Startseite » Trennwände »

Variables Raumgefüge

Neubau eines Ausstellungsgebäudes in Leipzig
Variables Raumgefüge

Ein neuer Gebäudekomplex mit besonders variablem Raumkonzept, der optisch und funktional den Bedürfnissen unterschiedlichster Künstler und Objekte genügt, entstand in Leipzig im Auftrag der Galerie für Zeitgenössische Kunst. Eine besondere Herausforderung hierbei waren die Trennwände. Die Toleranzen zur Ebenheit der Oberflächen sollten 25 % über den Forderungen der DIN 18202 liegen.

Das jüngste Ausstellungsgebäude der Galerie für Zeitgenössische Kunst mit einer Bruttogeschossfläche von rund 1 000 m2 liegt neben der Herfurth´schen Villa in Leipzig. Ein separater Eingang ermöglicht den unabhängigen Zugang zu einem in den Neubau integrierten Kino und einem Café. Ziel der Architektengruppe AS-IF aus Berlin / Wien war es, hier eine variable Präsentationsfläche zu schaffen, die den Einbau aufwändiger Ausstellungsarchitekturen überflüssig macht.

Räume ohne rechte Winkel
Streng orientiert an diesen Vorgaben entstand ein eingeschossiges, ebenso zweckmäßiges wie variables, neuneckig auskragendes Gebäude, in dem sich weder rechte Winkel noch parallel verlaufende Wände finden. Die trapezförmigen Grundrisse der einzelnen Räume lassen sich mit wandgroßen Schiebewänden nach Belieben innerhalb bestimmter Spielregeln immer wieder neu aufteilen. Wie Kulissen werden neun bis zu 9,50 m breite Elemente als Raumteiler und Präsentationswände eingesetzt und werden so selbst Teil jeder Ausstellung und Inszenierung.
Das gekonnte „Understatement“ der Raumgestaltung drückt sich nicht zuletzt in der Wahl der Materialien aus: Weder teurer Naturstein noch hochwertiges Parkett schmücken die Räume des Ausstellungsgebäudes. Für die Innengestaltung eingesetzt wurden vielmehr Estrichböden und Konstruktionen aus Holz und Gipskarton in verschiedenen Grautönen.
Von einer Person verschiebbar: Die Wand macht´s
Die Handwerker der MMK Systembau OHG, Berlin, befestigten zunächst die Unterkonstruktionen für die insgesamt neun Schiebewände, die aufgrund der Wandgrößen bis zu 3,80 m Höhe und 9,50 m Breite in einzelnen Segmenten auf der Baustelle angeliefert wurden. Die Unterkonstruktionen für die kürzeren Schiebeelemente wurden als komplette Holzrahmenkonstruktionen erstellt, bei denen die 60/100 mm Holzpfosten in einem Abstand von ca. 1 m gesetzt und mit leichten Sperrholzplatten beplankt wurden. Die Unterkonstruktionen für die breiteren Schiebewände wurden aufgrund der statischen Anforderungen als Stahlkonstruktionen ausgeführt. Die Beplankung wurde als schwimmende Schale aus leichten Sperrholzplatten mit Vollholzumleimern mittels einer Beschlagtechnik der Firma Häfele gleitend gelagert. Der Zwischenraum der Schiebewände erhielt aus Schallschutzgründen eine ca. 60 mm dicke Mineralwolldämmung. An der Rohdecke wurden zunächst spezielle Laufschienen aus dem Hause Hespe und Woelm montiert. In diese Laufschienen wurden dann die vormontierten und mit jeweils zwei Rollapparaten versehenen Schiebewände eingehängt.
Die Schiebewände dienen sowohl der Raumbildung als auch der Bespielung mit Exponaten und können einfach per Hand entriegelt und dann problemlos von einer Person verschoben werden.
Oberflächenqualität und Ebenheitstoleranz
Die fugenlose Ausbildung aller Plattenstöße verstanden die Architekten und Trockenbauer gleichermaßen als Grundvoraussetzung dafür, dass Wände, Decken und vor allem die Schiebewände im Museum für die Präsentation von Kunst genutzt werden können.
„Wir sollten Oberflächen erstellen, die noch einmal 25 % über den Forderungen der DIN 18202 liegen. Dazu mussten alle in der DIN festgelegten Toleranzen zur Ebenheit von Flächen noch einmal um 25 % unterschritten werden“, erläutert Bauleiter Stefan Schwier. „Außerdem mussten die Oberflächen auch aus betrachtungsunüblichen Abständen und Winkeln sowie unter Streiflicht absolut mangelfrei gefertigt werden“.
Zuerst erfolgte die Verspachtelung der Fugen mit dem Fugenfüller Super Plus von Rigips und einem Bewehrungsstreifen. Danach wurde noch einmal vollflächig mit Rigips Pro Fin Mix abgespachtelt und glatt geschliffen. Dieser Vorgang wurde so lange wiederholt, bis alle Flächen den vorgegebenen Ebenheitstoleranzen entsprachen.
Unter der strengen Beobachtung eines externen Qualitätsprüfers wurden die geforderten Einheitstoleranzen mit Richtscheit und Messkeil überprüft, danach alle möglichen Lichteinfallswinkel nachgestellt und sichtbar gewordene Makel erneut bearbeitet. Erst danach wurden die Oberflächen grundiert und mit einem Glasvlies belegt, abschließend erfolgte ein zweifacher Farbanstrich mit speziell zu den Bodenflächen passenden Sonderfarbtönen.
Variables Lichtkonzept
Neben den Schiebewänden montierten die Handwerker auch diverse Standardvorsatzschalen sowie abgehängte Decken. In diese Decken wurden oberflächenbündige Einsteckpunkte integriert, in welche die Halterung der drehbaren Leuchtstoffröhren eingesetzt werden. Diese Halterung besteht aus einer senkrechten Metallröhre, in der das Vorschaltgerät verborgen ist und an der die Leuchtstoffröhre asymmetrisch befestigt ist. Beliebig zu bestücken ermöglichen diese Leuchtmittelträger, Licht sowohl linienförmig als auch in Quer- oder Schrägstellung zu den Wänden anzuordnen.
Architektur und Ausführungsplanung: AS-IF Architekten, Berlin | Wien Paul Grundei, Stephanie Kaindl, Christian Teckert Mitarbeit: Claudia Heger, Michael Montag Ausschreibung, Vergabe, Bauleitung: Kobusch + Sedeno Architekten, Berlin/Leipzig Tragwerksplanung: Hörnicke, Hock, Thieroff, Berlin Lichtplanung: Studio Dinnebier, Berlin

Kompakt-Info
Toleranzen im Hochbau – DIN 18202: Bei der Ausführung sind Abweichungen von den in der Planung geforderten Nennmaßen nahezu an der Tagesordnung. Diese Abweichungen müssen jedoch derart begrenzt werden, dass die Funktion eines Bauwerks oder Bauteils nicht beeinträchtigt wird. In der DIN 18201 und der DIN 18202 sind die hierfür zulässigen Maßabweichungen in Form von Toleranzern festgelegt. Diese sind untergliedert in Grenzmaße, Ebenheitsmaße und Winkelmaße. Die Werte sind u.a. zu finden unter http:://gutachten.geo.net/din-18202.html jo
Unsere Top-3-Projekte des Monats
MeistgelesenNeueste Artikel

Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der bba-Infoservice? Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum bba-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des bba-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de