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Leicht gestützt

Erweiterung und Aufstockung eines Schulgebäudes in Friedrichshafen
Leicht gestützt

Durch das Subventionspaket der Bundesregierung erhalten viele Lehranstalten mehr als einen neuen Anstrich: In Friedrichshafen erweiterten die Architekten Hildebrand + Schwarz die Sonderschule Tannenhag und stockten sie um ein Geschoss auf. Das Arbeiten mit der alten Bausubstanz erforderte besonderes Geschick bei der Tragwerksplanung. Man entschied sich für eine leichte, weitgespannte Holzkonstruktion.

Hanne Rung

Die Schule für Behinderte befindet sich seit den 1970er Jahren im Friedrichshafener Tannenhag, wo sie bislang als Sonderschule für geistig Behinderte unter der Trägerschaft der Stadt geführt wurde. Zusammen mit dem Körperbehindertenzentrum Oberschwaben setzt die Stadt zukünftig auf das Konzept, dort sowohl geistig als auch körperlich behinderte Schüler wohnortnah schulisch zu versorgen.
Mit dem Umbau des stark sanierungsbedürftigen eingeschossigen Gebäudes wurde das Architekturbüro Hildebrand + Schwarz aus Friedrichshafen beauftragt. Die Baumaßnahme umfasste eine Vielzahl neuer Klassenzimmer, eine Mensa, Nebenräume, Werkstätten, ein Theater sowie Therapie- und Individualräume.
Konstruktive Herausforderung
Die Ausgangssituation dafür war denkbar schwierig: Die erforderlichen Flächen waren allein im Erdgeschoss nicht realisierbar, eine Aufstockung um 1 600 m² also zwingend notwendig. Die Statik des vorhandenen Tragwerks war allerdings bereits weitgehend ausgereizt. Hinzu kam der Wunsch nach Flexibilität und einem möglichst stützenfreien Grundriss. Deshalb entschieden sich die Ingenieure Fecher Rundel Partner aus Langenargen für eine Aufstockung komplett in Holz auf einem lastverteilenden Stahlträgerrost. Im Obergeschoss wurden weitspannende Leichtflächenelemente (LFE 280 mit Akustikoberflächentyp 5) von Lignatur mit geringem Eigengewicht und integrierter Beleuchtung verwendet. Sie erfüllen zugleich die hohen Schall- und Brandschutzanforderungen.
Trotz der großen Erweiterungsflächen sollte das Gebäude als einheitlicher Baukörper erkennbar bleiben. Durch die Aufstockung mit gleichzeitiger Vergrößerung des Erdgeschosses auf der Nord- und Südseite konnte die Fassade gestalterisch homogen ausgeführt werden. Darüber hinaus sollten aus den dunklen, innenliegenden Fluren lichtdurchflutete Aufenthaltsbereiche mit freundlicher, heiterer Atmosphäre entstehen.
Offen und farbig
So sorgt südseitig eine überwiegend raumhoch verglaste Pfosten-Riegel-Konstruktion für großzügige Belichtungszonen. Dadurch ist auch ein hohes Maß an Außenbezug gewährleistet. Über eine Dachverglasung gelangt natürliches Licht durch einen Luftraum im Flurbereich des Obergeschosses bis auf die Eingangsebene. Ein einfaches Evakuierungssystem mit vier Notfallrutschen soll im Ernstfall Chaos im Erdgeschoss vermeiden.
Durch die versetzt angeordneten Fensterrahmen wirkt der Erweiterungsbau erfrischend lebendig. Er ist einladend offen durch seine geschosshoch verglaste Fassade. Und er geht nahezu nahtlos in den Bestand über. Mit der bewusst gewählten Offenheit und Farbigkeit wollten die Architekten dem Einfluss des Hauses auf die Schülerinnen und Schüler in ihrer Entwicklung besonders gerecht werden, da die Eindrücke durch das Erleben, Spüren, Empfinden und Wahrnehmen für Behinderte großes Gewicht haben. Diese Grundhaltung drückt sich auch in der Wahl des Fassadenmaterials Schiefer aus. Es fasziniert den Betrachter in seiner vielfältigen Erscheinungsweise. Bei heller Sonne erscheint das sonst dunkle Gebäude fast silbern. Ist die Fassade nass, spiegelt sich die Umgebung in ihr. Diese Lebendigkeit und nicht zuletzt die Verbindung zum Thema Schule – die Schiefertafel ist vielen ein Begriff – macht es sicher oft zum Gesprächsstoff der nun 150 Schüler.
Architekturbüro: Hildebrand + Schwarz, Friedrichshafen Ingenieurbüro: Fecher Rundel Partner, Langenargen
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