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Mit Holz zu Gold

Neubau eines Verwaltungsgebäudes in Radauti
Mit Holz zu Gold

Im rumänischen Radauti wurde für ein Bürogebäude eine energieeffiziente Holzbauweise mit Holzwerkstoffen des Bauherrn nachhaltig umgesetzt. Dabei steht die Lebendigkeit der Kupferfassade im Kontrast zum homogenen Innenraum aus Holz. Entworfen von Architekt Bruno Moser, erhielt das Gebäude bei der Zertifizierung nach DGNB das Goldsiegel.

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In nur fünf Monaten Bauzeit wurde im rumänischen Radauti ein Verwaltungsgebäude errichtet. Es soll zukünftig die Firmenarchitektur des Tiroler Holzwerkstoffherstellers Egger prägen und Vorbild für andere Gebäude sein. Dank seiner Modulbauweise lässt sich das aus 21 baugleichen Modulen bestehende Gebäude an anderen Standorten flexibel abändern und erweitern auf bis zu drei Geschosse. Um beste Arbeitsbedingungen zu erzielen, wurden hohe funktionale, ästhetische und auch umweltrelevante Aspekte berücksichtigt. Auf insgesamt 3 820 m² bietet das dreigeschossige Gebäude Platz für 170 Mitarbeiter. In Holzrahmen-Bauweise basiert es auf Niedrigenergiestandard mit Passivhauskomponenten.
Konzept und Konstruktion
Der Neubau des Verwaltungsgebäudes ist das Ergebnis eines geladenen Wettbewerbs, bei dem sich der österreichische Architekt Bruno Moser aus Breitenbach durchgesetzt hat. Die Idee zur Struktur und Größe des Gebäudes wurde aus OSB-Platten von Egger mit den Maximalformaten 11,50 x 2,80 m abgeleitet und bildet das Grundraster sowohl im Grundriss als auch im Schnitt bzw. den Ansichten.
Zu den optischen Gestaltungsmerkmalen gehört die hinterlüftete, gelocht-gekantete Kupferfassade, die dem Holzbau eine lebendige Gestaltung verleiht. Dahinter sorgt eine moderne Holzrahmenbau-Konstruktion in dem dreigeschossigen, teil-unterkellerten Gebäude für die nötige Stabilität. Der Standort Radauti liegt in einer Erdbebenzone, woraus sich besondere statische Anforderungen an die Konstruktion ergeben haben. Die Wand- und Deckenelemente sind als Scheiben konzipiert und leiten die horizontalen Lasten (Wind, Erdbeben) ab. Die vertikalen Hauptlasten werden je Querachse über einen auf dem Stahlrahmen aufliegenden Stahlträger direkt in die Fundamente abgetragen. Durch dieses Prinzip ist jedes Modul mit einer Größe von 160 m² stützenfrei. Die Außenwände bieten mit einem Wärmedurchgangskoeffizienten von U = 0,14 W/m²K besten Wärme- und Hitzeschutz.
Werkstoffe für Konstruktion und Innenausbau
Für die aussteifenden Wandscheiben sowie die Decken-, Boden- und Dachelemente wurde konsequent auf hauseigene konstruktive Holzbauprodukte gesetzt wie Schnittholz oder formaldehydfrei verleimte OSB-Platten. Konkret verwendet wurden Konstruktionsvollholz und Leimholz sowie Eurostrand OSB 4 TOP, MDF, Eurolight Leichtbauplatten, Eurodekor Melaminharz beschichtete Platten und Laminatfußböden bzw. Kompaktplatten.
Um optimal auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter einzugehen, hat der Bauherr für die Büroausstattung ein eigenes Möbelprogramm entwickelt. Das stimmige Komplettsystem bietet für alle Bausituationen die passenden Lösungen und verbindet Funktionalität mit Design. Neben beschichteten Span- und MDF-Platten kamen auch Leichtbauplatten Eurolight und Kompaktplatten im Dekor- und Farbverbund zum Einsatz. Besonderen Wert wurde auf eine gute Raumakustik gelegt, die durch Verwendung von dekorativen und Schall absorbierenden ProAkustik-Platten in Möbeln und Einbauschränken erreicht wurde.
Schonender Umgang mit Ressourcen
Neben der Kombination von Niedrigenergiebauweise und Passivhauskomponenten zeigt sich die umweltschonende Wirkung des Gebäudes vor allem in der Nutzung der Produktions-Abwärme. Das gesamte Gebäude wird über die Decke geheizt und gekühlt und ist mit speziellen Unterflurkonvektoren ausgestattet, die die Mitarbeiter vor Ort selbst regeln können. Die Energie dafür wird durch die Abwärme der angrenzenden Holzwerkstoffproduktion erzeugt.
Zudem erfolgt die Frischluftversorgung über eine dezentrale Lüftungsanlage, die mit Wärmerückgewinnung gekoppelt ist. Auch beim Frischwasserverbrauch wird gespart: Zum Beispiel reduzieren WC-Spülung und die Rückhaltung von sauberem Dachwasser als Löschwasserreserve den Wasserverbrauch.
Umfassender Brandschutz
Gemeinsam mit dem Brandschutzingenieuren Dehne und Kruse, Gifhorn, wurde ein Brandschutzkonzept erarbeitet. Bis auf das Kellergeschoss, das in der Brandschutzklasse F90-A mit nicht brennbaren Baustoffen ausgeführt wurde, konnten die tragenden und raumabschließenden Trenn- und Außenwände mit Nachweis eines 30-minütigen Feuerwiderstands in Egger Holzwerkstoffen errichtetw erden. Dies betrifft auch Türen, die als T30 bzw. zum Teil als T30-RS eingebaut wurden. Eine Branddurch- und -weiterleitung wird durch entsprechende Abschottungen gemäß S60 oder S30 verhindert. Das Gebäude wurde in der Mittelachse mit einer hochfeuerhemmenden Wand gemäß Paragraf 30 der Musterbauordnung (F60 und T60) geteilt.
Abweichend von der Musterbauordnung konnten die Wände des Haupttreppenhauses feuerhemmend (REI 30) mit einer Bekleidung aus Eurostrand OSB Platten ausgeführt werden, da diese einen brandhemmenden B1-Anstrich erhalten haben. Diese transparente Brandschutzbeschichtung für den Innenbereich ermöglicht die Einstufung von Holz und Holzwerkstoffen in die Baustoffklasse B1. Die beiden Fluchttreppenhäuser sind als F30 abgetrennt und mit Baustoffen gemäß Euroclass A beplankt. Dabei ist die Treppenkonstruktion nicht brennbar.
Die Kellerdecke konnte in Holzbauweise ausgeführt werden und ist konstruktiv auf F90 bzw. REI 90 ausgelegt (in Verbindung mit einer Kapselung der Klasse K260 gemäß EN 13501). Dadurch wird verhindert, dass sich die Holzkonstruktion der Decke in den ersten 60 Minuten eines Vollbrandes entzündet. Der üblicherweise verzögerten Brandentdeckung in Kellern wird durch eine flächendeckende Brandmeldeanlage vorgebeugt. Die Geschossdecken zwischen EG, 1. und 2. OG sind als F30 bzw. REI 30 ausgeführt.
Auch die Dachelemente bieten einen 30-minütigen Feuerwiderstand. Zur Außenseite erfolgt die Abdichtung mit einer EPDM-Bahn. Das Gebäude ist mit einer Blitzschutzanlage ausgestattet.
Gütesiegel für nachhaltiges Bauen
Das rumänische Verwaltungsgebäude erreichte bei der Gebäudezertifizierung (Januar 2011) nach dem DGNB-System einen Erfüllungsgrad von 84 % und damit die Auszeichnung in Gold. Da im Unternehmen Egger Umwelt und Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert haben, ergab sich als logische Konsequenz, das neue Gebäude nach den Kriterien des Deutschen Gütesiegels für Nachhaltiges bauen (DGNB) zertifizieren zu lassen und zwar durch die Österreichische Gesellschaft für nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI). Das Gebäude ist eines der ersten Pilotprojekte, das nach dem national angepassten DGNB-System mit Gold ausgezeichnet wurde.
In das DGNB-Zertifizierungssystem fließen, je nach Nutzungsprofil, cirka 60 Kriterien aus den Themenfeldern Ökologie, Ökonomie, soziokulturelle und funktionale Aspekte, Technik, Prozesse und Standort ein. Zu allen Kriterien müssen detaillierte Informationen zur Verfügung gestellt werden. Durch Umwelt-Produktdeklarationen (EPDs), die von unabhängigen Experten bestätigt wurden, konnte Egger die Gebäudezertifizierung wesentlich erleichtern. EPDs enthalten als Ergebnis der Ökobilanz die notwendigen Informationen zu den Umwelteinwirkungen aus der Produktion und dem End-of-Life-Szenario. Für die Nutzungsphase liefern sie Informationen in Form von Prüfungen und Nachweisen wie zum Brandverhalten, zu bauphysikalischen Eigenschaften wie Wärmedämmung, Akustik und zum Emissionsverhalten zu Holzwerkstoffen. Sie vermitteln außerdem die notwendigen baustoffbezogenen Informationen für die Planung und Ausschreibung sowie die Dokumentation zum Gebäudepass und Gebäudehandbuch. Diese relevanten Informationen sind direkt in die Kriterien-Steckbriefe zu „Ökologie“ und „soziokulturellen Aspekten“ mit eingeflossen und haben die Gesamtnote des DGNB-Zertifikats mitbestimmt.
Im Ergebnis hat sich bestätigt, dass Gebäude besonders nachhaltig sind, wenn sie einen hohen Dämm- und Technik-Standard haben, ihren Energiebedarf aus erneuerbaren Energien decken und aus dem regenerativen Baustoff Holz gebaut sind.
Architekturbüro: architekturWERKSTATT Bruno Moser, Breitenbach, Österreich Statik: (Holzbau) Alfred Brunnsteiner, Natters, Österreich (Fundierung) BauCon Zt, Kitzbühel, Österreich Planung Technische Gebäudeausrüstung: Ludwig Ingenieurgesellschaft für Technische Gebäudeausrüstung, Traunstein Planung Heizung, Lüftung, Klima: Krobath Gebäudetechnik und Service, Feldbach, Österreich Planung Brandschutz: Dehne Kruse Brandschutzingenieure, Gifhorn
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