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Von Wellen inspiriert

Umnutzung und Sanierung eines denkmalgeschützten Speicherbaus zu Büros in Hamburg
Von Wellen inspiriert

Der Kaispeicher ist wohl eines der markantesten Gebäude im „Channel Hamburg“ im ehemaligen Industriehafen Hamburg-Harburg. Nun erhielt es für die erfolgreiche Reurbanisierung brachliegender Hafenbereiche eine ebenso attraktive wie effektive Sonnenschutzfassade. Installiert wurde eine dem Sonnenstand nachgeführte Anlage aus textilen Schiebeläden.

Dipl. Ing. (FH) Alexander Strauß | jo

Ein bisschen ist es so, als blicke man auf eine bewegte Wasserfläche, wenn man die Sonnenschutzfassade des Harbuger Kaispeichers betrachtet. Filigrane textile Schiebeläden, in verschiedenen Winkeln zum Gebäude hin und zueinander geneigt, reflektieren das Sonnenlicht. Manche stehen offen und lassen den Blick ins Gebäudeinnere zu.
Die geschlossenen Läden scheinen in Wellenbewegungen die Gebäudefassade herunter zu fließen. Der Eindruck passt zum Standort: Die Kaispeicher am Veritaskai stehen mitten im Harburger Binnenhafen. Dieser flächengrößte Hamburger Stadtteil ist zu einem Synonym für die erfolgreiche Konversion eines historischen Quartiers geworden. Der einstmals renommierte Industriehafen hat sich zum Wirtschafts- und Forschungsstandort und zum In-Viertel entwickelt.
Denkmalgeschützte Altbausubstanz und Neubau
Im Jahr 2002 erwarb die Lorenz Vogler GbR Hamburg die aus separaten Silos bestehende Speicheranlage und begann mit dem Umbau für die Nutzung durch Büros und Gastronomie. Heute stellt der vierteilige Gebäudekomplex eine Mischung aus denkmalgeschützter Altbausubstanz und Neubau dar. Zwei von insgesamt vier Silos wurden entfernt, einer der Rückbauten wurde nach den Plänen der Hamburger Architektin Nina Vogler durch einen gläsernen Neubau ersetzt.
Die beiden anderen historischen und unter Denkmalschutz stehenden Speicherbauten – Silo Zwei und Drei – befinden sich in der Mitte des heutigen Gebäudeensembles. Sie wurden saniert und in ein modernes Bürogebäude umgestaltet. Ausführungsplanung und Bauleitung lagen bei der Stein Plan+Werk GmbH & Co. KG Hamburg.
Filigrane Schutzhülle
Für die Ostfassade des Kaispeichers entwarf Nina Vogler eine Sonnenschutzfassade, die ganz direkt Bezug nimmt auf den Standort:
„Unser Kaispeicher liegt unmittelbar im Harburger Binnenhafen, deshalb haben wir bei der Gestaltung der Sonnenschutzfassade Formen aufgegriffen, die an Wasser, Schiffe und auch an Segel erinnern. Mit den unterschiedlich geneigten Textilelementen greifen wir zudem die Reflexionen des Lichts auf dem Wasser auf. Wir wollten eine filigrane Gebäudehülle zum Schutz gegen direkte Sonneneinstrahlung, und wir wollten eine Fassade, sie sich bewegt, so wie das Element Wasser, das unseren Standort charakterisiert.“
Mit Colt International fanden Investor und Planer einen Partner für die Realisierung ihres Vorhabens, der über weitreichende Erfahrung mit komplexen Sonnenschutzanlagen verfügt. Das Unternehmen baute im Werk zunächst eine Musteranlage in Form einer Kombination aus teils beweglichen und teils feststehenden, mit textilen Membranen bespannten Schiebeläden. Im werkseigenen Testcenter wurden auch alle technischen Erprobungen durchgeführt.
Transparente Netzgittergewebe
Das statisch tragende Grundgerüst für jeden einzelnen Schiebeladen bildet ein eloxierter Aluminiumrahmen. Alle Rahmen sind 3,26 m hoch, ihre Breite beträgt an der Ostfassade 1,24 m – an der Südfassade sind sie etwas breiter. Die Rahmen wurden mit einem Gewebe bespannt, dadurch wirken sie leicht und filigran. Es handelt sich um ein Netzgittergewebe aus Polyester, das beidseitig PVC-beschichtet ist. Diese membranartigen Gewebe, die ein wenig an Segel erinnern, wurden mit einem speziellen Profil-Aufsatz-System auf den Aluminiumrahmen befestigt.
Das Material der Sonnenschutzläden (Ferrari Screen Stamisol FT 381 in Interferenzgrau) ist hochgradig UV-beständig und schwer entflammbar (Brandschutzklasse B1). Seine für den visuellen Komfort wichtigste Eigenschaft jedoch ist die hohe Transparenz. Durch die Beschaffenheit des Gewebes wird direkte Sonneneinstrahlung abgeschirmt, die Durchsicht von innen nach außen ist jedoch gewährleistet. Beide (gewünschten) Effekte optimieren die Behaglichkeit im Gebäudeinnern.
Wechselnde Neigungswinkel
Mit Hilfe einer Konstruktion aus Stahlschwertern und Riegelprofilen wurde die gesamte Sonnenschutzanlage an der Gebäudefassade befestigt. Eine Herausforderung stellten hierbei die verschiedenen Neigungswinkel dar, die der Gesamtanlage ihre typische Erscheinung geben: Die Reihen der Sonnenschutzläden stehen von Etage zu Etage in wechselnden Winkeln zur Gebäudefassade – auf diese Weise entsteht die typische Wellenform, die dem Betrachter den Eindruck gibt, als fließe die vorgehängte Schutzhülle über die Gebäudefassade.
Colt verband unterschiedlich lange Stahlschwerter, die aus der Fassade hervorragen, an ihren Kopfpunkten mit horizontalen Stahl-Riegelprofilen miteinander. Diese Profile wiederum bilden waagerechte Befestigungsachsen, an denen jeweils die Ober- und Unterseite der starren Ladenelemente befestigt wurden. Durch die zwei unterschiedlichen Längen der Stahlschwerter stehen die Rahmen in einem Winkel von plus/minus zehn Grad zur Fassade geneigt.
Schiebeläden auf Rollwagen
An den Stahlprofilen sind außerdem die Führungsschienen für spezielle Rollwagen befestigt, auf denen die beweglichen Rahmen, also die Schiebeläden sich hin und her bewegen. Der Antrieb der Rollwagen erfolgt mit Elektromotoren mittels Riemen. Insgesamt 207 Sonnenschutzläden wurden an der Ostfassade verbaut – davon sind jeweils neun Läden pro Etage beweglich (insgesamt 81 Elemente) und jeweils elf Läden pro Etage starr (insgesamt 99 Elemente). Zusätzlich wurde ein Fassadenstreifen auf der Südseite mit 27 feststehenden Ladenelementen verkleidet.
Die gesamte Anlage erstreckt sich über eine Fassadenfläche von ca. 870 m2 und beschattet die neun Obergeschosse. Dabei wurden die beweglichen Schiebeläden und die starren Elemente jeweils abwechselnd angeordnet: Öffnet sich ein Schiebladen, so gleitet er hinter ein feststehendes Element.
Steuerung nach Sonnenstand
Als Parameter für die Steuerung der beweglichen Schiebeläden wurden der Sonnenstand und aktuelle Witterungsverhältnisse zugrunde gelegt. Die zentrale Steuerung der gesamten Anlage wurde mit festen Zeitfenstern programmiert, so dass im Gebäudeinnern zu jeder Tageszeit eine optimale Verschattung gewährleistet ist. Hinzu kommen automatische Wind- und Frostwächter, die dafür sorgen, dass die Anlage bei extremen Witterungsverhältnissen in die Ruheposition gefahren wird. Handtaster in den Innenräumen geben den Nutzern die Möglichkeit, die Schiebeläden nach individuellen Wünschen zu positionieren.
Ausführungsplanung und Bauleitung:
Stein Plan + Werk GmbH + Co. KG, Hamburg
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