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Raumbildend

Neubau einer Firmenzentrale in Hamburg
Raumbildend

An einem prominenten Bauplatz, inmitten der HafenCity, ersetzt das neue Unilever Verwaltungsgebäude das in die Jahre gekommene Hochhaus am Valentinskamp. In Einklang mit zukunftsweisender Gebäudetechnik charakterisieren Transparenz und Offenheit das architektonische Konzept. Verschiedene LED-Leuchten verwandeln das Bauwerk bei Dunkelheit in eine abwechslungsreiche Lichtlandschaft.

Nikolai Ziegler

Umgeben von wehrhaft anmutenden Gebäuden, die den rauen Elementen der Küste trotzen, präsentiert sich der neue Hauptsitz leicht und majestätisch, fast wie eines der Kreuzfahrtschiffe, die am Kai nebenan liegen. Hinter der von Lichtreflexionen lebhaft bespielten Fassadenmembran aus ETFE verbirgt sich eine interessante, von innen nach außen entwickelte Raumkonzeption. Über ein zentrales Atrium wird das Gebäude erschlossen. Durch großzügig verglaste Shed-Konstruktionen flutet natürliches Sonnenlicht in die durch zahlreiche Brücken, Rampen und Treppen durchzogene Halle.
Von der öffentlichen Passage im Erdgeschoss aus ergeben sich immer wieder unterschiedliche Ein- und Ausblicke in die darüber liegenden Büros, in den Hamburger Himmel oder in die bewegte Elbeströmung. In Cafés und kleinen Shops werden hier die hauseigenen Verbrauchsgüter angeboten, wodurch ein belebter Shopping-Mall-Charme entsteht. Um diese Lebhaftigkeit zu ermöglichen, haben Behnisch Architekten eine offene Bauweise vorgeschlagen. Rund um das Atrium reihen sich zahlreiche Meeting Points, ausgestattet mit Kopierern, Postfächern, Kaffeemaschinen und Sofas. Über 1 200 Mitarbeitern von Unilever dienen diese Flächen als Kontakt- und Relaxbereich, wenn sie sich gerade nicht um den Vertrieb von Axe, Dove, Rama, Bifi, Bertolli, Knorr, Langnese, Lipton und hunderter anderer Produkte kümmern.
Leuchtmittel der Zukunft
Neben der kontaktfreundlichen Architektur sorgt ein innovatives Konzept der Gebäudetechnik für Komfort und Nachhaltigkeit. Der von Baumasse umhüllte Luftraum dient als Klimapuffer. Am Tag verhindert er ungewollte Aufheizung, bei Nacht wird die Abkühlung gemindert. Aufgrund dieses natürlichen Prozesses wird effektiv Energie eingespart. Indem alle Büroräume vom Tageslicht der Dachverglasung profitieren, lässt sich der Gebrauch von künstlicher Beleuchtung minimieren. Damit das Gebäude auch bei Dunkelheit eine Erlebniswelt bietet, entwarfen Ingenieure von „Licht 01 Lighting Design“ eine abwechslungsreiche Lichtlandschaft, die maßgebend durch LED Systeme realisiert wurde. Die Leuchtenfirma Nimbus entwickelte zusammen mit den Architekten verschiedene LED-Leuchten, von denen einige bis zu Serienprodukten weiterentwickelt wurden. Über 1 400 Office Air LED-Leuchten erhellen die Arbeitsplätze der Mitarbeiter, indem sie direktes, blendfreies als auch indirektes Raumlicht spenden. Im „Efficiency Modus“ kommt eine Leuchte mit nur sparsamen 70 W aus, wohingegen konventionelle Büroleuchten mindestens 240 W benötigen.
Kleinen lichtemittierenden Dioden, „LEDs“, ist dieser Erfolg maßgeblich zu verdanken. Ihnen wird zugeschrieben, die Zukunft des Lichts zu revolutionieren, da sie aufgrund ihrer enormen Effizienz alternative Leuchtmittel überflügeln. Der Lichtstrom pro Watt heutiger LED-Generationen liegt weit über dem von beispielsweise Halogen-Niedervoltleuchten (20 lm/W) und beträgt derzeit bei 3 000 Kelvin Farbtemperatur zwischen 60 und 80 lm/W. Im Vergleich zu Kompaktleuchtstofflampen (Energisparlampen) sind LED Systeme stufenlos dimmbar, wodurch deren „intelligente Steuerung“ ermöglicht wird. Ihre Lebenserwartung entspricht mit 50 000 Stunden dem Wert von 50 Glühlampen. Da LEDs praktisch nicht kaputt gehen, kann eine Wartungsfreiheit garantiert werden. Bisher waren häufig abgehängte Decken nötig, um abstrahlende Wärme konventioneller Leuchtmittel abzuführen (bis zu 95% der eingesetzten Energie).
LEDs produzieren keine Abwärme, wodurch sich der Einbau in die Rohdecke anbietet und größere Raumhöhen resultieren. Seit das kalte, blaue LED-Licht durch ein warm-weißes Spektrum erweitert wurde, lässt es sich von gewöhnlichen Glühlampen kaum mehr unterscheiden.
Systemvielfalt
Fast 2 000 dieser Dioden beinhalten auch die riesigen Lichtringe, die skulptural inmitten der Lufträume hängen und bei Nacht das Atrium erhellen. Auf drei wesentliche Wirkungsbereiche lässt sich das gebäudeübergreifende Lichtkonzept zurückführen: Raumbildend illuminieren Leuchten große Decken- oder Wandflächen, durch deren Reflexion Volumen entsteht. Raumbeschreibend wirkt der resultierende Effekt zahlreicher Leuchtmittel, die architektonische Elemente wie Brücken und Wege nachzeichnen. Einzelne Bereiche werden durch akzentuierendes Licht hervorgehoben.
Mehrere Systeme verschiedener Hersteller kommen in Hamburg zum Einsatz, um der komplexen Geometrie gerecht zu werden. An den geschlossenen Shedflächen erreichen kleine, am Dachtragwerk befestigte „Nightspot“ Scheinwerfer eine beeindruckende Raumwirkung. Indirektes Licht spenden auch zahlreiche „Night Vision“-Systeme, die mit asymmetrisch abstrahlenden Entladungslampen bestückt sind. Überraschend groß, oft über mehrere Meter, sind die Entfernungen der „Aufbaudownlights“, deren Licht vereinzelt auf Türen oder wichtige Punkte aufmerksam macht. Besondere Flexibilität intimerer Bereiche gewährleisten Punktauslässe, die mit unterschiedlichen Wechselsystemen ausgestattet werden können.
Es ist eine spannende Vorstellung, wie sich das Unilever Gebäude jeden Abend erneut in ein Lichterlebnis verwandelt und der Nacht neue Qualitäten verleiht, bis es dann am nächsten Morgen wieder in den ersten Sonnenstrahlen schimmernd erwacht.
Verwirrung um Klima-Siegel
Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht ein neues Gebäude mit einem Gütesiegel geehrt wird. Inzwischen sind rund 26 verschiedene Umweltabzeichen auf dem internationalen Markt. Während das Deutsche Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen (DGNB) an Bedeutung gewinnt, steigt auch die Zahl von Auszeichnungen mit dem US-amerikanischen LEED sowie der britischen BREEAM-Zertifizierung. In der Hafencity Hamburg, dem derzeit größten Stadtentwicklungsgebiet Europas, wurde ebenfalls ein eigenes Umweltsiegel für nachhaltige Immobilien eingeführt. Als zweite Immobilie erreichte das Unilever Gebäude hierbei die Kategorie „Gold“. Im Vergleich zum dominierenden System LEED wird ein weit reichenderes Faktorenspektrum erfasst, wohingegen bei der Planung und Umsetzung der Gebäude mehr Freiheit besteht. Um den „Gold“ Standard des HafenCity-Umweltabzeichens zu erreichen, müssen in drei von fünf Bereichen außergewöhnliche Leistungen erreicht werden. Stimmen zahlreicher Kritiker, die hinter den Systemen Marketing-Kampagnen vermuten, finden leider immer noch wenig Anerkennung. Für die Weiterentwicklung des Nachhaltigen Bauens wäre ein Nationen- und Werteübergreifendes Auszeichnungssystem wünschenswert.
Planung: Behnisch Architekten, Stuttgart Lichtplanung: Licht01 – Lighting Design, Hamburg
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