrube und der freien Hangkante über dem Ort Mittenwald. Der Baukörper wurde auf einem Sockelgeschoss gegründet, das in die Kiesaufschüttung aus einem Tunnelbau der 70er Jahre „eingegraben“ wurde. Hierüber schwebt, sich selbst ausbalancierend, der zweiteilige Baukörper.
Differenzierte Anforderungen
Mit seinem Entwurf folgt der Architekt Eberhard Steinert den topografischen, funktionalen und die Natur schützenden Aspekten, die dieser Museumsbau umfasst. Das Naturinformations-Zentrum soll den Besuchern sowohl die Natur als auch die Kultur dieses Landschaftsraumes in einer interaktiven, multimedialen und lehrreichen Ausstellung näher bringen.
Zwingend erfordert dieser Anspruch eine harmonische Eingliederung des Baus in die Natur. Form und Material zeigen sich schlicht und dem Lebensraum angepasst.
Minimalistisch umgesetzt
Weitgehend unberührt bleibt die Natur dank der minimalen Gründung. Nur zwei Glasfassaden an den beiden Enden der ineinander geschobenen Betonröhren geben aus dem Inneren den Blick frei und reduzieren zugleich die Barrierewirkung für den Vogelflug. Markant zeigt sich die mit unbehandeltem Lärchenholz beplankte Hülle. Früh ergab sich die assoziative Symbolik „Fernrohr“. Mit dem Blick hinab ins Tal, die Röhre ragt 7 m über den Abgrund hinaus, oder in die Karwendelgrube zwingt die Gestaltung den Betrachter zur Fokussierung. Zugleich bietet die Röhre Raum für die Ausstellung und das Sockelgeschoss dient als Medienraum.
Nicht nur die Architektur, sondern auch die Realisierung erwies sich als besondere Herausforderung. 1 500 Tonnen Baumaterial galt es zur Baustelle zu transportieren, entweder über die nahe gelegene Karwendelbahn oder mittels kostspieliger Hubschrauberflüge. Vor Ort wurden Planer, Bauherr und Bauarbeiter zum Spielball der Natur: Schnee, Regen, Nebel, eisige Temperaturen und Höhenluft zeigten vor allem den Menschen ihre Grenzen auf.
Dauerhafte Dichtigkeit
Entsprechend musste auch die ovale Stahlbetonröhre vor den Auswirkungen der Witterungsverhältnisse geschützt werden. Hierzu ordnete der Architekt außenseitig eine Wärmedämmung nach EnEV-Berechnung an. Sie liegt zwischen Kanthölzern, die entlang der beiden Röhrenverläufe verlegt auch die Grundlage für die nachfolgende Schalung bilden.
Als Feuchtigkeitsschutz wurde anschließend die gesamte Außenfläche der Röhren mit einer Kunststoff-Dachbahn abgedichtet. Gerade aufgrund der besonderen Witterungsverhältnisse mit stärkeren Temperaturschwankungen, langen Frostphasen und höheren Feuchtebelastungen unterliegt die Abdichtung auch intensiverer Beanspruchung. Mit Rhepanol® fk fand sich ein Abdichtungsmaterial auf PIB-Basis, dass dank seiner produktspezifischen Eigenschaften auch unter diesen extremen Bedingungen dauerhaft funktionsfähig bleibt. Insbesondere ihre Kälteflexibilität bis –60° C nimmt Temperaturschwankungen schadlos hin. Basis dieser Premiumbahn ist Polyisobutylen (PIB). Dieser wird mit integriertem Kunststoffvlies und dem industriell vorgefertigten Dichtrand kombiniert. Neben der losen Verlegung mit Auflast oder der verklebten Fixierung bietet Rhepanol® fk als einzige Bahn die mechanische Befestigung im Klettsystem. Zudem sorgt der integrierte Dichtrand für schnelle und langfristig sichere Nahtverbindungen.
Darüber hinaus überzeugt auch das Öko-Profil der Dachbahn. Sie wurde einer Ökobilanzierung nach DIN EN ISO 14040 durch das unabhängige Institut C.A.U. GmbH, Dreieich, Gesellschaft für Consulting und Analytik im Umweltbereich, unterzogen. Im Ergebnis gehen weder von den Rohstoffen noch der Produktion oder ihrer Verarbeitung und langjährigen Nutzung besondere Umweltbelastungen aus. Nach der Nutzungsphase ist sie zu 100 % recycelbar.
Technische Umsetzung
Alle Arbeiten an der Außenhülle der beiden Betonröhren wurden von der ortsansässigen Zimmerei und Dachdeckerei Kemser GmbH ausgeführt. Sie verlegten auch die Abdichtungsbahnen im Klettsystem. Die Klettbänder wurden dazu in Längsrichtung auf der Schalung fixiert. So konnten die Bahnen vom Scheitelpunkt der Röhre nach unten ausgerollt, fixiert und untereinander gefügt werden. Nach Abschluss der Abdichtungsarbeiten erstellten die Handwerker die Unterkonstruktion für die Lärchenholzschalung aus mehreren, übereinander angeordneten, flexiblen Mehrschichtholzbrettern. Diese wurden durch die Abdichtung hindurch in der Schalung verschraubt. Danach konnten die Lärchenholz-Bohlen als überlappende Schalung verlegt und fixiert werden.
bba-Infoservice Abdichtungsbahn mit Klettsystem 521 www.steinert-architekten-bda.de
Planer: Dipl.-Ing. Eberhard Steinert, Garmisch-Partenkirchen
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