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Rauchabzug plus Nachtauskühlung

Entrauchungskonzept für ein Weingut in Kernen im Remstal
Rauchabzug plus Nachtauskühlung

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Rauch- und Wärmeabzugsanlagen gelten häufig als lästige gesetzliche Auflage, die Geld kostet. Wie diese sicherheitstechnischen Anlagen genutzt werden können und wie der Betreiber von einem wirtschaftlich regulierten Energieverbrauch profitiert, zeigt das Beispiel eines schwäbischen Weingutes.

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Das Weingut Wilhelm Kern, gegründet 1903, ist ein familiengeführter traditioneller Winzerbetrieb. Veränderte Einkaufsgewohnheiten der Kundschaft erforderten Flächenerweiterungen und ein optimiertes Präsentationskonzept, das am traditionellen Standort in Fellbach-Schmiden nicht umgesetzt werden konnte. Daher beschloss die Inhaberfamilie einen Neubau und verlagerten den Betrieb in die benachbarte Weinbaugemeinde Kernen im Remstal. Mit dem Neubau konnten alle individuellen Bedürfnisse effizient aufeinander abgestimmt und gestaltet werden.
Das Gebäude besteht aus mehreren Funktionsbereichen für Verwaltung/Büro, Fass- und Flaschenlager, Kommissionierung, Abfüllung, Technik, Vinothek und Weinkeller, die klimatisch zu determinieren waren. Den Planungsauftrag hierfür sicherte sich das Architekturbüro Scheel + Inselsbacher aus Fellbach. Den Auftrag für die Projektsteuerung erhielt das Ingenieurbüro Dipl.-Ing. G. Haack aus Wertheim am Main.
RWA-Konzept
Das Nutzungskonzept des Winzerbetriebes Kern erforderte unterschiedliche Lösungen für den Rauchabzug, die Be- und Entlüftung sowie einen gezielten Tageslichteintrag. Es lag ein umfangreiches Brandschutzkonzept vor, das die Grundlage hinsichtlich der Brandschutzdimensionierung bildete.
Bestandteil des Konzeptes war die Entrauchung nach Industriebaurichtlinie. Hier wurden je nach Raumgröße der geometrische Rauchabzug sowie der aerodynamische Rauchabzug gefordert.
Mit den besonderen Produktionsbedingungen setzten sich die Entrauchungsspezialisten von Essmann im Detail auseinander. Im engen Dialog mit den Planern entwickelten sie ganzheitliche Lösungsansätze für unterschiedliche, sich jedoch beeinflussende Technologiebereiche. Die Detailplanung beinhaltete die Überprüfung des Brandschutzkonzeptes, die Berechnung der erforderlichen Flächen und Volumenströme ebenso wie die der erforderlichen Öffnungen für die Kohlenstoffdioxid-Absaugung. Des Weiteren waren ein Alternativkonzept für Rauchschürzen, die Geräteauswahl und Größenbestimmung für Oberlichter und Lüftungsgeräte sowie eine Steuerungsmatrix für die gewünschte Nachtauskühlung feste Bestandteile der Planungen.
Hierbei wurde deutlich, dass intelligente anlagentechnische Maßnahmen – sofern sie rechtzeitig bedacht und eingeplant werden – nicht nur architektonische Anreize, sondern auch vielfältigen Nutzen bieten. Darüber hinaus spielt die Auslegung und Wirkweise der einzelnen Komponenten eine wesentliche Rolle.
Fasslager
Im freundlich anmutenden Fasslager wird Most erzeugt. Bei der Vergärung von nur einem Liter Most werden ca. 44 Liter Kohlenstoffdioxid CO2 freigesetzt. Weil die Kohlenstoffdioxidgase unsichtbar und schwerer als Luft sind, erfolgt deren Absaugung am Boden. Zur Vermeidung von Unterdruck und Gebäudeschäden muss eine Luftnachströmung erfolgen. Dies wird durch die regensicheren Innenklappen der Allwetterdoppelklappen über das Dach gewährleistet. Entgegen üblicher Entlüftungsfunktion durch Thermik erfolgt die Nachströmung gemäß den CO2 Absaug-Anforderungen.
Die geometrische Rauch- und Wärmeabzugsanlage (RWA) für das Fasslager und auch für die Abfüllhalle wurde mit nach EN DIN 12101 zugelassenen Geräten ausgeführt. Durch die relativ hohe geometrisch erforderliche Rauchableitung wurde im Fasslager außerdem eine optimale Ausleuchtung mit Tageslicht realisiert. Weil diese Geräte einen großen Öffnungsquerschnitt besitzen und mit Lüftungsfunktion ausgestattet sind, war dies die wirtschaftlichste Lösung. Hier spart der Winzer nicht nur Strom für Kunstlicht, es lässt sich so auch täglich energie- und betriebskostenfrei entlüften. Darüber hinaus wurden alle Rauchabzugsgeräte mit nur geringem Mehraufwand für die Nachtauskühlung des Gebäudes ausgerüstet. Durch einfache zeit- und temperaturabhängige Steuerung können die kühlen Nachtstunden zur Auskühlung des Gebäudes genutzt werden.
Abfüllhalle und Flaschenlager
Die Fassade der Abfüllhalle verfügt über großzügige Fensterfronten. So dringt viel Tageslicht ins Gebäude. Zusätzlich sorgen im Dachbereich installierte Lüftungsklappen mit Insektenschutzgittern für Tageslichteinfall von oben. Im Bereich der Abfüllung wird durch die Maschinen ca. 80 kWh Wärme freigesetzt. Dank regensicherer thermischer Entlüftungsgeräte mit zwei Allwetterdoppelklappen (ADK) ist eine wirksame Entlüftung bei jedem Wetter gewährleistet.
Im Flaschenlager werden Flaschen deckenhoch in Weinkisten und -kartons gelagert. Hierfür wurde aufgrund der großen Gebäudefläche ein aerodynamischer Rauchabzug projektiert. Da die Flächen der Tore zur erforderlichen RWA Nachströmung nicht ausreichten, installierte man zusätzlich Zuluftlamellengeräte in die Fassade. Sie wurden in die Steuerung zur Nachtauskühlung integriert und verstärken somit ihre Wirkung.
Oberlichter mit HDS-Schutz
Auf dem Dach sorgen insgesamt 15 Essmann Lichtkuppeln für den gewünschten Tageslichteinfall und die tägliche Entlüftung der Halle. Die Lichtkuppeln werden automatisch angesteuert (230-V-Motoren). Sie sind mit HDS-Schutz (Hagel, Durchsturz- und Sonnen) und Insektenschutzgitter ausgestattet. Der HDS-Schutz für Lichtband und Oberlichter schützt das Kunststoffmaterial vor Hagel und äußeren Beschädigungen. Er besteht aus perforiertem Aluminiumprofilblech und wird im Abstand von 50 mm über den Oberlichtern montiert. Ein weiterer Zusatznutzen liegt im Abhalten von 80 % der Wärmeenergie. Dadurch heizt sich die Halle geringer auf; die Lagerware wird gegen Hitze geschützt. Außerdem sind die Oberlichter so dauerhaft durchsturzsicher. Das Wartungspersonal kann sich auf dem Dach bewegen und muss an diesen Stellen nicht angegurtet sein.
Durch den Einsatz von Insektenschutzgittern wird im Lüftungsfall sichergestellt, dass keine Insekten ins Gebäude gelangen. Alle Insektenschutzgitter können vom Dach aus bequem gereinigt werden. Der Insektenschutz bei den Allwetterdoppelklappen (ADK) liegt in Schubkästen unterhalb der regensicheren inneren Entlüftungsklappen. Im Verladerampenbereich wurde auf dem Dach noch ein Essmann Lichtband installiert. Das Lichtband verfügt ebenfalls über HDS-Schutz.
Der Wein-Baubetrieb mit dem hellen, freundlich gestalteten Neubau erhielt das Prädikat „Höhepunkt der Weinkultur“ des Deutschen Weininstituts.
Planung: Architekturbüro Scheel + Inselsbacher, Fellbach Projektsteuerung: Ingenieurbüro Dipl.-Ing. G. Haack, Wertheim am Main
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