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Erlebnisreich

Erweiterung des evangelischen Kindergartens in Poing
Erlebnisreich

Tim Reisenbüchler / pro publica

Im vergangenen Jahr erfuhr der Evangelische Kindergarten in Poing eine ungewöhnliche Erweiterung in Form eines polygonalen Kuppelanbaus. Im Zentrum der fast rundum verglasten, fünfzehneckigen „UFO“-Lösung des Münchner Büros Alexander Bauer Architekten steht eine Stahl-Holz-Spindeltreppe, die den Wunsch nach lichter Großzügigkeit unterstützt und kindgerecht gestaltet wurde.
Punktlandung
Mehr Kindergartenplätze wollte die Gemeinde Poing bei München haben, und die hat sie bekommen. Dazu einen geodätischen Kuppelbau in Anlehnung an die Ideen Buckminster Fullers – mit 158 m² Nutzfläche, Landefüßen und Plexiglasluken im Dach. Die Idee lieferte das Beiboot der „Raumpatrouille Orion“ – der ersten deutschen Sciencefiction-Fernsehserie, die in den 60ern noch in schwarz-weiß über die Bildschirme flimmerte.
Für den Entwurf, den das Planungsteam zusätzlich zur ausschreibungsgemäßen Anbauvariante mit Pultdach vorlegte, stimmte die Gemeinde wegen des Zugewinns an Raum und Licht sowie des innigeren Bezugs nach draußen, ohne den Spielbereich im Garten unnötig einzuschränken.
Konstruktion und Material
Die nur neun Tonnen schwere Kuppel des Anbaus wurde nach Fertigstellung der Bodenplatte aus Stahlfaserbeton, die auf Schaumglasschotter gelagert ist, vor Ort montiert. Anschließend hat man sie per Kran angehoben, um die Stützen einzubringen. Die auf Bauherrenwunsch metallische Eindeckung erfolgte mit verzinnten Kupferplatten und unterstreicht den Charakter eines Flugobjekts.
Gedämmt wurde die Dachkonstruktion mit Zellulose; innen ist sie mit Gipskarton beplankt und gespachtelt. Die „Wolkenmalerei“ greift mit historischen, neuzeitlichen und futuristischen Fluggeräten, Vögeln und Märchenfiguren die einem Flugobjekt nachempfundene Form des Baukörpers erneut auf.
Beheizt wird dieser über den Fernwärme-Wasserkreislauf des Bestandsgebäudes, wobei das träge Speichermedium Sand in den zweischaligen Trockenbauinnenwänden die Aufladung während der Nacht ermöglicht. Die nahezu komplette Verglasung (Dreischeiben-Wärmeschutzglas mit U-Wert 0,9 W/m²K) der Außenwände sowie der dunkle Fußboden im Erdgeschoss gewähren hohe passive solare Wärmegewinne.
Dabei verhindert der große Dachüberstand sommerliche Überhitzung und ermöglicht den Kindern auch bei schlechtem Wetter die teilweise Nutzung des Außenbereichs. Die Stützen des Vordachs bestehen aus Kreuzlagenholz und stellen „Landefüße“ dar. Deren kreisförmige Aussparungen unterstreichen den lichten Charakter des Gebäudes. Regenwasser wird hier über offene Rinnen in Geröllschächte abgeleitet und ins Erdreich übergeben. So bleiben Niederschlagsereignisse für die Kinder konkret erlebbar.
Treppendesign
Die Verbindung zur Galerie schafft eine zentral im Raum angeordnete, transparente Spindeltreppe von Fuchs-Treppen. In ihren konstruktiven Details wurde sie auf Komfort, Sicherheit und Funktionalität für den Einsatz im Kindergarten hin angepasst: Beim Schrittmaß orientierte man sich mit 60 cm (17 cm Steigung und 26 cm Auftritt in der Lauflinie) auf den nach DIN 18065 unteren Bereich.
Alle Geländerteile sind in Rundstahl ausgeführt. Für die Kinder wurde ein zusätzlicher, nur 27 mm starker Handlauf in 65 cm Höhe angebracht. Um Überkletterversuche zu unterbinden, sind beide Handläufe auf Stiften nach innen versetzt.
Die Sicherheit der Anlage wird durch die geringen Abstände zwischen Stufen und Kragarmen der Spindel von sieben Zentimetern und von weniger als zwölf Zentimetern zwischen den senkrechten Füllstäben des Geländers weiter erhöht. Abschlussgeländer und Deckenstirnverkleidung aus Flachstahl runden das harmonische Gesamtbild ab.
Fazit
Das Beispiel des Kindergartens zeigt, dass es sich auch in Zeiten finanzieller Knappheit lohnt, bei öffentlichen Ausschreibungen planerische Kreativität ins Spiel zu bringen, die über den naheliegenden Lösungsspielraum hinaus geht.
Der Kuppelbau, der ohne Schwierigkeit in einen einzigen Raum verwandelt werden kann, lässt sich bei Bedarf flexibel umnutzen. Die Kinder profitieren bis dahin von einer erlebnisreichen Architektur, die neue Perspektiven eröffnet und zum Nachdenken anregt, wie wir unsere Lebens- und Arbeitswelt zukünftig gestalten. Nachhaltigkeit, hier vor allem repräsentiert durch die Verwendung des nachwachsenden Rohstoffs Holz, der aus Altpapier gewonnenen Zellulosedämmung, des aus dem Altglasrecycling ausgeschiedenen und aufbereiteten Reststoffs
Schaumglas sowie durch den geringen Wärmebedarf von 23,6 kWh/m²a, wird dabei eine wichtige Rolle spielen.
Weitere Informationen
Treppenanlage bba 566
Architekturbüro: Alexander Bauer Architekten, Weißenfeld
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