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„Urhütte“ mit moderner Technik

Sanierung zum PlusEnergie-Haus in Innerberg bei Bern
„Urhütte“ mit moderner Technik

Der Bieler Architekt Urs Luedi konnte bei der Sanierung zum PlusEnergiehaus das Ambiente aus den 70er Jahren erhalten. Maßgefertigte PV-Module und spezielle Dachfenster sind Teil eines Solardachsystems. Ausgezeichnet wurde das Wohnhaus mit dem Norman Foster Solar Award.

Jörg Pfäffinger | be

Das Haus aus den 70er-Jahren wurde bis ins Detail vorbildlich renoviert. Die neue Gebäudehülle korrigiert willkürlich eingesetzte Dachflächenfenster und integriert sie nun bündig, geordnet und beinahe unsichtbar. Die Photovoltaikelemente auf der Südseite sind fein proportioniert und passgenau eingesetzt. Sie harmonieren in Farbe und Form mit dem übrigen Dach und geben dem Haus seinen ursprünglichen Charakter zurück. Der Einsatz neuer Technologie tritt hier angenehm dezent in den Hintergrund. Dank optimaler Ausnutzung der gesamten Südwest-Dachfläche weist der PlusEnergie-Bau eine Eigenenergieversorgung von 125 % auf.
Solare Energieversorgung
Das Schweizer Atomkraftwerk Mühleberg steht in Sichtweite des 1974 erbauten Einfamilienhauses, das darüber hinaus einen weiten Blick in das Berner Oberland gewährt. Der Hausherr hat sich stark für den Atomausstieg seines Landes engagiert und wollte mit der von ihm beauftragten Sanierung von Architekt Urs Luedi energetische Impulse setzen. Dabei ergaben verschiedene Maßnahmen ein PlusEnergie-Gebäude, dessen Energiebedarf von ehemals 60 723 kWh/a auf 17 185 kWh/a reduziert werden konnte. Durch PV- und Solartechnik ergibt sich jetzt ein jährlicher Solarstromüberschuss von 4 355 kWh/a und damit eine Eigenenergieversorgung von 21 540 kWh/a, was 125 % bedeutet. Im PV-Bereich mit 15 kWp ist eine Leistung von 16 500 kWh/a berechnet, in der Solarthermie 5 040 kWh/a.
Zentrales Gestaltungselement sind die beherrschenden Dachflächen, die an ihrer Südwestseite mit 103 m2 PV- und 10,8 m2 thermischen Kollektoren zur Warmwasseraufbereitung für Wärmepumpenheizung und Brauchwasser (im oberen Dachbereich) die neue Energiegewinnung sicher stellen. Damit dort ein homogener Gesamteindruck entsteht, wurden die monokristallinen PV-Module in den schrägen Bereichen maßgefertigt, die übrigen sind aus der Serienproduktion.
Das Indachsystem ist auf einer 80 mm-Lattung aufgebracht, um eine gute Hinterlüftung und damit Kühlung der PV-Elemente zu gewährleisten. Es folgt eine 60 mm-Weichfaserplatte als Unterdachdämmung, dann eine Zwischensparrendämmung über der bereits im Altbau vorhandenen Dämmschicht. Diese Kombination ergibt einen U-Wert von 0,16 W/m2K, vorgeschrieben sind in der Schweiz bei Sanierungen mindestens 0,25 W/m2K im Dach. Das MegaSlate Solardachsystem wird von Meyer Burger Technology Ltd. angeboten.
Besonderheit der Dachsanierung sind neben der Maßfertigung der PV-Elemente die flächenbündigen Dachfenster, die als öffenbare Stufenglasfenster mit Dreifachverglasung ausgeführt und auf die PV-Module abgestimmt sind. Sie werden vom PV-Hersteller in Kooperation mit einem Fensterunternehmen angeboten, sichern mit einer zusätzlich integrierten Festverglasung im Obergeschoss einen erhöhten Tageslichtanteil und ersetzen die älteren und kleineren Fenster.
„Die solare Energieerzeugung ist vorbildlich in den Bau integriert. Die maßgefertigten PV-Elemente garantieren ihre Integration als perfekten Dachbestandteil und die flächenbündigen Dachoberlichter sind für den Betrachter kaum sichtbar. Die West-, Nord- und Ostdachflächen sind mit Faserzementplatten ausgestattet, welche farblich auf die PV-Elemente abgestimmt sind. All diese Faktoren tragen zu der harmonischen Gesamterscheinung des Hauses bei“, sagt Architekt Urs Luedi.
Er weist auf handwerklich anspruchsvolle Details hin: z. B. dass die Fugenbilder und die Übergänge von Holz zum Dach äußerst präzise gesetzt sind. Auch ist die Traufausbildung der PV-Module am Dach mit Untersicht und Rinne ausgeführt. Die Außenführung der Module erfolgt auf einer Schiene, die das Wasser gut abfließen lässt. Die Faserzementplatten wurden ohne sichtbare Schrauben montiert.
Energiebedarf um 72 % reduziert
Nicht nur auf dem fast bis zum Boden reichenden Dach ging es um Energie-Effizienz, auch waren im Erdgeschoss die großformatigen Panoramafenster mit Schiebetüren auszutauschen. Statt lediglich auf eine Dreischeiben-Verglasung aufzurüsten, wurden die Holzfenster aus ihrer früheren Position zwischen Holzpfosten, die im 1,50 m-Raster positioniert sind, hinter diese gesetzt.
Es hatten sich erste Feuchteschäden gebildet, die eine wärmebrückenfreie Montage nötig machten – jetzt sorgt zusätzlich eine spezielle Folie für Dichtheit. Durch die ausladenden Vordächer ist eine Verschattung der Fenster nicht notwendig und darüber hinaus sind sie regengeschützt. Damit das Tageslicht besser in die Räume gelangen kann, wurden Decken und Gebälk weiß gestrichen.
Die Stauräume der Dachschräge werden als Kleiderschränke, Vorratsräume und Weinlager genutzt, zusätzlich fungieren Sie als Pufferung bzw. ergänzende Außenwand-Dämmung. Die frühere Ölheizung wurde durch eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sowie eine kleine Wärmepumpe mit 5 kW ersetzt. In der Dachkonstruktion ergaben sich Möglichkeiten zur Führung der Lüftungsrohre und notwendigen Luft-Ein- und Auslässe, die Lüftungsanlage wurde im Dachboden untergebracht. Der Kamin erhielt eine separate Zuführung der Verbrennungsluft.
Zur Bausubstanz sagte Luedi: „Das Objekt weist eine schöne Grundstruktur auf, es ist auf einem Stützenraster aufgebaut, den wir vom Holzbau her kennen. Das Dach, das bis zum Boden herunter reicht, hat mich überzeugt, es wirkt wie eine Urhütte. Ich bin froh, dass wir heute wieder zum Schrägdach stehen können und der Trend zu Solaranlagen fördert dies noch. Ich finde ein derartiges Äußeres lebendig. Natürlich hatte der Dachdecker hier die größte Arbeit. Es ging um eine möglichst einheitliche Darstellung
der Pyramidenform. Und schließlich war das Haus während der Arbeiten bewohnt.“
Architekt: Urs Luedi, Biel, CH
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