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Dem Feuer die Luft nehmen

Neubau eines Lagergebäudes mit Hochregallager in Balingen
Dem Feuer die Luft nehmen

Firmen im Artikel
Beim Neubau des vollautomatischen Hochregallagers der Firma Kern & Sohn mit 50 000 m3 und 26 m hohen Regalsystemen sah das ursprüngliche Brandschutzkonzept zunächst eine Sprinkleranlage vor. Zum Einsatz kam dann auf Anregung des zuständigen Architekten eine Brandvermeidungstechnologie, die mittels Sauerstoffreduzierung wirkt.

Die häufigste Ursache bei Lagergroßbränden liegt laut Studie des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft in überlasteten Elektronikbauteilen, wie z. B. Antriebsmotoren oder Regalbediengeräten.

Das vollautomatisierte Hochregallager wurde 2015 am Firmenstandort Balingen in Betrieb genommen und umfasst 50 000 m³ mit 26 m hohen Regalsystemen. Präzisionswaagen, Zählwaagen, Wiegehubwaagen, Prüfgewichte und Schichtdickenmessgeräte sowie elektrische Komponenten für die Waagen werden hier logistisch verwaltet und für den weltweiten Versand konfektioniert. Das vollautomatisierte Zentrallager ist in zwei Bereiche aufgeteilt: das Kleinteilelager und das Palettenlager. Speziell beim Kleinteilelager müssen die Regalbediengeräte besonders präzise arbeiten, was bei der großen Höhe der Regale und dem geforderten Arbeitstempo nur mittels einer besonderen Antriebstechnik funktioniert.
Brandrisiko im Hochregallager
Bei Betrachtung des Brandrisikos im neuen Hochregallager von Kern & Sohn geht von den eingelagerten Waagen und Waagenelementen selbst keine Brandgefahr aus. Als selbsttätige Zündquellen kommen, abgesehen von Sabotage, Brandstiftung oder Blitzeinschlag, nur elektrische Bauteile in Frage, wie z. B. das Beleuchtungssystem oder die Fördertechnik. Bei einem Defekt oder einem Kurzschluss können diese einen Brand auslösen.
Innerhalb des Lagers stellen die Verpackungsmaterialien, vornehmlich Kartonagen, eine hohe Brandlast dar. Hohe Regale und schmale Zwischenräume bieten zudem ideale Bedingungen für eine schnelle Brandausbreitung bis unter die Hallendecke und machen eine Brandlöschung mit konventionellen Mitteln wie Schaum oder Wasser schwierig. Eine Löschung in den hohen Ebenen gestaltet sich zudem für die Feuerwehrkräfte als nahezu unmöglich. Ist ein Brand erst richtig ausgebrochen, wäre das Schadensausmaß enorm: Der Verlust der versandfertigen Spezialwaagen sowie der investitionsintensiven Lagertechnik hätte schwerwiegende Folgen in der Prozess- und Lieferkette.
Maßgeschneiderte Lösung
Das ursprüngliche Brandschutzkonzept zum Bauvorhaben sah zunächst eine Sprinkleranlage vor. Der für den Lagerneubau zuständige Architekt hatte während eines anderen Projektes Erfahrungen mit der innovativen Brandvermeidungstechnologie OxyReduct von Wagber gemacht.
Mit ihren Vorteilen überzeugte er Firmenchef Albert Sauter unter anderem mit dem Argument, dass der Einsatz eines Brandvermeidungssystems nicht zu Einschränkungen in der Lagerkapazität führt, wie es bei einem Sprinklersystem der Fall gewesen wäre. Außerdem ist Löschwasseranfall auf den Regalen statisch zu berücksichtigen, was stärker ausgelegte Regalsysteme erfordert hätte. Zudem galt es, im Brandfall Schäden durch Sprinklerwasser zu vermeiden.
Für die Brandvermeidung mittels Sauerstoffreduzierung wurden zwei OxyReduct-Anlagen mit einer Stickstoffproduktionsmenge von je 240 m³/h verbaut.
Voraussetzung für den Betrieb der Anlagen und die Gewährleistung der Energieeffizienz ist eine ausreichende Dichtigkeit der Halle, um eine brandhemmende Schutzatmosphäre zu erzeugen. Aufgrund der vollständigen Automatisierung der Ein- und Auslagerungen wird der Sauerstoffanteil im Lager von 20,9 Vol.-% (normale Umgebungsluft) auf 13,7 Vol.-% reduziert – d. h. unterhalb der Entzündungsgrenze des vorherrschenden Materials. Die Begehbarkeit des Lagers bleibt dennoch für autorisiertes Personal erhalten, um z. B. Wartungsarbeiten durchzuführen.
Zusätzlich sind zur hochsensiblen Brandfrüherkennung Ansaugrauchmelder des Typs ‚Titanus Pro Sens‘ installiert worden. Durch eine permanente Luftprobenentnahme wird eine frühestmögliche Detektion kleinster Partikel sichergestellt, denn schon geringste Mengen Rauch sind für die Waagen schädlich.
Aktive Brandvermeidung als vorbeugende Brandschutzlösung kann sowohl die Ware als auch die Investitionen des Unternehmens nachhaltig schützen und somit die Lieferverpflichtungen sichern.
Katrin Strübe | jo
Architekten:
Waeschle Architekten, Balingen
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