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Zutrittssysteme: Digitales Anklopfen

Verständigungs- und Überwachungsfunktionen an der Haustür
Zutrittssysteme: Digitales Anklopfen

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Die Haustür markiert den Eingang eines Gebäudes und ist ebenso Ort der Kommunikation. Netzgestützte Wechselsprech- und Videoanlagen sowie moderne Zutrittssysteme verändern derzeit diese Türkommunikation. Planern werden dadurch neue Aufgaben zuteil, aber auch Chancen bei der technischen Gestaltung und dem Design von Hauseingängen.

Markus Hoeft

Die Entwicklungen in der Datentechnik, aber auch die gestiegenen Komfort- und Sicherheitsansprüche der Gesellschaft haben mit der Türkommunikation einen ganz neuen Planungsaspekt entstehen lassen. Er umfasst die Gesamtheit aller Verständigungs-, Überwachungs- und Bedienungsfunktionen (Zutrittssysteme) an der Haustür sowie deren Integration in die Netzwerk- und Gebäudetechnik.
Was hier zunächst etwas theoretisch daherkommt, ist in der Praxis eine spannende Planeraufgabe mit anspruchsvoller architektonischer Dimension – und viel älter als man denkt. Schon Goethes Faust praktizierte Türkommunikation: Nachdem er gerade ein dramatisches Gespräch mit dem Erdgeist hatte, klopft es. „O Tod! Ich kenn’s – das ist mein Famulus – es wird mein schönstes Glück zunichte!“, während der Famulus nach seinem Eintritt sagt: „Verzeiht! Ich hör Euch deklamieren …“ Bereits in dieser kleinen Szene sind das Klopfen (Einlassbegehr) und das Hören bzw. Sprechen durch die geschlossene Tür (Identitätskontrolle) als frühe Formen der Türkommunikation angedeutet, die praktisch schon seit Erfindung der Tür existieren. Heute wird zwar geklingelt statt geklopft und über Audiosysteme miteinander gesprochen, aber das Grundmuster der Verständigung ist dasselbe geblieben.
Klingel und Wechselsprechanlage sind denn auch die Ausgangspunkte aller modernen Kommunikationssysteme für Haustüren. Schon länger üblich ist deren Kombination mit Namensschildern, Briefkästen und eventuell Beleuchtungen zu einer funktionalen und gestalterischen Einheit. Neueren Datums sind hingegen die Verbindung mit Videoanlagen, die Verwendung schlüsselloser Zutrittssysteme für die Türöffnung (keyless in), die Integration von Paketboxen oder die Einbindung aller elektronischen Komponenten in Netzwerke.
Komplexität beachten
Triebfeder für die Elektronik und die Netzwerktechnik waren zunächst die Sicherheit- und Bewirtschaftungsbedürfnisse im Objektbau. Inzwischen profitiert aber auch der gehobene Wohnungsbau vom Komfortgewinn durch eine ausgefeilte Türkommunikation – in der Vieles bezahlbar und etwas überspitzt formuliert alles technisch Denkbare auch machbar ist.
Gerade aus diesen scheinbar unendlichen Möglichkeiten erwächst die Verantwortung des Planers. Er muss entscheiden, welche Funktionen der Türkommunikation bzw. Zutrittssysteme in einem konkreten Projekt erforderlich bzw. sinnvoll sind. Wobei auch zu beachten ist, welche Komplexität den Bewohnern eines Hauses, aber auch ihren Besuchern zugemutet werden kann.
Raffinierte technische Kommunikationsanlagen sind sicher ein Ausweis für die Modernität des Gebäudes. Der Vorzug verkehrt sich aber in sein Gegenteil, wenn die Nutzer bei der Bedienung multifunktionaler Anlagen überfordert werden.
Die Bedienelemente an der Außenseite der Tür, um die es in diesem Beitrag hauptsächlich geht, müssen nicht nur klar und übersichtlich angeordnet sein. Sie sollen auch eine ästhetische Botschaft vermitteln, denn die Haustür – oder umfassender gesprochen die gesamte Portalsituation – bildet gemeinsam mit der Fassade das Architekturelement, das den ersten Eindruck von einem Gebäude vermittelt.
Klassische Funktionen mit neuen Features
Namensschild, Klingel und Briefkasten sowie in einem erweiterten Sinn die Wechselsprechanlage sind Grundfunktionen jeder Türkommunikation, die praktisch in jedem Wohngebäude benötigt werden. Doch selbst bei diesen Klassikern treten neue Planungsaspekte auf, etwa die Barrierefreiheit. Alle Menschen müssen die Anlagen einfach und intuitiv bedienen können, was u.a. Beschriftungen in Brailleschrift, unterfahrbare Briefkastenanlagen, auch für Rollstuhlfahrer und Kinder passende Höhen der Bedienelemente oder für Hörgeschädigte die induktive Ankoppelung von Hörgeräten bzw. die optische Zustandsanzeige erfordern kann.
Beim Briefkasten hat der Planer die Wahl zwischen Einzelkästen, Verteilerfächern oder Briefkastenanlagen, zwischen Ein- und Durchwurfsystemen sowie zwischen senkrecht, waagerecht oder schräg angeordneten Kästen. Zu beachten ist in jedem Fall die „Briefkastennorm“ DIN EN 13724, die als Mindestgröße den knickfreien Einwurf eines Prüfumschlags im Format C4 verlangt. Gerade bei Gewerbetreibenden oder Freiberuflern können jedoch größere Einwurfschlitze und größere Kästen sinnvoll sein. Weitere Auswahlkriterien sind die Widerstandsfähigkeiten gegen Korrosion, Einbruch oder Vandalismus.
Auch Komfortkriterien wie die Dichtheit gegen Regen, die Wärmedämmung bei Durchwurfanlagen oder geräuschgedämmte Einwurfklappen sollten je nach Situation berücksichtigt werden.
Eine Funktionserweiterung dürften Briefkastenanlagen in naher Zukunft durch Paketboxen erfahren, mit deren Hilfe Zustelldienste auch bei Abwesenheit der Bewohner Pakete anliefern können. Durch den zunehmenden Internet- und Versandhandel entwickeln sich diese Paketboxen zu einem wichtigen Komfortmerkmal von Wohngebäuden, erfordern aber durch ihre Größe oft auch neue architektonische Konzepte am Gebäudeportal. Vor allem aber müssen sich die Versandunternehmen in Deutschland auf einen allgemein akzeptierten Standard einigen.
Komfort und Sicherheit
Konventionelle Wechselsprechanlagen werden heute oft mit Videosystemen kombiniert. Die dafür erforderlichen Kameras lassen sich als halbrunde „Glasaugen“ meist sehr elegant in die Tableaus mit den Klingelknöpfen und der Sprechanlage integrieren. Auch zusätzliche Kameras, die ansonsten schlecht einsehbare Bereiche überwachen können, sind in vielen Systemen möglich. Jedoch ist hier gegebenenfalls der Datenschutz zu beachten, weil der öffentliche Raum oder fremde Grundstücke nicht dauerhaft kameraüberwacht werden dürfen.
Auffälligste Neuheiten der Türkommunikation sind die Elemente der Zutrittskontrolle und der schlüssellosen Türöffnung. Da gegen das biometrisch sehr sichere Verfahren der Iriskontrolle einige Vorbehalte bestehen, dürften im Moment die Verfahren des Fingerprints, des Codeschlosses oder der berührungslosen Transpondertechnik die meisten Chancen haben. Wie die Kameras, lassen sich auch diese Elemente relativ einfach in die gewohnten Klingeltableaus einfügen, die dadurch allerdings immer größer ausfallen.
Den vollen Komfortgewinn der neuen elektronischen Techniken genießt der Benutzer aber erst, wenn die Funktionen in Netzwerke eingebunden werden. Genau damit steigt jedoch auch die Komplexität der Systeme, die eine gewisse elektronische Kompetenz des Nutzers verlangt.
Das Netzwerk kann eine Insellösung allein für die Türkommunikation sein, die über eine oder mehrere Sprechstellen mit Display innerhalb des Hauses bedient wird. Möglich ist auch die Integration in das übergreifende Gebäudenetzwerk, mit dem von zentralen Bedienstellen dann Systeme wie die Heizung und Lüftung, der Sonnenschutz, die automatischen Fenster, Überwachungs- und Alarmanlagen sowie eben die Haustür angesteuert werden.
Diese übergreifenden Lösungen und Zutrittssysteme verfügen oft über einen Internetanschluss, mit dem die Türkommunikation über Notebook, Tablet oder Smartphone von jedem beliebigen Ort aus geführt werden kann. Die Weiterleitung per Skype oder auf eine App des Smartphones ermöglicht beispielsweise das Gespräch mit einem Besucher und ggf. die Öffnung der Tür vom Garten, der Badewanne aus oder sogar bei völliger Abwesenheit.
Der Komfortgewinn kann also sehr groß sein, allerdings steigt auch die Gefahr von Fehlbedienungen, Missbrauch oder Hackerangriffen.
Gemeinsames Bauteil oder räumlich getrennt
Die Anbieter von Systemen für die Türkommunikation kommen einerseits aus dem Metall- und speziell Briefkastenbau, andererseits aus den Bereichen Schließtechnik und Elektronik. Womit auch eine erste Frage der architektonischen Gestaltung angedeutet ist: Sollen die Briefkästen und die elektronischen Türstationen als ein gemeinsames Bauteil oder räumlich getrennt voneinander ausgeführt werden? Für Ein- und Zweifamilienhäuser liegt die Integration sicher nahe, aber auch im mehrgeschossigen Wohnungsbau können sehr kompakte Komplettanlagen ausgeführt werden.
Eine zweite Frage ist die Position der Anlagen zum Haus: Die Einbindung in massive Außenwände oder auch Glasflächen neben der Tür (Türseitenteil) ist ebenso möglich wie die separate Aufstellung vor dem Gebäude, etwa als elegante Kommunikationsstele oder als Zaunanlage.
Doch egal ob separat oder integriert, es wird sich in vielen Fällen anbieten, auf eine gemeinsame Designlinie zu setzen und so einen geschlossenen ästhetischen Eindruck am Eingang zu erzeugen.
Je nach Situation können auch die Haustür selbst, der Schmutzrost davor, ein eventuell vorhandenes Vordach und die Hausnummer in diese Gestaltung mit einbezogen werden. Auf diese Weise lässt sich der Portalgedanke mit seiner früher üblichen Repräsentation sehr zeitgemäß und demokratisch in die heutige Architektur übertragen: Der Eingang erhält über die eigentliche Tür hinaus eine markante optische Aussage und deutet auch in technischer Hinsicht das Selbstbild der Bewohner an. Denn Keyless-in-Techniken oder internetbasierte Videosysteme an der Tür sind auch ein Statement zur Fortschrittlichkeit und Technikaffinität.
Materialien für die gehobene Ausführung der Tableaus sind vor allem gebürsteter Edelstahl oder bei entsprechendem Umfeld Messing. Aber auch pulverbeschichteter Stahl oder Aluminium erlauben sehr geschlossene und mit dem Element der Farbe spielende Gestaltungen.
Die Designlinien der Anbieter haben oft einen modulartigen Aufbau, der je nach Anzahl der Klingelknöpfe und der zu integrierenden kommunikativen Funktionen erweitert werden kann. Sehr elegant wirken gravierte Beschriftungen direkt auf den metallischen Klingelknöpfen, bei denen allerdings die Frage zu lösen ist, wie spätere Neubeschriftungen bei Mieterwechseln ausgeführt werden. Womit ein weiterer Planungsaspekt der Haustür und ihrer Kommunikationsanlage angedeutet wäre:
Die Türkommunikation darf nicht nur am Tag der Übergabe überzeugen, sondern muss auch den Beanspruchungen der normalen Nutzung und selbst Vandalismus standhalten. Bei allem Streben nach Design und Eleganz ist deshalb auch eine ordentliche Portion Robustheit erforderlich.
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